2051 - Flucht aus Thantur-Lok
er tatsächlich auf Befehl des Imperators handelt. Oder kommt es dir nicht seltsam vor, dass ein kleiner, unbedeutender Zivilraumer von einem Superschlachtschiff verfolgt wird?"
„Doch", gab Kirmiana zu. „Jetzt, da du es sagst ..."
„Siehst du, das meine ich. Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick, was tatsächlich Sache ist. Und dann werden wir handeln. Nicht umgekehrt." Es gab viele Möglichkeiten. Und Jharien dachte in erster Linie ans Geschäft. Wenn diese Personen so wertvoll waren, konnte man vielleicht doch noch Kapital aus ihnen schlagen. Immer schön der Reihe nach - und junge Schnösel hatte sie noch stets gern auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt.
Natürlich war sie sich bewusst, dass sie sich auf einem gefährlichen Grat bewegte. Wenn Kirmiana sie verriet, brachte sie das unweigerlich nach Celkar, dem schrecklichen Gerichtsplaneten des Imperiums. Vorsätzliche Falschaussage gegenüber einem hohen Offizier des Imperiums... da würde die Verhandlung nicht lange dauern.
Aber darauf musste sie es eben ankommen lassen. Und darauf vertrauen, dass ihre Autoritäts- und Beschwichtigungstaktik bei der Innenministerin wirkte. Nert Jharien öffnete den Funkkanal zu dem Superschlachtschiff wieder.
„Es tut mir leid, dir nicht behilflich sein zu können", sagte sie mit zuvorkommender, beflissener Stimme. „,Aber es wurde bisher weder ein Beiboot gesichtet, noch konnten wir seit Erscheinen des Schiffes ortungstechnisch erfassbare Aktivitäten feststellen. Auf unsere Funkanrufe hat niemand geantwortet. Natürlich haben wir ihnen Vergeltungen angedroht, aber innerhalb der gesetzten Frist ist das Schiff bereits explodiert. Einen Shuttle konnten wir nicht schicken, weil keiner verfügbar war. Es erschien mir außerdem zu gefährlich, was sich ja bewahrheitet hat."
„Das ist eine unbefriedigende Auskunft", versetzte der Vere'athor ungehalten. „Mit deiner Erlaubnis werde ich ein Suchkommando losschicken."
„Erlaubnis wird nicht erteilt", lehnte Nert Jharien sofort ab, lächelte aber freundlich. „Das würde mein Volk in große Unruhe versetzen."
Die buschigen Augenbrauen des Dreiplanetenträgers zogen sich zornig zusammen. Sein Augenweiß verdunkelte sich zu Blau. „Ich habe durch meinen Rang die oberste Befehlsgewalt und werde anordnen ..."
„... nichts zu unternehmen", unterbrach Jharien gelassen. „>Wir stehen hier nicht unter Kriegsrecht, und wir sind Angehörige des Imperiums. Nach den verfassungsmäßigen Statuten für Kolonial-Arkoniden muss ich die Anwesenheit des Militärs auf meinem Planeten nicht dulden, es sei denn, dass zwingende Gründe vorliegen. Diese ..."
„... liegen eindeutig vor!" schnaubte Ols Kuniom. „Ich habe doch gesagt ..."
„Zwingende Gründe", fuhr Jharien lückenlos fort, „müssen vom Imperator als Begam des Militärs persönlich verfügt, mit seinem Signum versehen und mir zur Vorlage gebracht werden. Wenn dies in der Eile nicht erfolgen konnte, muss ich eine Verbindung zum Flottenzentralkommando Ark'Thektran aufnehmen und mich rückversichern. Selbstverständlich werde ich bei dieser Gelegenheit einen umfassenden Bericht über die gegenwärtige Lage geben, also auch über das tragische Unglück mit dem Kreuzer, damit die Familien der Opfer benachrichtigt werden können." Sie hob die Hände. „Und wenn diese Formalitäten alle erledigt sind, werde ich selbstverständlich die Landung eines militärischen Suchtrupps gestatten, mit einer Frist von sechs Tontas."
Der junge Vere'athor hatte sich erstaunlich gut in der Gewalt. Er schäumte vor Wut, doch er bezähmte sich. Nur seine violett gewordenen Augen konnten nicht lügen. Nichts konnte er machen, gar nichts; noch dazu, da Jharien sicher ihre Drohung wegen des Verlustes wahr machen würde. „Natürlich bedaure ich es sehr, dass du an meiner Aussage zweifelst", fügte die Baronin am Schluss hinzu. „Ich kann dir versichern, dass du hier nicht finden wirst, was du suchst. Möglicherweise haben die Überlebenden sich schon zu einem früheren Zeitpunkt mit einem Beiboot abgesetzt und ein anderes System angesteuert. Damit dürfte die Notwendigkeit deiner Anwesenheit hier überflüssig geworden sein. Du kannst deine Suche unverzüglich anderswo fortsetzen."
Ols Kuniom war deutlich anzusehen, dass er einiges loswerden wollte. Unter anderem unverhüllte Drohungen, wenn Jharien log. Aber er war weise genug, sich diese Blöße zu ersparen, denn er konnte sie nicht einschüchtern, das hatte er begriffen. Mit
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