2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Wirtschaftssysteme aufbauen können. Maßnahmen zur Begrenzung des Ressourcenverbrauchs müssen in alle Lebensbereiche hinein ausgeweitet werden. Einen entscheidenden Schritt werden dabei fiskalische und arbeitsmarktpolitische Strategien bilden, die lokale Ökonomien stärken und sowohl Armut als auch Massenabwanderung in die Städte reduzieren. Zwei Schlüsselsektoren sind Landwirtschaft und Energie. Im ersteren werden Einschränkungen von ressourcenintensiven Methoden industrialisierter Landwirtschaft dazu beitragen, das lokale Einkommen besser zu verteilen. Dieser Effekt wird auch durch ein dezentralisiertes System der Energieerzeugung erreicht werden.
Werden die Regierungen in Asien tatsächlich diese kühnen Schritte tun und wird sie der Westen dabei unterstützen?
Darüber gibt es überhaupt keine Klarheit, aber als unbelehrbarer Optimist halte ich es für möglich, dass die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts die Epoche des Reinigens und Wiederauffüllens sein wird. Diese Hoffnung wächst aus meiner Überzeugung, dass in den nächsten zehn bis 20 Jahren die Regierungen in Asien das derzeitige Modell als Sackgasse erkennen und ihren Kurs allmählich ändern werden. Hoffentlich werden gleichzeitig einige westliche Länder den Versuch unternehmen, ihren globalen Fußabdruck zu reduzieren. Dieser Übergang wird die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts sein, da man dafür Führungspersönlichkeiten braucht, die bereit sind, mit den Bürgerinnen und Bürgern in eine ehrliche Debatte über Begrenzungen einzutreten und damit auch die Erwartungshaltung in Bezug darauf zu verändern, wie sie leben und was sie brauchen und wollen. In mehr als einer Hinsicht wird dies eine ungeheure Anstrengung bedeuten.
Chandran Nair (Malaysier, geboren 1954) ist Gründer und Direktor des Global Institute for Tomorrow mit Sitz in Hongkong. Er leitet auch AvantageVentures, eine Beratungsfirma für Soziale Investitionen in Hongkong und Beijing. Früher war er der Vorsitzende von ERM (Environmental Resources Management) für den asiatisch-pazifischen Bereich, der die Firma im Lauf von zehn Jahren zur größten ökologischen Beratungsfirma der Region ausbaute.
»Den Konsum in Asien einschränken« trifft die Aussage, es werde physisch unmöglich sein, den materiellen Lebensstandard aller Länder auf den aktuellen Standard des Westens zu heben. Es stehen zum Beispiel einfach nicht genug Rohstoffe, Treibstoff und Raum zur Verfügung, damit jeder Mensch sein eigenes Auto haben kann. In dem Ausblick wird gefordert, dass die politischen Führer der Schwellenländer diese Tatsache verinnerlichen und ihre jeweilige Bevölkerung davon überzeugen müssen, eine Steigerung ihres Wohlergehens im Sinn der Nachhaltigkeit anzustreben anstelle von rein materiellem Wachstum. Es ist aber auch Unsicherheit darüber zu spüren, ob diese Führungspersönlichkeiten Erfolg haben werden.
Ich denke, die Analyse ist korrekt; die Kernfrage des überhöhten Konsums wird aber meiner Meinung nach nicht durch kluge Führung gelöst werden. Ich glaube nicht, dass es sich als möglich erweisen wird, die Leute zum Verzicht auf potenzielles Konsumwachstum zu überreden. Demokratische Gesellschaften werden auf kurzfristige Befriedigung aus sein und sich bei der Wahl ihrer Führung entsprechend entscheiden. Will man also den Konsum erfolgreich einschränken, werden auch Elemente eines wohlwollenden starken Staats notwendig sein. So könnte es zum Beispiel in China funktionieren, aber nicht überall.
Ganz allgemein glaube ich, dass die schrecklichen Folgen übermäßigen Konsums nicht durch kluge Führung, sondern durch andere Mechanismen abgeschwächt werden. Beständiger technischer Fortschritt wird uns zumindest teilweise retten. Der Mangel an billigen Ressourcen und Raum wird Entwicklungen erzwingen hin zu Lösungen mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck (kleinere, aufladbare Elektroautos; besser isolierte Wohnungen näher am Arbeitsplatz; Getreide, das weniger Dünger und Wasser braucht; größere, treibstoffsparende und voll ausgelastete Flugzeuge). Steigende Nachfrage nach knappen Ressourcen wird die realen Preise in die Höhe treiben – auch für die Reichen – und weiteren technischen Fortschritt stimulieren.
Darüber hinaus glaube ich, dass der zukünftige Zuwachs beim globalen BIP niedriger sein wird als erwartet und erhofft. Folglich wird auch der Fußabdruck geringer sein als befürchtet. Und was ganz wichtig ist: Bevor Asien das
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