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2032 - Suche in der Silberwolke

Titel: 2032 - Suche in der Silberwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sind? Einem Kym-Jorier? Daß es somit zu einem Wettlauf um den Kym-Jorier kommt, um einen Kampf um alles oder nichts?
    Es war nur eine Spekulation. Nicht mehr. Es gab keinerlei Beweise, noch nicht einmal einen Hinweis darauf, daß es so war. Dennoch war nicht auszuschließen, daß auch die Mundänen auf der Jagd nach einem Kym-Jorier waren, daß er das einzige und alles entscheidende Ziel für sie war. „Was ist los mit dir?" fragte Tek. „Bist du okay?"
    Atlan blickte auf. „Entschuldige", bat er. „Was war dein Vorschlag? Ich fürchte, ich habe nicht gut genug zugehört."
    Ronald Tekener ging darüber hinweg. Doch er ließ Atlan nicht aus den Augen. Der Mann mit den Lashat-Narben hatte eine ungewöhnliche Beobachtungsgabe, und er kannte den Arkoniden so gut wie kaum ein anderer. Er glaubte, dessen Gedanken erraten zu können. „Mein Vorschlag ist, einen der Mundänen-Räumer zu kapern", sagte er ruhig, so als sei nichts vorgefallen. „Immerhin orten wir immer wieder schemenhaft einen von ihnen, so daß es möglich sein müßte, ein Einsatzkommando an sie heranzubringen. Wir könnten sogar mit der ganzen Kapazität der SOL zuschlagen, alle Erkenntnisse der Mundänen an uns bringen und wieder verschwinden."
    Der Arkonide ließ sich Zeit, obwohl sein Logiksektor längst ein Urteil gefällt hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Das funktioniert nicht und ist viel zu riskant für uns", entgegnete er. „Wenn wir die Mundänen orten und uns an sie heranpirschen können, können sie es umgekehrt auch. Wir können nicht alles aufs Spiel setzen."
    „Einen anderen Ausweg weiß ich nicht. Abgesehen von dem Einsatz der Beiboote."
    „Ich zur Zeit ebensowenig", gestand Atlan. Die Blicke aus seinen rötlichen Augen richteten sich auf den geheimnisvollen Kokon, der mitten in der Zentrale schwebte. Von ihm war offenbar keine Hilfe zu erwarten. „Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, um in Ruhe einen vernünftigen Plan entwickeln und ausarbeiten zu können."
    Er wollte den Plan des Smilers nicht komplett ablehnen, sondern unterbreitete ihn SENECA. Die Beurteilung lag schon wenig später vor. Der Hauptcomputer der SOL errechnete eine nahezu hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, daß eine Mundänen-Besatzung eher das eigene Schiff sprengen würde, als eine Kaperung zuzulassen. „Das Resultat wäre, daß die SOL nicht in den Besitz mundänischer Aufzeichnungen gelangt, daß wertvolle Zeit verlorengeht", führte SENECA aus, „und daß das Leben der Kapermannschaft geopfert wird."
    Danach verwarf Ronald Tekener seinen Plan. Er war ein Spieler, der bereit war, ein hohes Risiko einzugehen, aber für ihn war es stets ein sorgfältig kalkuliertes Risiko. Auf ein Spiel, bei dem er nur verlieren konnte, ließ er sich grundsätzlich nicht ein. „Wir werden eine andere Lösung finden", gab sich der Arkonide zuversichtlich.
    Angestrengt beobachtete er die Holos der Ortung, soweit ihm dies möglich war. Auf den Monitoren zeichnete sich - abgesehen von Flimmern und verwaschenen Flecken - so gut wie nichts ab. Er ging zu Viena Zakata. „Zur Zeit sind wir so gut wie blind", eröffnete ihm der Ortungsleitoffizier. „In den letzten Minuten haben uns besonders intensive Fünf-D- und Schwerkraft-Strömungen innerhalb der Wolke erfaßt. Sie sind dafür verantwortlich."
    Ronald Tekener kam zu ihm. In seinem von Narben gezeichneten Gesicht bewegte sich kein Muskel. Fast schien es, als trage er eine Maske. „Jetzt wird es kritisch", sagte er voraus. „Was ist mit den Beibooten?
    Warum zögerst du?"
    „Hast du vergessen, daß nur knapp zwanzig Prozent der Sonden zurückgekehrt sind?" Der Arkonide bewegte die Lider schneller als sonst.
    Tränen der Erregung hingen in seinen Wimpern. „Die Besatzungen der Beiboote haben sicher eine bessere Chance. Dennoch müssen wir mit Verlusten rechnen."
    „Das war mir von Anfang an klar. Wir setzen Menschenleben aufs Spiel, wenn wir die Beiboote einsetzen. Eben deshalb habe ich den Vorschlag gemacht, einen Mundänen-Raumer zu kapern. Wir sollten allerdings damit warten, bis wir gar keine andere Möglichkeit mehr haben. Wenn es soweit ist, werde ich an Bord eines Beibootes sein."
    Atlan spürte eine wachsende innere Anspannung. Er meinte fühlen zu können, daß sich ihnen etwas näherte, und für einen kurzen Moment hatte er die Vision, Auroch-Maxo sende gezielt hochkonzentrierte 5-D- und Schwerkraftfelder aus, um die SOL damit zu umringen.
    Unsinn! meldete sich der Logiksektor. Eine Täuschung.

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