2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Australien und im Mittelmeerraum einen großen Teil ihrer Landmasse beeinträchtigen. Den nördlichen Landmassen (in Europa und Kanada) werden mittelfristig die schlimmsten Klimaexzesse erspart bleiben; Land- und Forstwirtschaft werden dort aus wärmeren Temperaturen und mehr Nährstoffversorgung mit atmosphärischem CO 2 sogar Vorteile ziehen. Der Tourismus im Mittelmeerraum wird wegen zu heißer Sommer zurückgehen; andererseits werden sich im hohen Norden wegen der Eisschmelze neue Chancen auftun. Australien wird unter wechselhaftem Wetter – einer verwirrenden Kombination aus Dürren und Überschwemmungen – leiden; und insgesamt werden die landwirtschaftlichen Erträge der Region OECD-ohne-USA nach 2040 wegen des Klimawandels zurückgehen. Gleichzeitig wird der Anteil an ungenutztem Land als Folge von schrumpfender Bevölkerung, weiterer Verstädterung und höheren Erträgen der Anbauflächen etwas zunehmen. Nach der großflächigen Abholzung der borealen Wälder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die Natur in den nördlichen Breiten womöglich wieder neuen Raum in den nachwachsenden Wäldern finden.
Alles in allem wird die Region OECD-ohne-USA also in den kommenden 40 Jahren allmählich stagnieren. Es findet etwas Wachstum statt, doch es wird eher wie ein Seitwärtsgleiten erscheinen. Die Bevölkerung wird sich langsam verringern und die Region wird einen Gutteil ihrer CO 2 -Emissionen eliminieren. Der Klimawandel wird zunächst von Vorteil sein, später aber örtlich zu Schädigungen und schließlich zu einer Reduktion der Agrarerträge führen. Bei einigen Ressourcen, die importiert werden müssen, wird es zu sporadischen Knappheiten kommen, aber keine wird lange genug anhalten, um den friedlichen Status quo zu stören. Die Mülldeponien der Region werden zuverlässig Rohmaterialien und Energie liefern, da Recycling und Wiederverwendung stetig an Boden gewinnen werden. Und es werden genug Sonne und Wind zur Verfügung stehen, um fast die Hälfte der Unternehmen und Haushalte der Region zu versorgen.
Die demokratischen Traditionen in der Region werden dazu beitragen, die politische Stabilität zu sichern sowie die Entwicklung weiterer Ungerechtigkeit einzuschränken und ihre negativen Folgen zu begrenzen. Doch die etwas entspanntere Haltung der europäischen Nationen (vielleicht mit der Ausnahme Deutschlands) wird auch zu einer weniger aggressiven Nutzung der entstehenden Geschäftsmöglichkeiten führen. Die Vereinigten Staaten und vor allem China werden viele Erfindungen der Region OECD-ohne-USA übernehmen. Diese wird infolgedessen in der Rangordnung absinken, allerdings mit einem ziemlich hohen Niveau an Lebenszufriedenheit ihrer Bewohner.
BRISE
Meine vierte Region, BRISE, besteht aus Brasilien, Russland, Indien, Südafrika und zehn großen Schwellenländern, mit 2010 insgesamt 2,4 Milliarden Menschen. Die zehn aufstrebenden Nationen sind Indonesien, Mexiko, Vietnam, Türkei, Iran, Thailand, Ukraine, Argentinien, Venezuela und Saudi-Arabien – aufgelistet nach der Bevölkerungsgröße von der größten zur kleinsten. Zusammen bedecken die 14 BRISE-Staaten eine gigantische Landfläche in den tropischen und gemäßigten Regionen. Sie verfügen über riesige tropische und boreale Waldgebiete, weite Savannen und Weideländer und große, fruchtbare Ebenen mit Dörfern, die Landwirtschaft betreiben; ferner über eine bedeutende industrielle Landwirtschaft, riesige Fertigungszentren und eine Reihe von Megacities, aber auch über viele Menschen, die auf dem Land bleiben.
Diese Region ist so mannigfaltig, dass es fast sinnlos ist, über Mittelwerte zu sprechen. Immerhin umfasst sie ein Drittel der Erde. Das derzeitige BIP von BRISE übertrifft das von China. Der einzige gute Grund, diese Länder in eine Gruppe zusammenzufassen, ist, dass sie groß (die durchschnitt - liche Bevölkerung beträgt 170 Millionen) und alle auf dem Weg zur Industrienation sind. Das durchschnittliche BIP pro Personenjahr lag 2010 bei 6.000 KKP-Dollar und damit etwa 15 Prozent unter dem Chinas. Während China in den kommenden Jahren fast explodieren wird, wachsen die BRISE-Länder wie schon seit einiger Zeit wesentlich langsamer weiter. Die Zukunft von BRISE veranschaulicht Abbildung 10–4 .
Die Bevölkerung, die zur Hälfte aus Indern besteht, nimmt zu. Doch die Fertilitätsrate sinkt drastisch und die Bevölkerungskurve der BRISE-Region wird lange vor 2052 und bei gut unter drei Milliarden Menschen ein flaches
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