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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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benommen. „Paumyr selbst hat zu euch gesprochen?"
    „Nein, ihr geflügelter Bote hat uns den Weg gezeigt", sagte Großpflanzer Belebrando und deutete auf den Blendschmetterling, der nun von Jamaskes Knie aufflatterte und auf,und ab schaukelnd in drei, vier Metern Höhe über der Gelbmohnwiese verharrte. Seine spiegelnden Flügel fokussierten das allgegenwärtige Licht des Silberschirms zu hellen Lichtreflexen, die über Jamaskes bronzefarbene Haut huschten und ihr manchmal direkt in die Augen schienen, als wollten sie ihr Innerstes durchleuchten. „Paumyrs geflügelte Boten", wiederholte Jamaske, während sie sich mit steifen Gliedern und vom Blendschmetterling abgewandtem Blick völlig aufrichtete. „Ich habe schon gehört, daß ihr Pflanzer sie so nennt. Weshalb? Sprechen sie wirklich zu euch?"
    Großpflanzer Belebrando lachte breit und zeigte dabei zwei Reihen kräftiger Zähne., die vom übermäßigen Kautang-Genuß eine leicht violette Färbung angenommen hatten. „Aber nein! Natürlich sprechen sie nicht so zu uns, wie wir beide jetzt miteinander sprechen.
    Aber wenn jemand gestorben ist, zeigen sie uns den Weg. Und manchmal erscheinen sie in unseren Träumen und halten uns ihre flatternden Spiegel vor."
    Er musterte sie ziemlich ungeniert von Kopf bis Fuß - wobei sein Blick für Jamaskes Begriffe auffällig lange zwischen ihren Schenkeln verharrte -, und was er sah, schien ihm zu gefallen. „Wir können zwei kräftige Hände gut gebrauchen", sagte Großpflanzer Belebrando. „Komm bitte mit in unser Dorf, schöne Schwester! Dort bekommst du Kleidung, Essen und eine Schlafblüte. Du wirst noch etwas benommen sein. Essen und Schlafen helfen immer, wenn man gestorben ist. Und Kleidung ..." Er beäugte abermals Jamaskes wohlgeformten Körper „... nun, Kleidung ist hier leider Vorschrift, Jamaske."
    „Woher weißt du meinen Namen?" fragte Jamaske alarmiert. „Vorn Boten natürlich", sagte Belebrando, der sie mit seiner rechten Hand am Oberarm nahm, was Jamaske heftiges Unbehagen verursachte.
    Er führte sie durch die leuchtende Gelbmohnwiese auf eine Ansammlung hoher, im Kreis stehender Chamäleonbäume zu, hinter oder besser innerhalb deren Jamaske das Dorf der Pflanzer vermutete. „Sie sprechen also doch zu euch?" fragte Jamaske und entwand ihren Arm mit einer scheinbar beiläufigen Bewegung dem unangenehm forschenden und fordernden Griff. „Aber nein, ich habe es dir doch schon erklärt ...", sagte Belebrando, der so tat, als ob er die Zurückweisung nicht bemerkt hätte. Er schritt jetzt schneller aus, wobei er den manchmal bis über die Hüften reichenden Gelbmohn wie eine lokale Sturmböe niederwalzte, und begann ein Lied zu pfeifen, das bei den Fischern als „Nerviges Pflanzergedudel" bekannt war.
    Jamaske wollte protestieren - nicht gegen das Pfeifen, sondern gegen Belebrandos Behauptung, er hätte ihr irgend etwas erklärt -, fand aber dann, daß sie immer noch Zeit genug haben würde, der Sache mit den Blendschmetterlingen auf den Grund zu gehen. Wenn sie gegessen, getrunken und geschlafen hatte. Und wenn sie wieder wie eine anständige Rautak aussah und nicht wie eine nackte Neugeborene - die sie in gewisser Weise tatsächlich war.
    Die Chamäleonbäume, hinter denen Jamaske eine Ansammlung von lebenden Laubhütten und hausgroßen Riesenblüten ausmachen konnte, hatten sich im Augenblick fast alle für das groteske Aussehen von Flatterweiden entschieden. Jamaske erinnerten die wild durcheinanderwinkenden Äste der Chamäleonbäume - oder der Flatterweiden - an Ingrays zerzauste Struppelhaare bei starkem, ständig seine Richtung wechselndem Wind.
    In der Mitte der Lichtung, auf die sie jetzt traten, sprudelte ein Paumyrbrunnen, dessen glasklares, von Paumyr selbst vielfach gefiltertes Wasser in offenen, sternförmig von ihm wegführenden Blattleitungen aus dem Pflanzerdorf hinaus in die Wiesen und Felder geleitet wurde.
    Ihre Ankunft im Dorf fiel weniger aufsehenerregend aus, als Jamaske das insgeheim erwartet hatte. Die meisten Pflanzer waren um diese Zeit in den Wiesen, auf den Terrassenfeldern, in den Wäldern oder aber bei ihrer beschwerlichen Arbeit unter Wasser. Lediglich vier männliche Pflanzer hießen Jamaske willkommen, indem sie ihr beide Hände reichten - wobei sie sich im Gegensatz zu Großpflanzer Belebrando geflissentlich bemühten, so zu tun, als ob sie ihre Nacktheit nicht wahrnehmen würden. Und Losdui, Belebrandos Frau, beeilte sich, ihr mit der Begründung, es sei ihr

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