2047 - Finale für die Nacht
konnte das Ende bedeuten.
Der mundänische Heerführer Shriftenz, der mit seiner Flotte die Vernichtung der Kronenwelt Orllyndie vorgenommen hatte, war zu seiner eigenen negativen Überraschung als Kommandant zur zehntausend Einheiten starken Wachflotte von Hesp Graken zurückversetzt worden - exakt jenes Kommando, das er als Nachfolger Cugarittmos übernommen hatte.
Seine Hoffnungen auf einen raschen Aufstieg, wie er in den Invasionsflotten der Mundänen ja oft genug vorkam, waren somit vorerst dahin.
Dementsprechend war seine Laune. Er redete kaum noch mit seinen Untergebenen, und 'wenn doch, dann schnauzte er sie an oder machte sich in beleidigender Weise über sie lustig. Er wusste, dass er dafür gehasst wurde, aber das machte ihm nicht allzu viel aus.
Tagelang hatte er mit seiner Wachflotte hier, am Feuer von Hesp Graken, auf der Lauer gelegen, immer in der Hoffnung, das von allen gesuchte goldene Hantelschiff möge erscheinen und den Weg zurück in die NACHT suchen. Vielleicht ergab sich dann die ersehnte Beförderung, wenn er mit dem fremden Schiff fertig würde.
Dementsprechend elektrisiert war er, als aus dem Omurtheon-System die Nachricht kam, ein goldenfarbenes Raumschiff sei aus dem Nichts erschienen und habe Omurtheon-IV angegriffen. Das Omurtheon-System bat dringend um Hilfe. Heerführer Shriftenz, ein bekannt entscheidungsschwacher Charakter, war von einer Sekunde zur anderen hoffnungslos überfordert.
Was sollte er tun? Seine Flotte zusammenhalten oder Teile von ihr nach Omurtheon schicken? Was war wichtiger? Er wusste, dass von allen S-Zentranten die Suche nach dem fremden Hantelschiff mit allem Vorrang betrieben wurde. Und wenn er es jetzt angriff und unschädlich machte? In dem Fall würde ihm niemand mehr eine Beförderung streitig machen können.
Shriftenz traf eine, wie er glaubte, diplomatische Entscheidung. Er teilte seine Flotte in 7500 Einheiten, die sich unverzüglich auf den Weg zum Omurtheon-System zu machen hatten, während er selbst bei den 2500 verbliebenen Einheiten am Feuer von Hesp Graken die Fäden in der Hand zu halten versuchte. Diesmal entkommt ihr mir nicht! dachte er grimmig. Mit 7500 Kriegsschiffen werdet auch ihr nicht fertig!
Er sah auf dem Ortungsschirm, wie seine Flotte aus dem Normalraum verschwand, und stellte sich vor, wie die Besatzung des Hantelschiffs die kalte Panik treffen würde, wenn sie Tausende von Zackenraumern aus dem Hyperraum kommen sah. Er hatte den Befehl gegeben, die Hantel nur manövrierunfähig zu schießen und nicht zu vernichten.
Shriftenz überlegte, ob er schon jetzt eine Meldung an den nächsten S-Zentranten funken sollte. Schließlich entschied er sich dagegen. Er wollte das Oberkommando diesmal vor vollendete Tatsachen stellen und ihm das Hantelschiff in kampf- und fluchtunfähigem Zustand präsentieren. Er wollte sicher sein, dass tatsächlich nichts mehr schief gehen konnte. Seine Vorsicht sollte sich als berechtigt erweisen.
Nur Minuten nachdem seine 7500 Einheiten in den Hyperraum gegangen waren, erreichte ihn aus dem Omurtheon-System die Meldung, das goldene Schiff habe sich unvermittelt und spurlos, zurückgezogen. „Verdammt!" knurrte der Mundäne. „Was bedeutet das?" Er spürte instinktiv, dass er einen Fehler begangen hatte, seine Flotte zu teilen. Hatte der Gegner ihn hereingelegt? Der Alarm, der plötzlich durch seinen Kriegsturm gellte, gab ihm die Antwort.
Roman Muel-Chen flog die SOL so, als sei er mit ihr verwachsen, eine Einheit. Er übermittelte dem Schiff in irrsinniger Geschwindigkeit seine gedanklichen Befehle über die SERT-Haube. Es gab keinen Zeitverlust zwischen Befehl und Ausführung. Der Emotionaut steuerte das Schiff bei aktiviertem Hypertakt-Orter an das Feuer von Hesp Graken heran. In der SOL herrschte Vollalarm. Jeder saß wieder angeschnallt an seinem Platz, bis auf Icho Tolot. Jeder wartete auf den entscheidenden Augenblick.
Und dann war es soweit... „Jetzt!" flüsterte der Emotionaut. An der vorberechneten Stelle trat das Hantelschiff mitten im „Höllenfeuer" aus dem Hypertakt heraus. Sofort flammte der Paratronschirm auf. Die Ortung fand die 2500 Schiffe der Mundänen, aber von diesen schien keine Gefahr mehr auszugehen. Es kam jetzt darauf an, die SOL zügig und so präzise wie möglich in den Tunnel hineinzusteuern, die Stromschnelle. Und natürlich hoffte man auf die folgerichtige Reaktion der Mom'Serimer, die den Einflug in die Stromschnelle von Nacht-Acht aus kontrollierten. Über
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