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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sonderlich aufregend, noch konnte man ihre brüchigen, graubraunen Schuppen zu Schmuck weiterverarbeiten. Zulmfische gab es häufig, aber Mardimen waren wie ein Geschenk Paumyrs, und darum plädierte Jamaske heftig dafür, die grobmaschigen Netze auszuwerfen, um Jagd auf die kostbaren Fische zu machen, von deren Existenz in den Lagunen sie überzeugt war.
    Was aber bedeutete, daß sie sich die Zulmfische entgehen lassen würden, denn mehrere verschiedene Netze konnte die kleine Fanggruppe unmöglich auswerfen, ohne sich dabei selbst zu behindern und möglicherweise die ganze Fangfahrt scheitern zu lassen.
    Jamaskes Vorschlag sorgte für böses Blut.
    Vier der fünf Männer - Borphin, Nennak, Sarander und Jirsak - sprachen sich vehement für die feinmaschigen Netze aus, die immerhin die Sicherheit eines ordentlichen Fangs bieten würden statt die nur Ungewisse Hoffnung auf irgendwelche vielleicht in der Tiefe vorhandenen Luxusfische. Die drei anderen Frauen - Ingray, Sarugrin und Immerit - unterstützten Jamaskes Ansicht. Die Entscheidung lag also beim fünften und schweigsamsten Mann der Fanggruppe: bei Henno.
    Der schlanke, alterslos wirkende Fischer mit den hervorstehenden Backenknochen und den zu groß geratenen, ständig auf- und zuklappenden Lippen, die seinem Gesicht etwas von den grotesken Zügen eines Staunkönigs verliehen, sah seine Kameraden der Reihe nach an und drehte sich dann zu Jamaske um. „Du hast uns sicher in diese Lagunen geführt, Sturmschwester", sagte er. „Obwohl ich während dieses tollkühnen Wellenritts nicht nur einmal zu Paumyr gebetet habe, weil ich den nassen Tod vor Augen sah. Du wirst uns auch sicher zu unserer Beute führen, Jamaske. Ich vertraue dir. Ich wähle die Netze der Schwester, die den Tanz der Klippen deuten kann."
    Das war wahrscheinlich die längste Rede, die der fischgesichtige Henno in seinem ganzen Leben gehalten hatte, und die Beschimpfungen, mit denen die vier anderen Fischer ihren abtrünnigen Kameraden bedachten, waren so blumig und phantasievoll, daß sich Jamaske ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Na, dann los!" rief sie vergnügt. „Werfen wir die Netze aus. Das gibt einen blutigen Fang!"
    „Eine blutige Nase wirst du dir holen, wenn wir keine Mardimen fangen!" keifte Borphin. „Und sobald wir auf Paumyr zurück sind, suche ich mir eine andere Fanggruppe!"
    „Bitte, bitte, Borphin", spottete Jamaske, die sich bereits daranmachte, die in den Auslegerbojen des Katamarans verstauten Netze mit einem Seil herauszuziehen. „Bitte tu uns den Gefallen! Dann könnten wir in Zukunft endlich wieder ordentlich rudern, statt uns deinem lahmen Tempo anzupassen."
    „Ich und ein lahmes Tempo ...", wollte Borphin aufbrausen, aber Sarugrin, die sich nicht am Auswerfen der Netze beteiligte, wies ihn mit einem scharfen Zuruf aus ihrem Hochsitz zurecht: „Nicht jetzt, Borphin! Wir sind auf Fangfahrt. Heb deinen Groll für zu Hause auf!"
    Borphin wandte sich beleidigt den Netzen zu, und während Sarugrin das Lagunenwasser auslotete, warf der Rest der Fanggruppe schweigend und konzentriert - endlich wieder konzentriert - die Netze aus.
    Unten im Wasser huschten schattenhafte Phantome hin und her. Phantome, die in Wahrheit aus Hunderten und Tausenden Einzellebewesen bestanden. Die rotschuppigen Fische schwammen neugierig auf die Netze aus Pflanzenfasern zu, die langsam in die Tiefe sanken, während das Boot der Rautak genauso langsam wieder Fahrt aufnahm.
    Die meisten von ihnen schwammen in ihren Tod.
     
    *
     
    Dieser Fang würde in die Geschichte der Paumyr-Rautak eingehen.
    Dieser Fang würde noch viele Perioden lang das Hauptthema beim Rundgerede sein. Seit Rautak-Gedenken hatte es keinen solchen Fischfang mehr gegeben.
    Das große Schleppnetz zwischen den beiden Kanus des Doppelrumpfboots drohte durch das Gewicht der unter freiem Silberschirm leuchtendrot funkelnden Mardimen zu zerreißen, so daß sich die Fanggruppe schweren Herzens entschließen mußte, einige der seltenen Fische in den Türkisozean zurückzuwerfen.
    Sogar die Schwimmkörper der Ausleger wurden mit Mardimen gefüllt.
    Jamaske und Ingray schwammen hinaus und zogen mit einem entlang den Auslegerstämmen geführten Seil in pflanzliches Segeltuch eingewickelte Bündel voller zum Teil noch lebender, zuckender Mardimen hinüber, um sie in den Hohlräumen der gegerbten Walnieren zu verstauen. Die Netze, die ursprünglich darin gelegen hatten, warfen sie einfach über Bord.
    Netze waren wertvoll. Aber

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