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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Unterweisung zu lauschen und ihre Worte zu diskutieren und zu deuten, durften sich nicht mit den anderen Rautak vermischen.
    Latruiz hätte auf einer anderen Inzaila leben können, ja sogar auf einer anderen Welt in der Schmetterlingswolke, er wäre für Jamaske genauso unerreichbar gewesen wie jetzt, da sie wußte, daß er wahrscheinlich nur wenige hundert Meter von den Ruhekavernen entfernt im Inneren Paumyrs wohnte.
    Der Wolkenwal war nur noch ein fernes Flimmern am Horizont hinter dem Boot, eine Luft-Turbulenz über dem leicht bewegten Wasser des Türkisozeans, als schräg voraus die Lagunen von Irb Sanclis in Sicht kamen. Das heißt: nicht die Lagunen selbst, sondern das Labyrinth der wandernden Korallenriffe, von denen sie umschlossen wurden. Jamaske sah dem hoch aufragenden und dann wieder in den Fluten versinkenden Felsengewirr mit einem grimmigen Lächeln entgegen.
    Für sie hatten die hüpfenden Felsen von Irb Sanclis ihr Geheimnis verloren!
    Jamaske wußte genau, nach welchem Muster, in welchem Rhythmus sich die spitzen Korallenriffe verschoben. Diesen Tanz kannte sie jetzt! Der an sich lebensbedrohliche Reigen der gischtenden Felsen, die ein Boot leicht zum Kentern bringen oder aber einfach zwischen sich zermalmen konnten, war für Jamaske so durchschaubar geworden wie die Eingeweide eines Schlinggrundlers. Und ohne nachzudenken, ohne sich zu fragen, woher sie die Gewißheit nahm, einem dunklen und vieldeutigen Traum derart zu vertrauen, übernahm sie Sarugrins Rolle und rief den Rautak-Fischern ihre Kommandos zu.
    Die prompt von allen - sogar von Borphin - befolgt wurden.
    Lag es an ihrem Tonfall? Lag es daran, daß sie zu jener sicheren, nicht einmal sonderlich lauten Stimme zurückgefunden hatte, die stets auch dann aus ihr sprach, wenn ihr „innerer Flimmerkompaß" angeschlagen hatte?
    Jedenfalls erhob keiner der Rautak-Fischer Einspruch gegen Jamaskes gerufene Navigationsanweisungen - auch wenn es manchmal so aussah, als ob sie ihr Kurs direkt auf ein algenüberwachsenes Korallenriff zuführen würde. Aber sobald das Boot näher kam, so nahe, daß sogar die winzigen Klammermuscheln und Nadelkrebse auf der zerklüfteten Oberfläche eines Riffs zu sehen waren, sobald es schien, als ob das Boot unweigerlich kentern müßte, tauchte das ganze Riff weg und gab mit einem dumpfen Grollen die Fahrrinne frei. „Mohnseits!" rief Jamaske. „Nach Bambus!" rief sie. „Geradeaus!"
    „Drei Schläge zurück!"
    Und so drangen sie tiefer und tiefer in das wandernde Felsenlabyrinth vor, das mit einemmal - nach einem letzten Beinahezusammenstoß mit einer scharfzahnigen Korallenklippe - hinter ihnen lag und den Blick auf eine Ansammlung flacher, atemberaubend schöner Sandinseln freigab: auf die Inseln von Irb Sanclis. Weißer Muschelkies umsäumte ihre Ufer, kleine, schattige Palmenwäldchen wuchsen in ihrer Mitte, und ihre helltürkisen Küstengewässer wurden an unzähligen Stellen von hin- und hertreibenden Fischschwärmen verdunkelt. Die Fische waren von den Strömungen und Strudeln zwischen den Wanderkorallen hereingetrieben worden und fanden nun nicht mehr hinaus.
    Wenn das kein „gedecktes Meer" war, hatte Jamaske noch nie ein gedecktes Meer erlebt.
    Dies waren die ertragreichsten Fischgründe, die sich denken ließen.
    Zu ertragreich vielleicht.
    Denn jetzt, nachdem sie sie glücklich in die sagenhaften Lagunen von Irb Sanclis gelotst hatte, gingen Jamaskes übliche Streitereien mit den anderen Mitgliedern ihrer Fanggruppe - besonders mit den Männern - schon wieder los.
    Das Problem war, daß sich in den Lagunengewässern zu viele verschiedene Fischarten tummelten. Und verschiedene Fische erforderten verschieden Netze. Jamaske glaubte, in der Tiefe eine besonders lohnende Beute ausgemacht zu haben: die seltenen, überaus wohlschmeckenden und nährstoffreichen Mardimen. Mardimen waren bis zu einem halben Meter große, rotschuppige Fische, deren gedrungenes Aussehen ein wenig an haarige Hohlnüsse erinnerte. Sie waren schnelle Schwimmer und konnten unter Wasser eine Wucht erreichen, die es ihnen ermöglichte, ein engmaschiges, feineres Pflanzennetz mühelos zu zerfetzen.
    Also mußten Mardimen mit weitmaschigen, stärkeren Netzen gefangen werden.
    Aber die gröberen Netze ließen natürlich alle kleineren Fische passieren - besonders die Zulmfische, die nahe der Oberfläche schwammen und in den Lagunen von Irb Sanclis ganz offensichtlich in großer Zahl vorhanden waren.
    Zulmfische schmeckten weder

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