2033 - Tod im Türkisozean
Bedrohlichem, unendlich Bösem, das von außerhalb auf die Welt der schwimmenden Inzaila herabstoßen wollte.
Die Rautak-Fischer blickten schreckensstarr zu dem gewaltigen Zackenzylinder hoch - und bemerkten nicht, daß die eigentliche Gefahr von woanders kam.
Und als Sarugrin in ihrem im Sturmwind gefährlich hin und her schaukelnden Hochsitz die heranrasende Flutwelle bemerkte, war es bereits zu spät. „Schleppnetz kappen!" brüllte Sarugrin. „Macht schnell, oder wir kentern!"
Aber den Rautak blieb keine Zeit mehr, das schwere, mardimengefüllte Schleppnetz zu kappen. Es blieb ihnen nicht einmal Zeit, sich selbst mit Tauen festzubinden, um so vielleicht die berghohe Flutwelle zu durchtauchen, die als graue Wasserwand auf sie zudonnerte.
Die mit einem Lidschlag heran war. Die das Boot hochhob und zerschmetterte.
Die weiterraste, während die nachfolgenden Wellenberge über den Trümmern des Bootes zusammenschlugen und abgrundtiefe Wellentäler jene Fischer verschluckten, die den Moment des Aufpralls überlebt hatten.
Jamaske war eine davon. Und irgendwo trieb Sarugrin, die sich verzweifelt an die Reste des zersplitterten Segelmasts klammerte - und zusammen mit diesen Resten versank.
Jamaske kämpfte keuchend und ständig Wasser schluckend gegen die Umklammerung durch die beißenden Fluten. Ein Sog aus der Tiefe riß ihr die zerfetzte Kleidung vom Leib, zerrte sie einmal in diese, einmal in jene Richtung, als würde sich eine ganze Herde mörderischer Greifkraken um die schon sichere Beute streiten. Und besonders zerrte sie der Sog nach unten.
Ist das mein Hauchmén Zovirasch? fuhr es Jamaske durch den Kopf. Ist dies das Ende der Welt? Die Welt war nur nasses Grau in nassem Grau.
Jamaske wurde von einem Brecher hoch in die Luft geschleudert und stürzte in die brüllende See zurück. Sie versuchte noch immer, sich gegen das unabwendbare Schicksal zu wehren, sie versuchte zu schwimmen und konnte sich wirklich einige Zeit über Wasser halten - bevor sie von einem Trümmerstück des Bootes am Hinterkopf getroffen wurde und die Besinnung verlor.
Jamaske fand ihre Besinnung erst wieder, als sie von einem Strudel schon weit hinab in die Tiefe gerissen worden war - aber nur, um zu erkennen, daß sie keine Chance mehr hatte.
Jamaske gab auf. Ihre leergekeuchten Lungen füllten sich mit Wasser, während sie mit weit aufgerissenen Augen auf einige leuchtende Schemen starrte, die durch die lichtlosen Weiten der Tiefsee schwammen.
Was ist das? dachte Jamaske. Kommen sie mich holen?
Dann dachte Jamaske nichts mehr. Jamaske, die Fischerin, war ertrunken.
6.
Das Flimmernetz
Paumyr streckte ihre Fühler aus. Es waren Fühler aus purer Hyperenergie - und sie dienten der Inselintelligenz keineswegs nur als Sinnesorgane zum Abtasten des ultrahochfrequenten Spektrums der Auroch-Maxo-Dunkelwolke.
Man konnte Paumyrs hyperenergetische Ableger auch als enorme Tentakel sehen, mit denen die Inzaila Milliarden von Kilometern in den psigeladenen Raum griff. Oder als Wurzeln.
Als fünfdimensionale Wurzeln, die hinauf in den silbernen Himmel von Auroch-Maxo-55 reichten - und weit darüber hinaus.
Paumyr selbst nannte jene Teile ihres schwer begreiflichen Körpers, die über das Standardkontinuum hinausragten, ihre „Flimmerwurzeln".
Die Flimmerwurzeln waren ein fein verästeltes 5-D-Geflecht, über das Paumyr das lebenspendende Tzan'dhu aus dem gewaltigen UHF-Pool der Dunkelwolke saugte. So, wie die unterseeischen Kammwurzelwälder ihres sichtbaren Körpers den Türkisozean von Auroch-Maxo-55 nach Schwebstoffen abgrasten, so führten die bis zu zehn Lichtstunden in die Dunkelwolke hinausreichenden Flirnmerwurzeln der uralten Inzaila ständig psionische Energie zu.
Psionische Energie, die sie in ihren mentalen Projektionsdepots speicherte, mit der sie sich im Standardraum und in den darüber hinausführenden Sphären fortbewegte und die sie für den Tag ihrer Vereinigung mit einer anderen Inzaila aufsparte. Für den Tag aus Leben und Tod, wenn eine neue Inzaila-Onda entstand und durch Alshma Ventor, das Schlafende Licht, nach INSHARAM aufstieg.
Vielleicht war dieser Tag näher, als es Paumyr lieb sein konnte.
Denn in der Schmetterlingswolke herrschte Aufruhr.
Feindliche Raumschiffe durchstreiften zu Tausenden den mattglimmenden Reflexionsnebel im Tauu-Sektor, der Paumyr und ihren Gefährten so lange als sicheres Versteck gedient hatte.
Als Versteck für sich selbst. Und für den Schatz, den Paumyr
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