2031 - Die Sprinter von Ertrus
Ehrenkodexes hatten sie stets ein solches Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung abgelehnt. „Das darf nicht bekanntwerden." Forman knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen.
Ihm war klar, was der illegale ertrusische Präsident beabsichtigte. Er wollte den Arkoniden Angst einjagen und ihnen deutlich machen, daß jeder, der für die Greueltaten mitverantwortlich war, hingerichtet wurde. Das würde die Moral von Formans Untergebenen keineswegs heben; vor allem die Kolonialen waren in seinen Augen größtenteils abergläubische Feiglinge, die an ihrem erbärmlichen Leben hingen. Sie würden sich gegenseitig anstecken und hochschaukeln mit ihrer Furcht, und Forman da Ricces Plan wäre endgültig gescheitert.
Und damit seine Karriere. Keine Unterwerfung, kein Perry Rhodan - das durfte nicht geschehen!
Hastig gab der Tato Befehle. Die Leichen wurden beseitigt, die Truppen abgelenkt durch pausenlose Einsätze gegen die Widerstandskämpfer.
*
Zwei Tage schaffte er es, daß nichts durchsickerte. Zwei Tage, in denen der Tato Hoffnung schöpfte, daß sein Plan aufging. Früher oder später mußte der Widerstand zusammenbrechen, vor allem bei den Zivilisten.
Gerade bei den Demonstrationen war deutlich ersichtlich, daß sie zusehends an die Grenze kamen. Allmählich zermürbten sie; dann würde es endlich die ersten brauchbaren Kollaborateure geben.
Und dann würde der Tato einen weiteren Schlag führen. Ihm war klar, daß die Rebellen in ihren Verstecken in den Städten kaum auszuheben waren.
Aber sie waren auf den Nachschub vom Land angewiesen, auf Verstecke, Kontakte.
Forman würde eine riesige Staffel losschicken, die die Nester in den Dörfern aushob, die Bauern und Prospektoren in Lager zusammentrieb, die Fabriken zerstörte. Wenn nötig, würde er ganze Gebiete einäschern, allen voran dieses verwinkelte Gebirge, das sie Buckliger Reiter nannten.
Wenn Ertrus anders nicht zu unterwerfen war, mußte es eben so sein.
Kraschyn hatte das schon ganz richtig erkannt. Wütend rieb Forman seine Hände.
*
Aus naheliegenden Gründen waren seine Untergebenen gegen diese Vorgehensweise. Sie rechneten ihrem Vorgesetzten andauernd vor, was für neue Kosten - und vor allem wirtschaftliche Verluste - seine Aktivitäten bringen würden.
Ständig schlugen sie eine neue Strategie vor, eine gemäßigte Politik, um die Wogen zu glätten und die Ertruser auf andere Weise zur Zusammenarbeit zu bringen. Immerhin sollte das Kreit-System so schnell wie möglich wirtschaftlich genutzt werden.
Aber das interessierte den Tato nicht mehr. Niemand durfte es wagen, sich seinen Plänen entgegenzustellen. Er fühlte sich persönlich gekränkt.
Die Ertruser hatten ihn herausgefordert, und das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Er würde ihnen zeigen, wer der Meister war.
Erneut wurde ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht. Alle Bemühungen, den wahren Hintergrund der Demonstrationen zu verschleiern, waren vergebens.
Am 21. Oktober meldete sich Radio Freies Ertrus in aller Öffentlichkeit.
Ohne pathetische Vorreden wurden die Aufnahmen der bisher getöteten Soldaten gezeigt und dazu eine viel längere Namensliste abgespult.
Das schlimmste für den arkonidischen Kommandanten: Am rechten oberen Bildrand war permanent Tato Forman da Ricces Konterfei eingeblendet. „Dies hier", erscholl es volltönend auf allen öffentlichen Plätzen und vom privaten Trivid, „sind die Peiniger unseres Volkes. Sie haben Väter und Mütter ihren Kindern entrissen, gefoltert und öffentlich unschuldige Zivilisten ermordet. Sie fühlten sich dabei sicher. Sie haben sich amüsiert und gelacht."
Das Bild wechselte. Kim Tasmaenes kantiger Schädel erschien, seine stahlblauen Augen unter den buschigen Brauen schienen jeden einzelnen Zuschauer direkt anzusehen. Jeder Betrachter deutete diesen Blick entsprechend: die Ertruser als aufmunternd und tröstlich; die Invasoren als eiskalt und kompromißlos. „Wir wissen, wer ihr seid", sagte der Präsident der Freien Regierung Ertrus mit unverhüllter Drohung in der tiefen Stimme. „Und wir wissen, wo ihr seid. Ab jetzt ist keiner von euch mehr sicher Nirgends."
8.
Buckliger Reiter, 20. Oktober: ein irrer Plan +Empfang+ von */*uya4/*: Bericht?
Von */*/dd0b/* an */*/z5hgg7/*: Entwicklungen gehen in unerwünschte Richtung. Befürchte negative Konsequenzen. +gesendet+ +Empfang+ von */*uya4/*: Inwiefern?
Von */*/dd0b/* an */*/z5hgg7/*: Momentan besser keinen Kontakt. Melde mich.
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