2049 - Morkheros Galaxis
mir dabei im Weg, Servo. Ich hätte das hier schon tausend Jahre tun sollen."
„Ich kann mir das nicht ..." Wrehemo legte in unmittelbarer Folge die Schalter um. Die Funktion des Gehirns erstarb mit jedem Schalterblock, den er kippte, ein Stückchen mehr. Nach fünf Sekunden war es vorbei. Der Rechner arbeitete nicht länger.
Sämtliche Wartungsanlagen waren mehrfach redundant im Speicher vorhanden, sämtliche Erhaltungskreisläufe hundertfach gesichert; nicht aber der Rechner. Wrehemo glaubte, dass die Maschine niemals etwas anderes vorgestellt hatte als einen Gesprächspartner, ein psychologisch wertvolles Feindbild, das die Hüter in ihrer Einsamkeit bei Verstand hielt. Dennoch konnte er nicht riskieren, dass der Rechner seinen Plan verriet. „Servo?"
Keine Antwort. Wrehemo ließ sich mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit durch den Schacht wieder nach oben tragen. Morkhero wartete bereits auf ihn. „Ist es gelungen, Meister?"
„Ja. Es wird natürlich eine Meldung in unserem Aufenthaltsraum geben, aber das ist nicht wichtig. Die eigentlichen Wartungs- und Reinigungsroutinen laufen weiterhin automatisiert im ganzen Speicher ab."
„Also dann, Meister ...?"
„Wenn wir einfach in die ORDEO MYN steigen und verschwinden, wird man in der Tat die Legion auf unsere Spur setzen. Es kommt deshalb darauf an, dass wir unsere Spur verwischen." Wrehemo hatte lange über diesen Aspekt nachgedacht und eine in seinen Augen narrensichere Lösung gefunden. „Wir werden die Waffenbestände des Speichers noch einmal prüfen", erklärte er dem Schüler. „Was wir benötigen, ist ein mächtiger Sprengkörper. Etwas, das nach unserer Flucht automatisch den Speicher vernichtet. Ich kann mich an eine solche Waffe nicht erinnern, aber das heißt nicht, dass es sie nicht gibt."
„Ein Unfall? Soll es danach aussehen?"
„Ja. So, dass sie glauben müssen, die ORDEO MYN und der Hüter des Speichers seien mit der Station untergegangen. Es kommt darauf an, dass der Sprengkörper eine geregelte Explosion ermöglicht. Wir dürfen die übrigen Sektionen der Sternenkammer nicht gefährden, Morkhero, denn wir wollen keinen Mord begehen."
„Natürlich nicht."
Wrehemo wusste nicht sicher, ob Morkhero den Wert des Lebens wirklich zu schätzen wusste. Je näher er den jungen Seelenquell kennen lernte, desto stärker wuchsen seine Zweifel. Aber nicht allein Morkhero war ein Unsicherheitsfaktor. Konnte er sich selbst vertrauen? In seinem Innersten hörte er den Lockruf, jede Minute: Ich öffne dir das Tor zu einer Welt jenseits aller Wünsche, jenseits von Tod und Phantasie.
Vor einigen Wochen noch hätte er sein Leben geopfert, um den Speicher und seinen Inhalt zu beschützen. Und nun plante er, derselbe Seelenquell, die vollständige Vernichtung. Er versuchte sich selbst zu überzeugen, dass es aus Rache geschah. Aber das stimmte nicht. Als auslösender Faktor wirkte allein der Lockruf in seinem Kopf. Angenommen, jemand versuchte ihm den Anzug der Phantome fortzunehmen; wäre er zu einem Mord imstande gewesen? Wrehemo versuchte, die Frage zu ignorieren, doch es war nicht möglich. Die Antwort lautete ja. Er hätte alles getan.
Sie kämmten zwei Tage lang die Waffensäle des Speichers durch. Im 239. Deck stießen sie auf eine Vorrichtung, die zumindest annähernd die gesuchte Sorte Sprengung ermöglichte. Es handelte sich um eine Bombe der Sprengmeister von Rihakaya, seit dreieinhalb tausend Jahren im Technologischen Speicher gelagert. Er überließ es dem jungen Seelenquell, die Bombe zu programmieren. Morkhero wählte die maximale Sprengkraft, da die Bombe nicht sehr stark war. „Hoffentlich reicht das, Meister."
„Wir haben nichts anderes zur Verfügung."
Sie transportierten die Bombe in das zweihundertste Deck hinauf. Damit wurden sowohl der Hangar als auch die Mitteldecks sicher erfasst, hoffentlich auch die Unterdecks. Wrehemo platzierte den Sprengkörper auf einem leeren Altardisplay, direkt neben den Altar, der die Materiewippe Ruhar konservierte. Morkhero richtete den Zeitzünder auf zwanzig Stunden Verzögerung ein. „Die Bombe läuft jetzt!" verkündete der Schüler. Eine gelbe Signallampe leuchtete auf, ein Display generierte fremdartige Schriftzeichen. „Lässt sich der Zündzeitpunkt nachträglich verändern, wenn wir es brauchen?"
„Jederzeit."
„Also gut", stellte Wrehemo zufrieden fest, „die wichtigste Voraussetzung ist damit erfüllt. Wir werden jetzt alles in die ORDEO MYN schaffen, was wir für
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