2035 - Exodus der Herzen
Prozent, Überlastungsreserven greifen. Partieller Zusammenbruch der Schirme steht bevor!"
„Kurs beibehalten!"
„Hundertzehn Prozent ..."
Tek starrte geradeaus. Wegen der riskanten Flugmanöver hatte die SOL über diese Überlastungsreserven nicht verfügt, als sie den zweiten Ausbruch aus der NACHT versucht hatte. Da waren die Schirme bei einhundert Prozent Auslastung zusammengebrochen ... „Hundertzwanzig ... Gestaffelte Paratronschirme zusammengebrochen!"
Tekeners Hände verkrampften sich um die Sessellehnen. „Feuer ...
Feuer!" murmelte er, obwohl niemand ihn mehr hörte. Ein hoher, heller Ton durchdrang die Zentrale der SOL, ein Dröhnen und Schwingen wie von einer gigantischen Glocke. Er schien von der Schiffshülle auszugehen und den gesamten Innenraum der Hantel auszufüllen.
Die Hülle vibrierte heftig.
Das Carit! dachte Tekener. Die rätselhafte Substanz, mit der die Beauftragten der Kosmokraten während des Umbaus der SOL die alte Außenhülle ersetzt hatten.
Carit enthielt winzige Beimengungen des Ultimaten Stoffs, nahm Energie auf, speicherte sie und strahlte sie bei Erreichen des Sättigungsgrades in den Hyperraum ab.
Das Carit, das die Mundänen unbedingt in die Finger bekommen wollten.
Das sein einziger Trumpf bei den Verhandlungen gewesen wäre, mit denen er Zeit hatte schinden wollen.
Tekeners Lächeln wurde breiter. Diese Substanz hatte ihnen schon einmal während einer Schlacht mit den Mundänen die Flucht ermöglicht, beim zweiten Ausbruch aus der NACHT. Die anderen hatten nicht daran gedacht, außer Icho Tolot natürlich, aber er hatte alles auf diese Karte gesetzt.
Und nun mußte er sie nur noch ausspielen ... „Feuer!" rief der Smiler. Die SOL raste durch die Energieballungen der mundänischen Hyperkatapulte, und das Carit vibrierte unter ihren entfesselten Gewalten und strahlte sie wieder ab.
Vor ihnen ging eine Sonne auf, die heller war als das Zentralsystem der Dunkelwolke, und Roman Muel-Chen riß das Schiff so brutal zur Seite, wie seine gewaltige Masse es ermöglichte, und die neue Sonne befand sich plötzlich seitlich von ihnen, und dann hatten sie sie weit zurückgelassen, und ... „Die Walze ist explodiert", meldete SENECA. „Die SOL hat keinerlei Beschädigungen davongetragen."
„Ich habe Auroch-Maxo-55 klar in der Ortung!" meldete Viena Zakata.
Seltsam, dachte Tekener. Das dürfte eigentlich nicht der Fall sein. Wir haben uns ziemlich weit von dem Planeten entfernt ...
Aber dann wurde dieser Gedanke von einem anderen verdrängt. Einem viel dringlicheren. Einem, der größte Besorgnis in ihm hervorrief. „Auf schnellstem Weg Kurs zurück nach Auroch-Maxo-55!" befahl der Smiler.
Und dachte: Atlan! Was ist mit Atlan?
7.
Runricks achte Welt
Er war blind geboren, und er wußte, er würde auch blind sterben. Sein Lebenskreis hatte sich geschlossen. Auroch-Maxo-55, die achte Station seines Weges, hätte zum Höhepunkt seiner ungewöhnlichen Laufbahn werden sollen, doch nun wurde sie zu seinem Grab.
Runrick war sehr gespannt gewesen, was ihm der Eintritt in seine achte Welt bringen würde. Nun wußte er es. Nichts anderes als den Tod.
Er war mit Augen geboren worden, im Gegensatz zu den Sehern unter den Mundänen, doch seine Sehkraft hatte sich erst einige Jahre nach seiner Geburt eingestellt. Nun war er im Begriff, sie wieder zu verlieren.
Er wußte nicht genau, was überhaupt geschehen war. Seit etlichen ereignislosen Tagen kreuzten sie in der Auroch-Maxo-Dunkelwolke, immer dicht hinter XIRMICCA, der kobaltblauen Walze Ungewisser Herkunft, die ihnen eine Orientierung in der Wolke ermöglichen sollte.
Dann hatte der blinde Seher Sorkeist verkündet, sie stünden vor einer wichtigen Entdeckung. Und kurz darauf löste sich vor der XIRMICCA das silbrige Leuchten auf, das die Wolke erfüllte, und aus dem sich lichtenden Wallen aus Staub und Gas schälte sich wie durch ein Wunder ein blauer Planet.
Er hatte sofort gewußt, dies war die so lange gesuchte Welt Auroch-Maxo-55.
Ein goldenes Hantelraumschiff schwebte in ihrem Orbit, doch im Vergleich zur MASMOKO war es winzig klein. Nein, wenn hier Gefahr drohte, ging sie nicht von diesem Schiff, sondern von etwas anderem aus.
Weil er instinktiv spürte, daß die Entscheidung endgültig bevorstand, hatte er den Befehl erteilt, die Schutzschirme zu verstärken. Er hatte sämtliche verfügbare Energie in die betreffenden Systeme leiten lassen.
Aber dann ...
Runrick kämpfte um seine Erinnerung, genau
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