2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
alternder Bevölkerung. In Nordafrika und dem Nahen Osten dagegen – mit Ausnahme von Israel und Teilen der Türkei – steigt die Bevölkerungszahl immer noch rapide an, die Löhne sind niedrig und es herrscht politische Instabilität.
Seit Kurzem jedoch treten im Mittelmeerraum entscheidende Veränderungen auf, die nur scheinbar nicht in Verbindung stehen.
Bedeutende Entwicklungen und Zeichen des Wandels
Heftige politische Unruhen in den muslimischen Ländern der Mittelmeerregion haben zum Fall der Regime in Ägypten, Tunesien und Libyen sowie zu gewaltsamen Ausschreitungen in Syrien geführt. Offenbar gibt es in allen diesen Ländern ein wachsendes Bedürfnis nach besseren Lebensbedingungen und einer größeren Beteiligung lokaler Gruppierungen an der Regierung.
Gleichzeitig hat Griechenland und Portugal eine ernste finanzielle Krise gepackt, die auch Spanien und Italien droht. Auf Symptomebene wurde diese Krise durch exzessive Staatsschulden ausgelöst, bedingt durch hohe Defizite des öffentlichen Sektors. Die Regierungen sind nicht in der Lage, noch mehr Kapital zu leihen. Die zugrundeliegenden Ursachen jedoch sind geringe Produktivität, geschwächte Regierungen, unkontrollierter öffentlicher und privater Verbrauch und Korruption in beinahe allen Bereichen. Die vom Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank auferlegten Maßnahmen zur Entschärfung des Problems haben bisher den Staatsbankrott vermindert, doch die Reduzierung der Staatsausgaben und die drastische Erhöhung der Steuern verlängern eine Spirale der Depression und steigenden Arbeitslosigkeit, bis die eigentlichen Ursachen des Problems gelöst sind. Die Schwere der finanziellen und gesellschaftlichen Probleme bedroht die Stabilität der betroffenen Mittelmeergebiete.
Trotz dieser düsteren Entwicklungen im mediterranen Norden nimmt die illegale Zuwanderung aus Afrika und Asien explosionsartig zu, hauptsächlich in Richtung Italien und Griechenland und in schwächerem Ausmaß nach Spanien, Malta und Zypern. Griechenland mit einer Bevölkerung von etwa elf Millionen hat eine hohe Anzahl illegaler Einwanderer – etwa eine Million –, die zumeist arbeitslos und verarmt sind, was zu einer Verschärfung unkontrollierter Kriminalität führt. Die meisten illegalen Einwanderer treiben nicht politische Gründe oder Verfolgungen an, sondern der Wunsch, Einkommen und Lebensumstände zu verbessern.
Zusätzlich zum Einwanderungsproblem gilt es Umweltprobleme zu bewältigen. Schwere Dürre hat große Teile des Mittelmeerbeckens und besonders den Nahen Osten befallen. Zypern hat extrem unter den Klimabedingungen zu leiden, da Wasserreserven schwinden und das Frischwasser für Haushalte rationiert werden muss. Entsalzungsanlagen könnten das Problem teilweise lösen, kosten aber viel Geld und Energie. Überall auf der Insel sind die Auswirkungen des Klimawandels zu sehen, es bilden sich Wüsten, die Vegetation geht zurück. Besonders die Landwirtschaft bekommt diese Entwicklungen zu spüren, da die Bewässerung eingestellt wird, und die Regierung offenbar touristischen Anlagen (inklusive Golfplätzen) Vorrang einräumt. Ähnliche Phänomene tauchen in anderen Regionen des Nahen Ostens auf und werden für den Süden Griechenlands prognostiziert.
Im gesamten Mittelmeerraum werden Ressourcen ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit ausgebeutet. Das Fischvorkommen im Mittelmeer sinkt, immer mehr Bereiche trocknen aus. Das Erdreich wird durch intensive Landwirtschaft ausgelaugt und durch Chemikalien vergiftet und verliert damit seine Fruchtbarkeit. Naturgebiete entlang der Küste verschwinden, da sie zunehmende menschliche Landnutzung, hauptsächlich durch Urbanisierung und Tourismus und die Errichtung großer Infrastrukturen, dramatisch verändern. Als Folge sinkt die Artenvielfalt der mediterranen Ökoregion.
Prognostizierte Entwicklungen der Zukunft
Einwanderungsströme und Umwelteinflüsse werden die Region auch in den kommenden 40 Jahren prägen.
Zuerst einmal ist schon heute klar, dass effektive Maßnahmen zur Mitigation des Klimawandels nicht rechtzeitig ergriffen werden können. Das hat besonders für den Mittelmeerraum schwerwiegende Folgen.
Der Anstieg des Meeresspiegels wird Küstenregionen treffen. Maßnahmen zum Schutz der Gebiete, Anpassungen an den Klimawandel und der Kampf gegen seine Auswirkungen werden im Verbund mit zunehmender Urbanisierung und touristischer Erschließung zu einer kompletten
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