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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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sondern lediglich das verfügbare Einkommen nach Steuern. Die Arbeitsplätze wandern einfach von einem Sektor zum andern.
    Die Erfahrung lehrt, dass es für demokratische Länder mit freien Marktwirtschaften schwierig ist, sich proaktiv für eine Erhöhung freiwilliger Investitionen zu entscheiden, bevor dies unvermeidlich wird. Das geht viel leichter, wenn die Krise einmal eingetreten ist und Infrastruktur und Lebensgrundlagen durch Bedrohung von außen im Bestand gefährdet sind. Die Situation ist etwas leichter in eher sozialistischen Regimen mit hohem Steuerniveau, wo die Investitionsmuster stärker vom Staat beeinflusst werden. Gesellschaften, die mehr autoritär und staatskapitalistisch orientiert sind, können am schnellsten reagieren – sie riskieren allerdings auch, dass sie die falsche Richtung einschlagen.
    Dieses Bild wird sich nicht rasch verändern, weil ein wichtiger ideologischer Unterschied zwischen privater und öffentlicher Aktivität besteht. Aus der Sicht des Marktliberalen sind Staatsausgaben schlechter als private Ausgaben, ganz einfach deshalb, weil ein starker Staat weniger attraktiv ist als ein schlanker Staat. Und das Idealbild des freien Marktes ist im herrschenden Wertesystem des Westens heute fest verankert. Wie jeder andere tief verwurzelte Wert wird auch dieses Idealbild nicht so ganz einfach verschwinden. Für viele wird die Unterscheidung zwischen privaten und öffentlichen Investitionen weiterhin wichtig sein, selbst im Angesicht der Krise, und den vollen Einsatz wert. Infolgedessen wird das Ideal des freien Marktes viel länger überleben, als man glauben sollte, selbst in den kommenden Jahrzehnten, wenn die Gesellschaft zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert wird, die der Markt allein ohne Hilfe nicht bewältigen kann.
    Die Stabilität tief verwurzelter Werte macht meine Prognoseaufgabe einfacher. Ich gründe meine Prognose auf die Überzeugung, dass die weit verbreitete Abneigung gegen die Idee eines stärkeren Staates (sprich: höhere Steuern) nur sehr langsam nachlassen wird. Das heißt, dass Lösungen viel später, als es optimal wäre, auf den Weg gebracht werden – zumindest in den Regionen der Welt, wo die Mehrheit für den freien Markt ist. Kollektivlösungen wird man nicht wählen, bevor es nicht mehr als offensichtlich geworden ist, dass privatwirtschaftliche Lösungen (basierend auf individuellen Initiativen in einem uneingeschränkten Markt) nicht ausreichen werden.
    » Ausblick 4–2 : ›Hellgrünes‹ Wachstum« beschreibt, wie die OECD die Kosten untersucht hat, die der Gesellschaft dadurch entstehen, dass sie die Klimagasemissionen in ausreichendem Maß reduziert, um den Temperaturanstieg unter 2 °C zu halten. Die OECD erwartet, dass die Kosten etwa vier Prozent des globalen BIP betragen, und der Autor, ein ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der OECD, bezweifelt, dass die Welt (sprich: Wähler und Politiker) bereit ist, diese Kosten vorab aufzubringen. Infolgedessen prognostiziert er ein teilweise ungelöstes Klimaproblem und höhere Temperaturen. Der Ausblick sieht aber auch eine Zukunft voraus, in der es dann doch ein paar gut organisierte vorausschauende Volkswirtschaften gibt, die tatsächlich ihre Wirtschaft vorsorglich grüner gestalten, trotz der Kosten, und auf Aktivitäten umsteigen, die weniger Ressourcenauszehrung und Umweltverschmutzung verursachen.
    AUSBLICK 4–2
»Hellgrünes« Wachstum
    Thorvald Moe
    Historisch betrachtet hat wirtschaftliches Wachstum sowohl das Konsumniveau als auch die Belastung der Umwelt erhöht. Es stellt sich nun die Frage, ob der Konsum weiter wachsen kann, während wir den ökologischen Fußabdruck der Menschheit reduzieren und insbesondere die Treibhausgasemissionen drastisch verringern.
    Im Rahmen der Diskussion um nachhaltige Entwicklung wird heute häufig argumentiert, dass fortgesetztes Wachstum des BIP mit der Vermeidung einer Umweltkatastrophe durchaus vereinbar sei. Ein aktueller Bericht der OECD liefert ein Beispiel für diese reichlich optimistische Denkrichtung. 18 Eine Strategie für umweltverträgliches Wachstum ist um die sich gegenseitig unterstützenden Aspekte von Wirtschafts- und Umweltpolitik herum aufgebaut. Eine solche Strategie trägt dem Wert von Naturkapital als Produktionsfaktor und seiner Bedeutung für das Wachstum vollauf Rechnung. Sie ist auf kosteneffiziente Methoden zur Minderung von Umweltbelastungen ausgerichtet, um den Übergang zu neuen Wachstumsmustern zu fördern, mit

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