2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
mit einem baldigen Durchbruch. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls bestehen rechtliche Verpflichtungen, bis 2012 begrenzte Reduktionsziele zu erreichen. Es gibt aber noch keine Vereinbarung, die über 2012 hinaus wirkt. Das politische System in den Vereinigten Staaten scheint auf Jahre hinaus unfähig zu sein, einen Konsens im Hinblick auf die Klimapolitik zustande zu bringen, und die US-amerikanische Wirtschaft ist derzeit geprägt von schwachem Wachstum, hohen Schulden und hoher Arbeitslosigkeit. Einige europäische Volkswirtschaften befinden sich infolge der globalen Finanzkrise von 2008 in noch größeren Schwierigkeiten. Dagegen könnte das BIP von China, Indien und anderen Schwellenländern noch für einige weitere Jahrzehnte zweistellig wachsen. Dies ist gut für die Linderung der Armut, wird jedoch zur weltweiten Zunahme von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen beitragen – trotz ehrgeiziger Energiesparpläne in diesen Ländern.
Obwohl also eine Klimaschutzvereinbarung mit vergleichsweise geringen Kosten verbunden wäre und obwohl es vernünftig wäre, ein halbwegs kosteneffizientes globales Klimaschutzabkommen umzusetzen, stelle ich die wohl begründete Vermutung auf, dass das globale politische System ein solches Abkommen in näherer Zukunft nicht zustande bringen wird. Wir werden uns durchwursteln auf einem »hellgrünen« Wachstumspfad auf dem Weg ins Jahr 2052. Kosten und Nutzen dieser Entwicklung werden ungleichmäßig auf die Länder verteilt sein.
In vielen Ländern wird das Wachstum umweltverträglicher und es findet eine relative, aber keine absolute, Entkopplung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen vom BIP statt. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen in Bezug auf die Frage, ob ein solcher Entwicklungspfad uns über die nächsten 40 Jahre daran hindern wird, »kritische Umweltgrenzwerte auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu überschreiten«, wie es der Green-Growth -Bericht der OECD nahe legt.
Einige gut funktionierende Industrieländer werden nachhaltige Entwicklung und Klimaschutzpolitik weiter in ihre langfristigen wirtschaftlichen Strategien integrieren und mit Erfolg kohlenstoffarme Volkswirtschaften mit hoher Beschäftigung aufbauen. Andererseits stoßen viele Entwicklungsländer auf immer größere Probleme bei dem Versuch, wirtschaftliche Entwicklung aufrechtzuerhalten und Armut zu verringern, während sie mit steigenden Temperaturen und anderen Umweltproblemen wie Wasserknappheit, steigenden Energiekosten und einer Beeinträchtigung der ökologischen Produktivität zu kämpfen haben.
Auf globaler Ebene verschiebt sich das Gewicht wirtschaftlicher und politischer Macht weiter in Richtung der großen Schwellenländer, insbesondere China. Nur ein plötzliches und extrem auffallendes Ereignis wie der Zusammenbruch der Versorgung mit einer bestimmten Ressource oder eine Klimakrise können die Öffentlichkeit und die Politiker an den Schlüsselpositionen von der Notwendigkeit energischer Maßnahmen überzeugen. Dies könnte zu einem ehrgeizigen und verpflichtenden globalen Klimaschutzabkommen unter der Ägide von Ländern der G-20-Gruppe führen. Ich bezweifle jedoch weiterhin, dass man schnell und stark genug handeln wird. Um es mit den Worten des Energieexperten David Victor zu sagen: »Selbst wenn wir uns noch so viel Mühe geben, werden Treibhausgase sich akkumulieren, der Planet sich erwärmen und das Klima sich ändern.« 21
Thorvald Moe (Norweger, geboren 1939) hat an der Stanford University in Wirtschaftswissenschaft promoviert. Er arbeitete fast 40 Jahre lang im norwegischen Finanzministerium als Generaldirektor, Chefökonom und stellvertretender Staatssekretär. Er war Vertreter Norwegens (1986–1989) und stellvertretender Generalsekretär (1998–2002) bei der OECD in Paris.
Ich teile die Sichtweise, die in »›Hellgrünes‹ Wachstum« zum Ausdruck kommt. Die meisten Staaten werden sich nicht dafür entscheiden, vorsorgend vier Prozent ihres BIP zu opfern, um zukünftige Klimaschäden zu vermeiden. In der Folge wird die Wirtschaft nur ein bisschen umweltverträglicher werden. Die Welt wird mehr Geld dafür ausgeben, die negativen Folgen des Klimawandels – die »schlechten Güter« – zu mildern, und mehr in die Reduktion von Treibhausgasemissionen und in kohlenstoffarme Energie investieren. Aber wir werden es nicht erleben, dass die Welt frühzeitig genügend Geld investiert, um das Klimaproblem zu beheben. Selbst diese begrenzte Zunahme
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