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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Inzaila haben unsere Kraftfeldlinien wie ein Netz durch die gesamte Wolke gewoben, so, wie ein Baum sich durch sein Wurzelwerk als Kraftquelle die Erde erschließt, in der er wächst.
    Diese Erklärung stimmte fast wörtlich mit dem überein, was Jamaske uns über Tzan'dhu berichtet hatte.
    Wir benutzen das Flimmernetz als Adernsystem, über das wir unablässig Tzan'dhu aus der Dunkelwolke saugen.
    Diese Kraft wird von uns in einem jeweils Jahrtausende währenden Prozeß in mentale Kraft umgewandelt. „Wie eine Pflanze dank der Photosynthese wächst, nimmt eine Inzaila über ihr unsichtbares Wurzelwerk die Psi-Energien der Dunkelwolke auf und wächst daran mental", murmelte ich.
    In einem Jahrtausende währenden Prozeß laden wir Inzaila von Auroch-Maxo-55 uns immer weiter auf und erreichen schließlich Potentiale, die kaum noch zu kontrollieren sind ... die bei einer Entladung stärker wären als wir selbst. Jeder enge Kontakt zwischen zwei Inzaila führt zu einer unvorstellbaren Katastrophe, bei der die akkumulierten Kräfte spontan freigesetzt werden. Wir halten deshalb den größtmöglichen Abstand voneinander und verteilen uns über den gesamten Planeten.
    Doch unsere Aufladung wächst beständig über Jahrtausende weiter, bis in unregelmäßigen Abständen auf dem türkisblauen Ozean eine Sättigungsmarke erreicht wird. Von diesem Augenblick an können wir uns nicht mehr aus dem Weg gehen, unsere Interaktionskräfte sind einfach zu stark geworden.
    Normalerweise entsteht bei dem Prozeß, der dann folgt, eine Inzaila Onda, die nächsthöhere Evolutionsstufe unserer Art. Aber nicht einmal ich war stark genug, um in diesen Zustand überzugehen. In unserem jetzigen Entwicklungsstadium ist das Alshma Ventor für uns Inzaila unpassierbar, wir hätten INSHARAM niemals erreicht. Dazu wären noch Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende nötig gewesen.
    Schon wieder, dachte ich. Dasselbe mythologische Gerede wie bei Jamaske. Was meint sie damit?
    Statt dessen, fuhr Paumyr in meinem Geist fort, habe ich die Kontrolle über den S-Zentranten übernommen. Die Mundänen befinden sich in meiner Gewalt.
     
    *
     
    Fassungslos starrte ich das weit gefächerte Pflanzenwesen an. Die Myriaden winziger, lilafarbener Blüten stießen eine so dichte Staubwolke aus, daß sie mir kurzzeitig den Blick auf das Geschöpf nahm.
    Nun muß es schnell gehen, erklang Paumyrs Stimme wieder. Ich kann auf Auroch-Maxo-55 nicht mehr lange ausharren.
    Ich fragte nicht, was Paumyr beabsichtigte, und die unbegreifliche Wesenheit erklärte es mir auch nicht. Offensichtlich war sie der Ansicht, daß ich alle Informationen bekommen hatte, die ich benötigte.
    Was sollte ich tun?
    Extrasinn, dachte ich verzweifelt, was ist mit dir geschehen? Wirst du jemals zurückkehren, oder habe ich dich für immer verloren?
    Ich kam mir geradezu verkrüppelt vor.
    Du bist ein eigenständiges Wesen, mahnte ich mich. Du kannst selbständig denken, auch wenn der Logiksektor dies oft genug abgestritten hat!
    Also ... was konnte ich für Paumyr noch tun?
    Nichts, jedenfalls nicht, solange ich keine weiteren Informationen erhielt.
    Und die wollte die Inzaila mir anscheinend nicht geben.
    Ich entschloß mich, die Insel zu verlassen.
    Der Kym befand sich sicher verstaut in meiner Tasche, und der Pflanzenvorhang vor dem Gang ins Freie hatte sich mittlerweile wieder gehoben. Paumyr schien keine Einwände gegen meinen Aufbruch zu haben.
    Ich warf einen letzten Blick zu dem Pflanzenwesen zurück und setzte mich in Bewegung, schritt zu der Öffnung des engen, verwucherten Korridors, der mit seinen unüberschaubaren Windungen ins Freie führte, als mich ein weiterer mentaler Schlag traf. Er war weitaus schwächer als der zuvor; eigentlich war es gar kein wuchtiger Hieb, eher ein sanftes Prickeln, das mich durchdrang und in meinem tiefsten Inneren auf irgend etwas stieß: Schmerz nahm. Etwas linderte, heilte, wiederherstellte.
    Nun geh schon! vernahm ich im nächsten Augenblick wieder die vertraute Stimme, deren kurzfristige Abwesenheit mich fast in den Wahnsinn getrieben hätte. Die Inzaila ist eine überlegene Wesenheit mit überlegenen Wahrnehmungsfähigkeiten und kann die Sachlage ohnehin besser beurteilen als du oder SENECA oder sonstwer!
    Schandmaul! dachte ich, um meine grundlegende Erleichterung zu verbergen, doch es mißlang mir gründlich.
    Den Extrasinn konnte ich genausowenig täuschen wie mich selbst.
     
    *
     
    Das vormals glatte türkisfarbene Meer hatte sich in

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