2050 - SEELENQUELL
brach aus den Poren und überzog die Haut wie mit einem dünnen Film. Unwillkürlich schauderte Rhodan bei der Vorstellung, diese Schicht berühren zu müssen. Er wußte nicht, wieso, aber er hätte sich davor geekelt. Er kam ihm irgendwie unrein vor, als befänden sich toxische Substanzen darin.
K'rigan schloß die Augen wieder. Jede Aggressivität war aus seiner Haltung gewichen. Ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper, ließ nach wenigen Sekunden aber wieder nach. Der Mann stöhnte und sank auf die Knie.
Es war weniger eine Geste der Unterwerfung denn eine der völligen Willenlosigkeit, überlegte Rhodan. K'rigan war nicht mehr er selbst. Seelenquell hatte von ihm Besitz ergriffen. Genau wie er von Tautmo Aagenfelt Besitz ergriffen und ihn genötigt hatte, einen Anschlag auf den Residenten zu unternehmen, und von all den anderen, die in seinen Bann geraten waren.
Rhodan fragte sich erneut, ob in der Tat Morkhero Seelenquell vor ihm erschienen war. Alles andere wäre ein zu großer Zufall gewesen.
Aber er hatte schon oft miterlebt, daß der Zufall das Leben schrieb.
Bis ihm weitere Erkenntnisse vorlagen, würde er wohl oder übel davon ausgehen müssen, daß es sich in der Tat um den geheimnisvollen Feind handelte.
Der fragile Humanoide befreite sich von der Leiche des silbernen Trägers. Langsam zwar, mit zögernden, schleppend und unbeholfen wirkenden Bewegungen, doch es gelang ihm, das silberne Geschöpf ein wenig zurückzuschieben und sich darunter hervorzuzwängen. Dann schaute er sich kurz um und... ... und kletterte an Yonder K'rigan hoch, schlug die Beine um die Schultern des Mannes und nahm darauf Platz. Sa widerwärtig diese Geste Rhodan vorkam, so natürlich schien sie für Seelenquell zu sein. Offensichtlich war es für ihn unvorstellbar, nicht auf einem anderen Wesen zu reiten.
K'rigan griff mit beiden Händen an seine Brust, öffnete den Klettverschluß des schmucklosen, dicken Hemdes und zerriß mühelos den Stoff der enganliegenden Kombination, die er zum Schutz gegen die Gebirgskälte darunter trug, bis seine nackte Haut frei lag.
Die optischen Systeme des Galornenanzugs bemerkten, daß Rhodans Blicke sich auf die Füße des Wesens konzentrierten, das offensichtlich aus dem Nichts hier in Para-City erschienen war, und projizierten automatisch eine Vergrößerung auf die Innenseite der Helmscheibe.
Rhodan sah, wie die jeweils ein Dutzend Widerhaken an Seelequells Füßen K'rigans Haut durchbohrten.
Der Vorgang ließ Rhodan schaudern. Wie kleine Lebewesen mit eigenem Willen züngelten die Haken über den Brustkorb und die Seiten des Monochrom-Mutanten, tasteten, forschten, suchten offensichtlich nach den für ihren Zweck richtigen Stellen. Und dann stießen sie zu, rissen die Haut auf.
Blut floß, als sie tief in den Körper eindrangen, Fleisch und Muskeln und Sehnen und vielleicht sogar Knochen zur Seite zwangen, K'rigan mußte Schmerzen empfinden, doch er gab keinen Laut von sich. Er legte den Kopf zurück und hob die Arme, als wolle er die vor ihm stehenden Mutanten segnen. Dann senkte er sie wieder und ließ die Hände zögernd über seine Brust gleiten, suchte die Stigmata, mit denen der Kontakt mit Seelenquell ihn gezeichnet hatte.
Fast zärtlich berührte er sie, und seine Finger zogen mit dem eigenen Blut ein seltsames Muster: ein fünf strahliges Spinnennetz mit einer Kreisscheibe in der Mitte. Es ähnelte frappierend der handtellergroßen Tätowierung, die Seelenquells Stirn zierte.
Rhodan glaubte zu spüren, daß der mentale Druck etwas nachließ. Vielleicht hatte Seelenquell ihn zurückgenommen, vielleicht hatte der Galornenanzug endlich eine Möglichkeit gefunden, ihn zu lindern. Sein Kopf war zwar längst noch nicht klar, doch zumindest schmerzte die Berührung mit dem Dach des Wohncontainers nicht mehr.
Der Aktivatorträger versuchte, sich vorsichtig aufzurichten. Die Muskeln schickten flüssiges Feuer durch seine Arme, doch es gelang. Rhodan schrie leise auf und stemmte seinen Oberkörper langsam hoch.
Nicht übertreiben! dachte er. Sie dürfen dich nicht entdecken!
Er schaute wieder auf den Marktplatz von Para-City hinab. Die Versammlung der Mutanten löste sich allmählich auf. Die meisten von ihnen hatten sich aufgerappelt; nur noch wenige lagen auf dem Boden. Und er nahm die Umgebung wieder annähernd normal wahr: Die Mutanten waren wieder Menschen, die Container keine bloßen Kulissen mehr.
Wie in Trance bewegten die Bewohner von Para-City sich in
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