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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Fischereibetriebe zertifiziert. Es gibt einen Runden Tisch für den nachhaltigen Anbau von Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil) und einen für Biokraftstoffe (Roundtable on Sustainable Biofuels). Über sechzig ähnliche Initiativen überwachen die unterschiedlichsten Produkte vom Toilettenpapier bis zum Granit in meiner Küche.
    Es gibt mehr Kennzeichnungssysteme als der Konsument überblicken kann, doch dies wächst nicht zu einem Problem an, da viele Unternehmen sich schon bei der eigenen Beschaffung an nachhaltige Produkte halten und ihren Kunden keine schädlichen Produkte zur Auswahl anbieten.
    Zum Beispiel ist bei vielen Baumarktketten wie der britischen B & Q (Block & Quayle) eine Nutzholz-Zertifizierung für den gesamten Bestand verpflichtend. Kunden von B &Q können kein Nutzholz erwerben, das den Nachhaltigkeitskriterien nicht entspricht. Dieses Vorgehen wurde ursprünglich eingeführt, um sicherzugehen, dass in der Versorgungskette der Unternehmen kein Schaden geschieht. Das Bestreben, seinen Ruf zu schützen, ist nun also dem Bestreben gewichen, Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Holzhändler benötigen das FSC-Sie-gel, um sicherzustellen, dass sie auch in Zukunft genug Holz haben, um ihre Kunden zu beliefern.
    Beim choice editing geht es also darum, Verbrauchern zu zeigen, wie sie richtig handeln können anstatt ihnen zu sagen, was sie falsch machen. So wird Nachhaltigkeit weniger eine moralische Entscheidung als eine einfache, praktikable und erfreuliche Handlungsweise.
    Alan Knight (Brite, geboren 1964) ist Experte für unternehmerische und produktgebundene Nachhaltigkeit bei großen Marken (zum Beispiel Virgin, Kingfisher, B & Q, SABMiller) und für politische Konzepte zur Nachhaltigkeit (in Thinktanks der britischen Regierung zu Nachhaltigkeit, Öko-Zertifizierung und Konsum). Siehe www.dralanknight.com .
Modifizierter Kapitalismus: Weises Regieren gewinnt an Bedeutung
    Ich glaube nicht, dass der Kapitalismus in den kommenden 40 Jahren unverändert weiterexistieren wird. Der Name wird bleiben, doch die Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft wird sich auf zweierlei Arten wandeln: Investitionsströme werden nicht mehr nur von Profitabilität gesteuert werden und Unternehmen werden gezwungen sein, nicht nur über ihre finanzielle Leistung Rechenschaft abzulegen, sondern auch über die ökologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen ihres Handelns.
    Im vierten Kapitel habe ich über die zukünftige Notwendigkeit gesprochen, öffentliche Investitionsströme zu stärken und umzulenken. Die globale Gesellschaft wird sich in den kommenden 40 Jahren wachsenden Herausforderungen gegenübersehen, deren Lösung zusätzliche Investitionen verlangt. In immer mehr Fällen wird ein Eingreifen notwendig sein, bevor diese Investitionsprojekte aus wirtschaftlicher Sicht profitabel werden. Idealerweise löst der Staat solche Probleme durch eine Anpassung der relativen Preise (die »Internalisierung externer Kosten und Nutzen«), aber dies könnte sich in der Praxis als schwierig erweisen. Rascher geht es, wenn man die Steuern erhöht und die Einnahmen direkt in die gesellschaftlich notwendigen Projekte investiert.
    Ein gutes Beispiel ist die Entscheidung der deutschen Regierung, während der 2000er-Jahre bedeutende Investitionen in Wind- und Solarenergie zu tätigen und die Verbraucher für die Rechnung aufkommen zu lassen. Im Prinzip funktionierte das folgendermaßen (obwohl das tatsächliche Vorgehen weniger transparent war, vermutlich um genügend Unterstützung für diese Lösung zu gewinnen): Der Staat beschloss, dass ein bestimmter Prozentsatz des Stroms aus Wind und Sonne gewonnen werden sollte. Man richtete einen Einspeisetarif ein, der es für Hauseigentümer lohnend machte, Sonnenkollektoren auf ihren Dächern zu errichten. Genauso profitierten Unternehmen davon, wenn sie Windparks bauten. Anschließend bat man alle deutschen Stromabnehmer zur Kasse. Kapitalistische Unternehmen durften um die Verträge werben und die Waren liefern, doch die Richtung und das Volumen der Investitionen wurde außerhalb des Markts, nämlich vom Staat beschlossen. Auf diese Weise ergab sich eine viel größere Investitionsrate in Wind- und Sonnenkraft, als wenn Deutschland die Investitionsentscheidung dem Markt überlassen hätte. Man baute die Kapazitäten umfassend aus und inzwischen stellt Wind- und Solarstrom etwa 20 Prozent des deutschen Stroms. Und dies, obwohl es viel billiger gewesen wäre, weitere

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