2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
ist es sinnvoller, auf diese Weise Volkswirtschaften zu vergleichen, die ihren Arbeitsmarkt jeweils sehr unterschiedlich organisieren.
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität hat im globalen Durchschnitt in den letzten 40 Jahren zugenommen, wie man aus Abbildung 4–3 entnehmen kann. Sie ist, wenn auch mit abnehmender Geschwindigkeit, gewachsen und zwar durch eine gestiegene Erwerbsbeteiligung sowie eine erhöhte Leistung pro Stunde aufgewendeter Arbeit durch den Einsatz von Energie, Maschinen, Ausrüstung, Computern und andere Veränderungen. Das Wachstum war so rasant, dass es die schrittweise Reduzierung der Stundenzahl pro Jahr eines durchschnittlichen Beschäftigten in vielen reichen Ländern mehr als kompensierte. Von 1970 bis 2010 wuchs die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität durchschnittlich um rund 90 Prozent, verglichen mit 110 Prozent in den OECD-Ländern aus der OECD-ohne-USA-Region und erstaunlichen 1.200 Prozent in China. Dieses weltweite Anwachsen der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität spiegelt den starken Wunsch in allen Ländern wider, die jährliche Produktion von Gütern und Dienstleistungen zu steigern, zeigt aber auch, dass es schwieriger ist, den Spitzenplatz zu halten (OECD) als aufzuholen (China).
Abbildung 4–3: Globale gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, 1970–2050
Definition: gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität = BIP geteilt durch 15- bis 65-Jährige
Datenbereich: gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität (0 – 20.000 KKP-Dollar pro Personenjahr); Produktivitätswachstum und langfristiger Trend (0 – 7 % pro Jahr)
Zum Vergleich ist es hilfreich, die Geschichte der Arbeitsproduktivität in größerem Rahmen zu betrachten. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts hat es die wachsende Produktivität in der Landwirtschaft ermöglicht, mit erheblich weniger Arbeitskräften ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren. Schließlich setzten Traktoren (also fossile Energie), Dünger, Pestizide und neues Saatgut fast die gesamte arbeitende Bevölkerung für den Wechsel in die Fabrikproduktion frei. Hier wiederholte sich der beeindruckende Prozess des Produktivitätsanstiegs, durch die Einführung von Energie, Maschinen und Skaleneffekte. Infolgedessen konnte man die Nachfrage nach industriellen Gütern mit einem abnehmenden Anteil der Erwerbsbevölkerung in der Produktion befriedigen.
In heutigen postindustriellen Gesellschaften kann sich die Mehrheit der Erwerbsbevölkerung auf die Bereitstellung von Dienstleistungen und Pflege konzentrieren. Und selbst in diesen Sektoren wächst die Arbeitsproduktivität: Computer übernehmen Buchhaltung und Verwaltung; es gibt bereits erste Versuche mit Robotern im Pflegebereich. Die Umrisse einer Volkswirtschaft zeichnen sich ab, in der künftig der Großteil der Erwerbsbevölkerung seine Zeit in den Bereichen Dienstleistung, Bildung, Unterhaltung, Kreativität und Pflege, diesem ultimativen Zeitfresser, verbringt.
Unterschiedliche Länder befinden sich bei dieser Entwicklung in unterschiedlichen Stadien. Die Gründungsmitglieder der OECD 3 gingen voran und verbuchten in der Periode nach dem Zweiten Weltkrieg solide Zuwächse in der Pro-Kopf-Produktion. Späteinsteiger wie Japan und Südkorea holten die Wegbereiter innerhalb einer Generation ein, indem sie zunächst einen großen Teil von deren Lösungsvorschlägen und technischen Entwicklungen übernahmen. Als dann die Späteinsteiger zu den Spitzenreitern aufschlossen, verringerten sich ihre Zuwachsraten auf das Niveau der Führenden – aus dem ganz einfachen Grund, weil sie sich nun an der gemeinsamen Entwicklung neuer Lösungen und Technik beteiligen mussten.
Die historische Verschiebung in Richtung höheren Produktivitätswachstums wird sich die nächsten 40 Jahre fortsetzen. Zuerst wird China in seinem Aufholprozess spektakuläre Zuwachsraten aufweisen. Seinem Beispiel werden später einige Schwellenländer folgen, wobei Indien etwas abgeschlagen liegt. Einige der ärmsten Länder der Welt werden wenig Fortschritt zeigen. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität wird also weiterhin wachsen, allerdings unterschiedlich schnell in unterschiedlichen Regionen. Am einen Ende des Spektrums werden erfolgreiche Schwellenländer in ihrer Aufholjagd mit dem Westen über Jahrzehnte spektakuläre Wachstumsraten erreichen. In der Mitte befindet sich die stagnierende reiche Welt, die die Arbeitsproduktivität bereits auf ein hohes Niveau getrieben und einen
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