Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
Vom Netzwerk:
inflationsbereinigten Geldwerten. Während der gleichen Zeit ist allerdings der Konsum um 30 Prozent gestiegen, weil die Investitionsrate auf ein niedrigeres Niveau gefallen ist, passend zu einer langsam wachsenden Wirtschaft. Und da die Bevölkerung mehr oder weniger konstant blieb (sie wuchs nur um drei Prozent), stieg der Konsum pro Kopf in Japan zwischen 1990 und 2010 um volle 33 Prozent. Dies ist eine hohe Wachstumsrate und sie wurde erzielt, weil ein langsam wachsendes BIP unter einer noch langsamer wachsenden Bevölkerung aufgeteilt wurde. Im Ergebnis ist der durchschnittliche Japaner heute erheblich wohlhabender als 1990, obwohl er zwei Jahrzehnte lang in einer stagnierenden Wirtschaft gelebt hat. Die derzeitigen Pro-Kopf-Einkommen sind hoch, was wiederum die explodierenden Arbeitskosten in der japanischen Industrie (und den in die Höhe schießenden Yen) erklärt. All dies spielte sich jedoch ohne signifikantes Wachstum der japanischen Wirtschaft 22 und unterhalb des Radars vieler Analysten und Kommentatoren ab.
    Der Fall Japans illustriert die Tatsache, dass die meisten Debatten in den Medien, politische Analysen und Berichte aus der Finanzwelt die Aufmerksamkeit auf die nationale Ebene richten, auf das Gesamt-BIP. Dies ist verständlich. Wenn man das Steueraufkommen über die nächsten Jahre abschätzen möchte, schaut man sich am besten die Gesamtwirtschaft an, da Steuern sich in der Tendenz parallel zur Gesamtheit steuerpflichtiger Einkommen entwickeln. Möchte man Inflationsdruck in der Wirtschaft vermeiden, nimmt man ebenfalls am besten die Gesamtwirtschaft in den Blick, da die Lösung in der Anpassung der Gesamtproduktion an die nationale Produktionskapazität besteht. Und sogar Investoren sind mehr an den Gesamtsummen als an Pro-Kopf-Angaben interessiert, da die Summen mehr darüber aussagen, wie schnell der Markt für die Unternehmen der Investoren wachsen wird. Für zukünftige Aktienwerte ist das Gesamt-BIP entscheidend.
    Da mein Schwerpunkt aber auf dem zukünftigen Zufriedenheitsniveau jedes Einzelnen liegt, ist für mich eher die Untersuchung der Pro-Kopf-Zahlen relevant und insbesondere die Prognose des Konsums pro Kopf . Mathematisch ist das einfach. Wenn die Bevölkerung schneller wächst als der Gesamtkonsum, sinkt der Konsum pro Kopf. Der Einzelne ist weniger begütert. Umgekehrt steigt der Konsum pro Kopf, wenn die Bevölkerung langsamer wächst als der Gesamtkonsum. Der Einzelne hat dann mehr. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch auch dann steigt, wenn sowohl Bevölkerung als auch Gesamtkonsum sinken – solange die Bevölkerung schneller zurückgeht als der Konsum.
    Abbildung 4–5 zeigt die Zahlen, die sich ergeben, wenn der zukünftige Konsum durch die zukünftige Bevölkerung dividiert wird. Der Pro-Kopf-Verbrauch wächst zwischen 2010 und 2050 weiter, aber mit einer immer langsameren Geschwindigkeit. Wie ein erneuter Blick auf Abbildung 4–1 (auf Seite 88) zeigt, wird die Weltbevölkerung in den frühen 2040er-Jahren ein Plateau erreichen und sich im Jahr 2052 auf einem langsamen Abstieg befinden. Der globale Konsum folgt demselben Muster, wobei aber der Höchststand etwas später erreicht wird. Mathematisch folgt daraus, dass der Pro-Kopf-Verbrauch auch nach 2050 weiterhin ansteigen wird, wenn auch langsam – weil die Bevölkerung schneller zurückgeht als der Konsum.
    Die Verlangsamung des Wachstums des globalen durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauchs wird in den fünf Weltregionen sehr unterschiedliche Bedeutung haben. Sie bedeutet einen Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs in den reifen und langsam wachsenden Volkswirtschaften (wie den Vereinigten Staaten und Europa) und einen raschen Anstieg in den schnell wachsenden Teilen der Welt (wie China, später auch in vielen anderen großen Schwellenländern). Viele arme Länder werden aus ihrer Armut nicht herauskommen, der Pro-Kopf-Verbrauch wird auf seinem niedrigen Niveau verharren.
    Dennoch wird der Rückgang der Bevölkerung in der Tendenz das verfügbare Einkommen erhöhen und dieser Trend könnte sich in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts noch beschleunigen, wie es der Seitenblick »Wachstum im Schrumpfen (›grocline‹) – ein Vorteil des Bevölkerungsrückgangs« diskutiert.
    Grocline ist langfristig eine mögliche Entwicklung. Sie könnte uns den Weg zurück zu einem nachhaltigen Planeten ebnen. Sie könnte den ökologischen Fußabdruck der Menschheit so klein werden lassen, dass er

Weitere Kostenlose Bücher