Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
Vom Netzwerk:
in der Evolution menschlicher Werte, die schon seit frühester Zeit voranschreitet, sich im vergangenen Jahrhundert dramatisch beschleunigt hat und offensichtlich auch in den kommenden 40 Jahren rasant fortschreiten wird.
    Zum ersten Trend: Ich glaube, dass die nächsten 40 Jahre vielen Regionen Krisen und sogar vereinzelte Katastrophen bringen werden, die durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden. Vorübergehende Knappheit von Energie, Nahrungsmitteln, Wasser oder Mineralien und unberechenbare Auswirkungen einer Klimaerwärmung werden sich immer öfter als Herausforderung an unsere Wohlstandssysteme darstellen.
    Dies wird eine Welt schaffen, in der wir immer mehr Energie und Aufmerksamkeit darauf richten werden, unsere Systeme an die sich rasch wandelnden physikalischen Umstände anzupassen. Es wird deutlich werden, dass wir in einer »anthropozentrischen« Epoche leben, in der die Menschheit wissentlich oder unwissentlich globale Veränderungen auslöst. In dieser Welt werden sich die negativen Folgen von Entscheidungen und Taten, die mit einem mangelnden Verständnis für globale Systeme gefällt werden, immer schneller offenbaren und den Wählern und Konsumenten deutlich machen, dass nur fähige Systemdenker in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, die dem Wohlergehen aller dienen.
    Der zweite Trend, an den ich denke, scheint weniger offensichtlich. Ökologisch weniger schädliche Technologien haben derzeit Aufwind, doch weniger schädliche Systeme des Handels und der Wirtschaft bleiben im Bereich kleiner Interessengruppen. Es existieren viele neue und geeignete Modelle – alternative Geldsysteme, Firmen in Arbeitnehmerhand und das Teilen von normalerweise als privat betrachteten Gütern wie Häusern und Autos – doch bisher sind nur wenige ausreichend erprobt worden, um ernsthaft als praktikable Alternativen zu gelten. Es bleibt zu hoffen, dass diese Innovationen in den kommenden Jahren an Eigendynamik gewinnen, angespornt durch das immer häufigere Zusammenbrechen konventioneller Systeme.
    Ein bestimmender Charakterzug dieser neuen Institutionen wird sein, dass sie auf der immer breiteren Überzeugung gründen, dass sämtliche Elemente des globalen Systems, ob menschlich oder nichtmenschlich, einbezogen werden müssen, wenn zufriedenstellende Entscheidungen und Ergebnisse erzielt werden sollen. Das bedeutet nicht, dass einfach nur mehr Anspruchsgruppen integriert werden, damit alle Stimmen gehört werden – das führt nur zu einer Lähmung und inakzeptabel langen Entscheidungsfindung. Stattdessen gehe ich davon aus, dass die gesellschaftlichen und institutionellen Neuerungen per se so entworfen werden, dass sie so vielen stakeholdern wie möglich dienen. Schließlich ist klar, dass sich in einer erwärmten, ungleichen und überbevölkerten Welt 21 keine Gruppe nachhaltigen Wohlstand auf Kosten der umgebenden Systeme sichern kann.
    Der dritte Trend – die Evolution menschlicher Werte – ist derzeit wahrscheinlich der am wenigsten sichtbare. Hier geht es um die Frage: »Was ist wirklich von Bedeutung?« Es lag wohl außerhalb der Vorstellungswelt von frühen, in kleinen Familiengruppen umherziehenden Jägern und Sammlern, über das unveräußerliche Recht des Einzelnen zur Selbstverwirklichung oder irgendeine Gesetzgebung nachzudenken. Am wichtigsten war das alltägliche Überleben der eigenen Sippe. Sobald aber das Überleben für eine große Minderheit gesichert war, wie im mittelalterlichen Europa, beschäftigte man sich vor allem auch mit der Frage nach einer ewigen Seele und suchte die Verbindung zu einem allmächtigen sorgenden Gott.
    Aus dieser Epoche erwuchs eine starke Ausrichtung auf Rechtsgrundsätze, die zuerst von Gott und seinen frühen Mittlern und später durch demokratische Wahlen festgelegt wurden. Anschließend kam die Freiheit, das persönliche finanzielle Fortkommen zu sichern, und zwar unabhängig von der Religion und eingebunden in eine naturwissenschaftliche Erklärung der Welt. Inzwischen wird die »Ich-fixierte« Epoche des 20. Jahrhunderts durch das Auftauchen einer globalisierten »Wir-Kultur« infrage gestellt. Es ist zwar nicht immer ganz offensichtlich, doch die ökologische Bewegung und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit berufen sich im Kern auf die Idee, dass keine Lösung nur für eine Minderheit eines Systems funktionieren kann – das gesamte System ist wichtig und muss berücksichtigt werden. 22
    Zum Glück gibt es derzeit junge Leute, die sich als

Weitere Kostenlose Bücher