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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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der Investitionsausgaben wird jedoch die für den Konsum zur Verfügung stehenden Mittel reduzieren.
Der Konsum wird stagnieren – und mancherorts sinken
    Meiner Prognose zufolge werden die Investitionsausgaben im Verlauf der nächsten 40 Jahre überall ansteigen. Die Folgen werden in den Regionen extrem unterschiedlich sein, aber auf den Konsum wird sich dies immer negativ auswirken. In den langsam wachsenden, reifen Volkswirtschaften wird der Konsum am heftigsten getroffen, ganz besonders in Ländern mit traditionell niedrigen Investitionsraten – wie etwa den Vereinigten Staaten.
    Die Vereinigten Staaten müssen in ihrer Wirtschaft Raum schaffen für Bruttoinvestitionen (also intern finanzierte Investitionen) in der Größenordnung von vielleicht einem Drittel des BIP, wenn das Land die zukünftigen Herausforderungen meistern soll. Dies steht im Kontrast zum traditionellen Investitionsanteil am BIP, der bei etwa 15 Prozent liegt. Selbst wenn das Pro-Kopf-BIP der Vereinigten Staaten um zwei Prozent pro Jahr wachsen würde – was meiner Einschätzung nach nicht eintreten wird – und alles Wachstum auf den Investitionssektor konzentriert wäre, würde es acht Jahre dauern, den Anteil der Investitionen von 19 auf 36 Prozent anzuheben, sofern der Konsum unverändert bliebe. Meiner Prognose zufolge werden die Vereinigten Staaten gezwungen sein, sich in diese Richtung zu bewegen, und im Ergebnis eine lange Periode stagnierenden oder sinkenden Konsums erleben. Viele Amerikaner werden sich an die jüngsten Erfahrungen der Arbeiter erinnert fühlen, die über die gesamte letzte Generation keine reale Lohnerhöhung erhalten haben und deren Hoffnungen für ihre Kinder hinter ihre eigenen Hoffnungen von vor 30 Jahren zurückgefallen sind.
    Aber zurück zur globalen Ebene. Zukünftiger Konsum lässt sich leicht berechnen als die Differenz zwischen zukünftiger Produktion und zukünftigen Investitionen. Das Ergebnis illustriert Abbildung 4–5 : Der globale Konsum wird bis in die 2040er-Jahre weiter wachsen, dann stagnieren und um 2050 zu sinken beginnen.
    Was allerdings für durchschnittliche Bürgerinnen und Bürger der Welt zählt, ist ihr eigenes Konsumniveau, nicht der Gesamtkonsum. Sie interessiert die jährliche Verfügbarkeit von Verbrauchsgütern und Dienstleistungen pro Kopf : wie viel für jeden von allem da ist, von Autos und öffentlichem Personenverkehr bis zu medizinischer Versorgung und Konzertaufführungen. Sie interessiert, was für ihren individuellen Konsum zur Verfügung steht, unabhängig davon, ob es von privaten oder öffentlichen Anbietern kommt, und unabhängig davon, ob es aus der formalen monetarisierten Wirtschaft stammt oder von der Familie bereitgestellt wird, ohne dass dies mit Gehaltszahlungen verbunden ist. Wird es mehr? Wird es weniger?

    Abbildung 4–5: Globaler Pro-Kopf-Verbrauch, 1970 – 2050
    Datenbereich: Pro-Kopf-Verbrauch (0 – 12.000 KKP-Dollar pro Personenjahr); Konsum (0 – 150 Billionen KKP-Dollar pro Jahr)
    Mit anderen Worten: Wie wird sich der durchschnittliche Konsum pro Bürger oder Bürgerin der Welt über die nächsten 40 Jahre entwickeln? Diese einfache Frage führt uns geradewegs zu einem der häufigsten Missverständnisse der öffentlichen Wirtschaftsdebatte: Es wird versäumt, zwischen Konsum pro Kopf und Konsum pro Land zu unterscheiden. Ich konzentriere mich auf den ersteren, weil diese Größe unmittelbar mit der Lebenszufriedenheit jedes Einzelnen zusammenhängt. Natürlich gibt es einen indirekten Effekt durch das Wachstum der Gesamtwirtschaft: Wenn diese schneller wächst, kann es für den Einzelnen einfacher sein, einen Job zu finden. Dennoch sollte man nach meiner Ansicht die Aufmerksamkeit hier auf den Pro-Kopf-Verbrauch richten, nicht auf den Gesamtkonsum.
    Außerdem muss man sich bewusst machen, dass Entwicklungen auf der nationalen Ebene und auf der Ebene der Individuen zwei verschiedene Dinge sind und nicht verwechselt werden sollten. Dies geschieht beispielsweise häufig in Diskussionen über das Schicksal Japans in den letzten Jahrzehnten. Die meisten informierten Menschen glauben zu wissen, dass Japan seit »seinem Höhenflug« um 1990 herum eher schlecht dasteht. Sie wissen, dass das BIP nur langsam gewachsen ist, und glauben, dass sich die Situation der Japaner in diesen 20 Jahren verschlechtert hat. Was den ersten Punkt betrifft, haben sie recht: Das japanische BIP ist zwischen 1990 und 2010 nur um magere 14 Prozent gewachsen, gemessen in

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