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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Menschheit es besser hinbekommen, wie ich glaube. Dies legt meine Prognose nahe. Es wird eine Weile dauern, aber in zehn Jahren, in den 2020er-Jahren, werden die Emissionsminderungen allmählich die derzeitigen Selbstverpflichtungen systematisch übertreffen. Viele Länder werden ihre Emissionen stärker reduzieren, weil die Bemühungen zur Steigerung der Energieeffizienz schließlich Früchte zu tragen beginnen, weil ihre Wirtschaft langsamer wächst als angenommen und weil die Wähler sich zunehmend Sorgen machen. Dann, um 2030 herum, werden die Emissionen ihren Höhepunkt erreichen und langsam wieder sinken, so dass sie im Jahr 2052 wieder auf dem Niveau von 2010 ankommen.
    Die negativen Auswirkungen werden erheblich sein – aber nicht katastrophal, zumindest nicht vor 2052. Es gibt dann mehr Dürren, Hochwasser, Extremwetterereignisse und Insektenplagen. Der Meeresspiegel ist um 0,3 Meter gestiegen, das Sommereis der Arktis ist verschwunden und das neue Wetter belastet Landwirte und Urlauber gleichermaßen. Ökosysteme sind einige 100 Kilometer in Richtung der Pole gewandert oder einige 100 Meter bergauf. Den schalenbildenden Tiere in den Ozeanen macht das saure Wasser zu schaffen. Viele Arten sind ausgestorben.
    Und die Welt sieht 2052 mit Angst den weiteren Veränderungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entgegen. Sich selbst verstärkender Klimawandel ist die Sorge Nummer eins. Methangasemissionen aus der schmelzenden Tundra führen zu weiterem Temperaturanstieg, der wiederum mehr Tundra zum Schmelzen bringt. Die Welt ist noch in Betrieb, aber mit höheren Betriebskosten und beängstigenden Aussichten für den Rest des 21. Jahrhunderts.
    Die regionalen Unterschiede werden riesig sein. Abbildung 2–5 zeigt beispielhaft die ungefähre Verteilung der globalen Erwärmung 2050 für den Fall, dass sich die Welt entsprechend meiner Prognose erwärmt. Der Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Niveau beträgt 2 °C im Durchschnitt, aber reicht von weniger als 0 °C bis zu mehr als 4 °C. »Hot Spots« liegen unter anderem in Alaska, Kanada, Sibirien, im Arktischen Ozean und am Rand der Antarktis. Andere, bevölkerungsreichere Gegenden werden die Hitze auch zu spüren bekommen: die Mitte der Vereinigten Staaten, Osteuropa, Nordafrika, Zentralasien, Westaustralien und die tropischen Wälder rund um den Amazonas. Andere Karten, welche die regionale Verteilung des Niederschlags in der Zukunft prognostizieren, zeigen andere Gewinner und Verlierer.
    Diese letzte Diskussion verdeutlicht, dass für eine brauchbare Prognose quantitative Präzision notwendig ist. Entsprechend stelle ich in den folgenden Kapiteln einen in sich schlüssigen Kern an Daten vor, der das Rückgrat meiner Prognose der globalen Zukunft bildet. Der Kern besteht aus messbaren Variablen (Bevölkerung, Erwerbstätige, BIP, Energieverbrauch, CO 2 -Emissionen, Nahrungsmittelproduktion, nicht-energetischer Fußabdruck), die sich über die Zeit in Reaktion auf bestimmte Ursachen entwickeln. Diverse »weiche« Fragestellungen – wie die fünf Themen in diesem Kapitel – werden qualitativ behandelt, ebenso Fragen wie »Wird der Übergang der Weltführerschaft von den Vereinigten Staaten auf China friedlich verlaufen?«. Hier hängt meine Antwort von den regionalen Unterschieden in meiner Prognose ab; deshalb ist es sinnvoll, sie erst im Anschluss an diese Prognose zu diskutieren. Aber schon an dieser Stelle kann man ins Grübeln kommen angesichts der Tatsache, dass soziale Unruhen das Produktivitätswachstum verlangsamen – was wiederum zu mehr sozialen Spannungen und Konflikten führt. Gleichzeitig bedeutet jedoch langsameres Wachstum weniger Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt sowie mehr Zeit für uns, uns auf ein Leben innerhalb der planetarischen Grenzen einzustellen. Die Antwort hängt also von der relativen Stärke der beiden Effekte ab. Sie erfordert quantitative Präzision und eine Systemperspektive. Beides liefert Teil 2.

    Abbildung 2–5: Globaler Temperaturanstieg, 1970 – 2050
    Skala: Temperaturänderung gegenüber vorindustriellen Werten in Grad Celsius (Quelle: A. R. Ganguly et al. 2009)

TEIL 2
MEINE GLOBALE PROGNOSE

KAPITEL 4 Bevölkerung und Konsum bis 2052
    W er sich wie ich lange Zeit um das zukünftige Leben auf der Erde Sorgen gemacht hat, dem hat vor allem eine Sache den Schlaf geraubt und das war das Bevölkerungswachstum. In den letzten Jahrzehnten wollten wir immer wissen: Wie viele Menschen kann der Planet

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