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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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um die einbrechenden Probleme zu bewältigen, ganz einfach umlenken können. Und währenddessen werden die Marktwirtschaften noch zaudern, ob sie weitere 100 Milliarden US-Dollar (weniger als 0,1 Prozent ihres BIP) zur Unterstützung klimafreundlicher Technologien einsetzen.
    Der Übergang zu einem modifizierten Kapitalismus wird am ehesten in Ländern vollzogen, die über eine weise politische Führung und ein kompetentes Finanzministerium verfügen und faire Ausschreibungswettbewerbe für staatlich finanzierte Projekte durchführen.
    Kann man noch von Kapitalismus sprechen, wenn 30 Prozent der Geldströme durch die Regierung gelenkt werden und 70 Prozent dem Markt überlassen werden? Waschechte Kapitalisten würden diese Frage verneinen. Ich jedoch bejahe sie.
    Kapitalistischen Privatunternehmen kommt immer noch die zentrale Rolle zu, die von der Regierung beschlossenen Großprojekte auszuführen – genauso wie sie alle zwei Jahre an der Planung und Durchführung der Olympischen Spiele beteiligt sind. Um aber eine unnütze Begriffsdebatte zu vermeiden, schlage ich vor, das abgeänderte System, in dem ein bedeutender Anteil der Investitionen von politischen Entscheidungen und nicht vom unmittelbaren Ertrag geleitet wird, als »modifizierten Kapitalismus« zu bezeichnen. So tritt man niemandem auf die Füße und es wird dennoch signalisiert, dass die Dinge sich geändert haben. Der modifizierte Kapitalismus wird ein System sein, in dem das Wohl der Allgemeinheit über den Profit des Einzelnen gestellt wird. Der öffentliche Anteil an der Wirtschaft wird wachsen. Und trotzdem werden private Unternehmen weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
    Modifizierter Kapitalismus könnte außerdem gelebt werden, wenn Kapitalströme von Rentenfonds gesteuert würden, die sich auf ihre wahre Aufgabe besinnen, nämlich in 30 Jahren ein sicheres Renteneinkommen für ihre Kunden zu sichern anstatt Indizes nachzujagen, die maximale kurzfristige Profite versprechen. Die (bestmöglich motivierten) Manager von Rentenfonds könnten agieren wie eine weitsichtige und weise Regierung. Doch dafür müssten sie aus der Zwangsjacke monatlicher Berichte und Boni befreit werden, die vor allem den vierteljährlichen Erfolg werten. Ein solcher Wandel wird wohl leider nicht eintreten. Die meisten Anteilseigner sind eher an kurzfristigen Gewinnen als an langfristigen Visionen interessiert. Ein paar private Unternehmen und wenige wirklich vorausdenkende Rentenfonds könnten vielleicht den schmalen Pfad beschreiten und (zusammen mit der Kommunistischen Partei Chinas) in langfristige Lösungen wie die Abscheidung und Speicherung von CO 2 oder die Frischwasserversorgung in Slums investieren – in der Hoffnung, in einigen Jahrzehnten stabile Einkommen zu erzielen. Doch die Anlagenrendite wird niedriger ausfallen und damit erscheint die Entwicklung erneut unwahrscheinlich.
    Ich muss also den Stimmen beipflichten, die vorbringen, dass ein innerhalb der brutalen Zwänge des reinen Kapitalismus agierendes Unternehmen wenig bis keine Möglichkeit hat, sich an der Bewältigung der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu beteiligen. Den Klimawandel aufhalten und Armut abmildern sind Engagements, die meist viel weniger Anlagenrendite bringen als die Produktion von Konsumgütern und die Bereitstellung von Dienstleistungen. Somit werden die gesellschaftlich vorteilhaften Projekte den internen Kampf um Firmenkapital nicht gewinnen können. Das auf dem freien Markt konkurrierende Unternehmen kann natürlich Gesten der unternehmerischen (sozialen) Verantwortung setzen, um ihre Besorgnis über die langfristige Zukunft zu signalisieren. Das aber nur in beschränktem, kostenfreiem Ausmaß. Wenn das Unternehmen zu viel zusätzlich investiert, wird es die Früchte seiner teuren Bemühungen nicht mehr ernten. Der Öffentlichkeit gegenüber Verantwortlichkeit zu zeigen, gehört zu dem wenigen Guten, das ein Unternehmen innerhalb der Zwänge der freien Marktwirtschaft demonstrieren kann. Um wirklich Gutes zu leisten, benötigt das Großunternehmen den Staat als Ausschreiber von gesellschaftlich sinnvollen Projekten.
    Unternehmen, die eine weise Regierung als Auftraggeber gewinnen können, werden natürlich das Richtige produzieren (und dafür Renommee ernten, wie die Firmen der Solarbranche). Doch sie werden auch gefährlich leben, denn die öffentliche Meinung kann schnell umschlagen und die Ansichten über das, was politisch korrekt ist, können sich rasch

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