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2030 - Radio Freies Ertrus

Titel: 2030 - Radio Freies Ertrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinfällig wirkender Händler war.
    Die erste Kandidatin für das Amt des Präsidenten trat in den Mittelpunkt der Mulde, eine Ertruserin mit einem auffälligen blonden Pagenschnitt. Es war eine Beamtin der früheren Regierung, die den Untergang der Hauptstadt durch Zufall überstanden hatte.
    Rhodan folgte kommentarlos dem Vortrag, den die Beamtin hielt. Er hatte sich entschlossen, in den Wahlvorgang nicht persönlich einzugreifen, sondern lediglich bei der Vereidigung in den Mittelpunkt zu treten.
    Einige weitere Frauen und Männer folgten, manche kandidierten lediglich für ein Amt in dem zu benennenden Untergrundkabinett, andere versuchten sich an einer Beurteilung der Lage.
    Das Auditorium, das zu jeder Zeit aus zehntausend oder mehr Personen bestand, begleitete die Debatte mit großer Leidenschaft.
    Der letzte Bewerber, der in der Mulde sprach, war Kim Tasmaene. Als der ehemalige Bürgermeister von Fin Calley in die Runde trat, lief ein Raunen durch die Reihen der Ertruser. „... Tasmaene, aus Fin Calley ... - Hast du gesehen, mit wem er ...? Mit einer Herde Ti'Rakka, und auch Rhodan war dabei... - Das kann doch nicht..."
    Die Vorstellung der Kandidaten endete vor Einbruch der Dämmerung.
    Die Ertruser führten eine offene Abstimmung durch, von Tasmaene organisiert. Weit über den einsehbaren Bereich der Mulde hinaus drängten sich dicht an dicht die ertrusischen Riesen.
    Die Wahl wurde per einfachem Handzeichen vorgenommen. In der Gor-Oase von Chug standen weder Papier noch elektronische Auswertungsgeräte zur Verfügung; es war keine sehr exakte Methode, doch Rhodan war überzeugt, daß sie unter den gegebenen Umständen eine demokratische, legitime Variante darstellte.
    Wer immer den Sieg davontrug, Rhodan würde die Person mit allem konstitutionellen Ernst vereidigen.
    Die Auszählung dauerte eine Stunde. Viele der menschlichen Riesen wippten unruhig an ihren Plätzen, fühlten sich auf die Folter gespannt, machten mit schrillen Pfiffen ihrem Unmut Luft.
    Am Ende war es nicht der ehemalige Bürgermeister von Fin Calley, der in die Mitte der Mulde trat, sondern die erste der Kandidaten, die Beamtin aus Baretus mit dem auffälligen Pagenschnitt. „Ich habe die Ehre, das gültige Endergebnis der ersten Wahl zur Untergrundregierung Ertrus zu verkünden. Wir schreiben den 15. Oktober 1303 NGZ. Die Wahlbeteiligung liegt bei 14.099 Stimmen, allesamt gültig ..."
    „Na los!" brüllte ein riesenhafter Ertruser dazwischen. „Das Ergebnis!"
    „... ohne daß dem Wahlkomitee ein Fall der Stimmenthaltung bekannt geworden wäre. In unseren Reihen befindet sich ein terranischer Gast, der jedoch nicht stimmberechtigt ist und der in der Gesamtzahl der Anwesenden nicht berücksichtigt wurde." Die Beamtin ließ einen Moment lang ihre Worte wirken, sie kostete die Sekunden aus, dann verkündete sie: „Der Sieger der Präsidentenwahl ist mit 71,10 Prozent aller Stimmen Kim Tasmaene. Kim Tasmaene ist hiermit zum ersten Präsidenten der Untergrundregierung Ertrus gewählt."
    Rhodan vernahm einen kollektiven Laut der Erleichterung. „Ich bitte nun den zu vereidigenden Präsidenten Kim Tasmaene nach vorn."
    Es wurde totenstill, unterbrochen nur von dem Grollen eines fernen Vulkanausbruchs, als der kleinwüchsige, enorm breite Mann in seiner braunen martialischen Lederbekleidung in die Mitte der Runde trat. „Ich bitte weiterhin Perry Rhodan nach vorn, um die offizielle Vereidigung vorzunehmen."
    Rhodan kletterte von der Felsengalerie nach unten. Die Ertruser ließen ihn trotz der großen Enge passieren, einige Male wurde er kurzerhand über die Köpfe der Riesen hinweggehoben.
    Dann trat er in die Mitte. Der ferne Vulkan schleuderte einen glühenden Auswurf in die Atmosphäre, eine Farbenorgie in Rot und Orange, ein ertrusisches Feuerwerk.
    Rhodan hatte sich lange überlegt, was er tun konnte, um der spartanischen Zeremonie etwas Besonderes zu verleihen.
    Die Beamtin verließ das Rund, und er blieb allein mit Kim Tasmaene im Mittelpunkt der Mulde zurück, erwartungsvoll beäugt von 14.099 Ertrusern, die ihr Leben riskiert hatten, um diesen Augenblick zu erleben.
    Es gab keine Raumschiffe, die Salut flogen; keine Staatsoberhäupter aus Andromeda und keine Urkunden. Dennoch war es einer der ergreifendsten Momente, an die Perry Rhodan sich erinnerte.
    Er legte die Hand an den Schalter seines Gravoabsorbers und löste die Sicherung, die ein unbeabsichtigtes Kippen des Hebels verhindern sollte.
     
    14.
     
    Radio Freies Ertrus

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