2051 - Flucht aus Thantur-Lok
allerdings etwas ungewöhnlich", stellte Jharien nüchtern fest. „Da werden wir uns auf etwas gefasst machen müssen." Sie hatte kaum ausgesprochen, als es erneut durch den Saal schallte: „Wir empfangen soeben eine Funknachricht, die sofort durchgestellt werden muss."
Jharien ließ sich in einem der bequemen Sessel im Arboretum nieder. Der Hauptteil des Saales war wie ein Garten angelegt, mit kostbaren Bonsai-Bäumen und Büschen, moos-, farn- und efeubewachsenen Felsen, kleinen Wasserfällen, Teichen und Fontänen und seltenen Blumenzüchtungen aus ganz Thantur-Lok. Die einzelnen Bereiche des Gartens gingen harmonisch ineinander über; dazwischen waren immer wieder Nischen mit bequemen Sitzgelegenheiten eingerichtet, jeweils mit Terminals versehen, die mit der Zentralleitstelle verbunden waren. Kleine Servos surrten unauffällig herum und führten alle Wünsche aus.
Knapp über der Tischplatte errichtete sich ein Holo. Es zeigte das gutgeschnittene, klassische Gesicht eines Arkoniden, eindeutig ein Abkömmling der Kristallwelt. „Ich bin Vere'athor Ols Kuniom", stellte er sich selbst vor. „Ich befehlige die ROHANY, ein Schiff der Tender-Klasse, die als Flaggschiff zu meinem Lakan gehört. Meine Kodes, die die Richtigkeit meiner Angaben beweisen, werden derzeit vom Syntron meines Schiffes an den Zentralsyntron eures Planeten übermittelt. Die Angelegenheit ist hoch brisant."
Jharien lehnte sich entspannt zurück. „Ich bin Nert Jharien da Ammh Riconah. Was verschafft mir die Ehre dieses Besuches?"
„Wie ich sagte, die Angelegenheit ist hoch brisant", schnarrte der Vere'athor kurz angebunden.
Er ließ jede Höflichkeit im Umgang vermissen - ein deutlicher Affront, der zeigen sollte, was er von Kolonial-Arkoniden hielt. Der Standesdünkel der Arkon-Geborenen reichte Lichtjahre weit. „In Ordnung", nickte die Baronin. „Dann brauche ich keine formelle Einladung auszusprechen, und wir können uns via Holo unterhalten." Sie hielt die rechte Hand von sich und betrachtete die langen, silbrig glänzenden Fingernägel. „Aber ich bitte um Zügigkeit, da ich einen sehr vollen Terminkalender habe", fügte sie in gelangweiltem Tonfall hinzu.
Sie konnte ebenso arrogant und herablassend sein wie der Vere'athor, wenn er es so darauf anlegte. Sie litt nicht darunter, Kolonial-Arkonidin zu sein.
Im Gegenteil. Als Baronin war sie in diesem System die absolute Herrscherin; sie musste sich nicht wie am imperialen Hof gegen Intrigen und Konkurrenten durchsetzen. Oder nach einem guten Kontakt für die Karriere lechzen, so wie dieser 30 Jahre jüngere Lackaffe vor ihr.
Ols Kunioms Wangen fielen etwas ein, seine Augen sprühten Feuer. „Du wirst dir die Zeit nehmen müssen, Nert Jharien." Er redete sie nicht einmal mit Zhdopan an. „Meinst du, wegen des zerstörten Kreuzers?" Jharien lächelte höhnisch und bohrte mit Genuss noch tiefer in die Wunde: „Das tut mir wirklich sehr leid. Kann ich irgendwie behilflich sein?"
Dieser Einfaltspinsel brauchte nicht zu glauben, dass sie Angst vor seinem Superschlachtschiff hatte. Er konnte ihr drohen, sicher - aber solange ihre Fabriken Kriegsdienst für das Gos'Tussan leisteten, durfte er keinen Finger rühren.
Der Vere'athor schnappte kurz nach Luft. „Ich verlange unverzügliche Auskunft über ein Rettungsboot, das sich vor der Explosion abgesetzt hat. Es hat Kurs auf Ammh Riconah Ir genommen. Die an Bord befindlichen Personen müssen sofort in Hochsicherheitsverwahrung genommen werden, bis wir sie abholen kommen."
„Was sind das für Personen?" fragte Jharien.
„Sie sind Hochverräter", antwortete Ols Kuniom mit einer Stimme, als würde er zu einer Schwachsinnigen reden. Diese lapidare Aussage wurde bei fast allen Gelegenheiten angebracht und hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten. „Seine Erhabenheit, der Imperator persönlich, hat mich beauftragt, diese Personen nach Arkon zurückzubringen ..."' „Ich habe schon verstanden", unter brach die Baronin ungehalten. Der Kerl fiel ihr immer mehr auf die Nerven. „Ich bitte einen Moment um Geduld, damit ich mich informieren kann. Ich bin soeben erst aufgestanden und noch nicht im Bilde."
Das verschaffte ihr eine Denkpause. Sie schaltete auf Warteschleife, bevor der Vere'athor reagieren konnte.
„Du musst es ihm sagen!" drängte Kirmiana Tog-Reagh, „Ihm was sagen?" fragte Jharien und lächelte freundlich. „Dass hier ein Boot gelandet ist!"
Die Stimme der Innenministerin zitterte vor Empörung. 'Das hatte die
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