2036 - Geheimkonferenz der Blues
Raumhafenverwaltung und die Stadtbehörden quittierten die Santanzer mit Unverständnis und dem Hinweis, daß das schon immer so gewesen sei. Anfragen zum Sant-Arginal wurden erst gar nicht beantwortet.
Die Enge in der überbevölkerten Hauptstadt ließ sich nicht als Ursache für die Verhältnisse heranziehen. Santanz platzte nicht aus den Nähten. Die Bevölkerung hielt sich mit eineinhalb Milliarden Blues in Grenzen. Das Gedränge in Khyykan entstand, weil die Stadt sich nicht ausdehnen konnte und aus allen Richtungen Santanzer in die Hauptstadt zogen, damit der nächstbeste offizielle „Enthalser" sie ins Jenseits beförderte. „Es ist sinnlos, hier einzugreifen", widersprach Tifflor der Kommandantin seines Schiffes. „Wenn wir es tun, riskieren wir, es uns mit den Gastgebern zu verderben und von der Konferenz ausgeladen zu werden."
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als auf die Ankunft Faiind Yarinsas zu warten. Es hieß, der Galaktische Rat halte sich derzeit in Mirkandol auf.
Tifflor glaubte nicht daran. Yarinsa flog allenfalls durch die Eastside, um die letzten Hürden für die Konferenz auszuräumen. Die vier bedeutendsten Blues-Völker ließen sich immer noch nicht blicken.
Die anderen trudelten nach und nach ein. Eintausendachthundert Delegationen warteten inzwischen im Orbit.
Ab und zu wechselten Boten zwischen den Schiffen auf dem Raumhafen hin und her. Funkgespräche unterblieben. Entweder rechnete man mit Spionen, oder es hing mit der Anwesenheit der Terraner zusammen.
Der erste 800-Meter-Diskus traf ein. Es war die ZÜLÜT Imit der Delegation der Hanen. Der Block der Ersten Verantwortung setzte sich aus dem Monarchen und seinem Ministerrat zusammen. Terranische Politikwissenschaftler bezeichneten die Regierungsform Zülüts als monarchistische Räterepublik. Mit dem irdischen Pendant hatte sie aber vermutlich wenig zu tun.
Das Schiff landete in Sichtweite der AMMENHAK. Einen Kilometer weiter rechts senkte sich ein weiterer Diskus herab. Die Wassermeister von Karrjon ließen es aus ihrem Fahrzeug regnen und dokumentierten damit die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über das kostbarste Gut ihres Planeten.
Von Osten her tauchte ein Gleiter über dem Kraterwall auf und hielt ebenfalls auf den Raumhafen zu. Der Syntron meldete, daß es sich um Faiind Yarinsa handelte. Das purpurne Gefährt sank in den Krater herab und landete neben der AMMENHAK.
Tifflor hielt es für ein Zeichen, daß Bewegung in die Angelegenheit kam.
Der Galaktische Rat der Santanzer ging an Bord. Der Zentralantigrav der 100-Meter-Kugel hievte ihn empor in die Zentrale.
Faiind Yarinsa war mit 2,05 Metern ein ungewöhnlich großer Blue. Seinen Tellerkopf zierten vier leuchtend rote Rauten. Dieses Symbol stand bei einigen Blues-Völkern für eine besonders starke Fortpflanzungsfähigkeit. „Ich freue mich, dich wiederzusehen", empfing ihn der terranische Aktivatorträger. „Deine Abwesenheit von Santanz hatte sicherlich wichtige Gründe."
„Ich habe Santanz nicht verlassen", entgegnete Yarinsa mit seiner ungewöhnlich tiefen, angenehmen Stimme. „Meine Mitarbeiter haben lediglich diesen Eindruck erweckt."
Weiter ging er nicht darauf ein und deutete auf die Öffnung des Antigravschachtes. „Folgt mir! Ich bringe euch ins Sant-Arginal. Die Rote Santilligenz gewährt euch eine Audienz."
Julian Tifflor zeigte sein breitestes Lächeln. „Wir wissen das zu würdigen.
Zuvor wüßten wir gern, was es mit dem Herrscher des Planeten und der merkwürdigen Kultur auf sich hat."
Yarinsa gab ein helles Zirpen von sich. Offensichtlich hatte er auf eine entsprechende Bemerkung gewartet. „Das Volk der Santanzer lebt im Zeichen des Tlyünosmun. Ich werde euch aber alles erklären."
*
„›Laß uns ein Wesen nach unserem Ebenbild erschaffen‹, sagte Tlyünos eines Tages zu Nosmun, ›ein Wesen, das unsere Vorzüge in sich vereint.‹ Die beiden Urgötter taten es. Tlyünos gab ihrem Geschöpf den Ultraschall mit auf den Weg. Nosmun verlieh ihm die Sprache. Damit dem Geschöpf auch die Weitsicht nach allen Richtungen eigen sei, schenkten sie ihm Rundumsicht durch vier Augen und zogen ihm den Hals in die Länge."
Julian Tifflor und Siramy Ratach saßen in Yarinsas Gleiter und lauschten dem Bericht. Einem undeutlichen Gefühl folgend, hatte sich Tifflor dafür entschieden, die übrigen Besatzungsmitglieder weiterhin im Schiff zu belassen. Für die AMMENHAK bestand inzwischen Alarmstufe Gelb. „Bald jedoch entstand
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