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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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ernähren? Bei welcher Zahl erreicht die Weltbevölkerung voraussichtlich den Höchststand und zu welchem Zeitpunkt? Und welche Folgen wird das für die Welt haben? Es dauerte sehr lange, fast die gesamte Menschheitsgeschichte bis 1960, bis rund drei Milliarden Menschen die Erde bevölkerten, aber nur weitere 40 Jahre, bis sich diese Zahl auf sechs Milliarden verdoppelt hatte, und nur noch wenig mehr als ein weiteres Jahrzehnt, bis die Sieben-Milliarden-Marke erreicht war, wo wir uns gerade bewegen.
    Dass wir uns schon früh Sorgen gemacht haben, hat sich zumindest teilweise gelohnt. Die Warnungen der Wissenschaftler hatten insoweit Signalwirkung, als man auf das Problem aufmerksam wurde und Kräfte mobilisierte, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Die Zahl der Menschen und der damit einhergehende Konsum überschreiten die Grenzen unserer natürlichen Ressourcen und werden das weiterhin tun; trotzdem hätte es durchaus noch schlimmer kommen können.
Die Bevölkerungszahl wird ihren Höchststand erreichen
    Wie wird es nun weitergehen? Meine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung ist grafisch auf der rechten Seite von Abbildung 4–1 dargestellt, in nahtloser Fortsetzung der historischen Daten für den Zeitraum von 1970 bis 2010. Der Höchststand der globalen Bevölkerungsentwicklung wird ein gutes Stück vor 2052 liegen (genauer gesagt, zehn Jahre vorher), da die Zahl der Kinder pro Frau kontinuierlich abnimmt. Diese Abnahme wird nur teilweise kompensiert durch einen anhaltenden Anstieg der Lebenserwartung. Wie die Abbildung 4–1 zeigt, wird die Weltbevölkerung aufgrund dieser beiden Trends in den frühen 2040er-Jahren einen Höchststand von etwa 8,1 Milliarden Menschen erreichen. Danach wird die Weltbevölkerung immer schneller sinken.

    Abbildung 4–1: Weltbevölkerung, 1970–2050
    Datenbereich: Bevölkerung (0–9 Milliarden); Geburten- und Sterberate (0–4 % pro Jahr)
    Das Stagnieren und Abnehmen der Weltbevölkerung wird nicht in erster Linie die Folge von Hunger, Umweltverschmutzung oder Seuchen sein, sondern das Ergebnis einer in Milliarden von Haushalten des urbanen Milieus getroffenen freiwilligen Entscheidung, weniger Kinder zu haben. Bereits jetzt leben mehr als die Hälfte der Menschen auf der Welt in Städten und mit der weiteren Industrialisierung der Entwicklungsländer wird dieser Anteil noch zunehmen. Die meisten Menschen leben dann in einer urbanen Umwelt und unter Bedingungen, die eine große Kinderzahl nicht als Vorteil erscheinen lassen. Der Wunsch nach kleinen Familien wird nicht auf die Paare mit zwei berufstätigen Partnern in der industrialisierten Welt beschränkt bleiben. Milliarden armer städtischer Familien in den Schwellenländern werden sich ebenso entscheiden und damit der Armut zu entkommen versuchen.
    Überall wird die gleiche Überlegung dahinter stehen. Die Familien werden die Zahl ihrer Kinder immer besser selbst bestimmen können, wegen der stetigen Verbesserung der Bildung, Gesundheitsversorgung und Empfängnisverhütung. Die meisten werden in einem Umfeld leben, wo ein weiteres Kind eine Belastung ist. In der überfüllten Megacity bedeutet jedes weitere Kind, dass noch jemand durchzufüttern und durch die Schule zu bringen ist – und eben nicht eine zusätzliche Hilfe in der Landwirtschaft. Bessere öffentliche Gesundheitsversorgung wird für höhere Lebenserwartung und niedrigere Kindersterblichkeit sorgen und so die Chance erhöhen, dass das erste Kind tatsächlich überleben und auf Dauer Stolz und Freude der Familie sein wird.
    Mit Hilfe systematischen medizinischen Fortschritts wird man Infektionskrankheiten aus der Welt schaffen. Im Jahr 2052 wird die Lebenserwartung überall auf der Welt mehr als 75 Jahre betragen, außer in Zeiten ungewöhnlicher Belastung. 1 Die Zahl der Kinder pro Frau (das heißt die Gesamtfruchtbarkeit) wird sich Eins annähern. Infolgedessen wird die Weltbevölkerung bald um jährlich ein Prozent abnehmen und im Jahr 2075 auf das heutige Niveau (sieben Milliarden Menschen) zurückgefallen sein.
    Man kann diese Tendenzen bereits heute aus den Statistiken herauslesen. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau hat über die letzten 40 Jahre von 4,5 auf 2,5 abgenommen. Würde sich dieser Trend fortsetzen, läge die Gesamtfruchtbarkeit im Jahr 2050 unter null. Das kann natürlich nicht passieren. Stattdessen wird sich die Abnahmerate verlangsamen – bis zu durchschnittlich einem Kind pro Frau in der Jahrhundertmitte. Der Rückgang erfolgt

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