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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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allerdings düster aus. Die Fischer fangen, was sie können, oft mithilfe finanzieller Unterstützung (durch sogenannte »perverse Subventionen«) durch ihre Regierungen. Armen Menschen auf der Suche nach einer weiteren Mahlzeit oder Hochseefischern, die ihre Fangquoten erreichen wollen, fällt es schwer, den Verlockungen des Allmende-Dilemmas zu widerstehen.
    Langfristig wird es daher wohl nur noch zwei Quellen für Fisch geben: ausgewiesene Fischereizonen und Fischfarmen mit Pflanzenfütterung. Hochwertiger Fisch wird teuer und dem wohlhabenden Teil der Menschheit vorbehalten sein. Im nachfolgenden Seitenblick »Trübe Aussichten für Fische« wird im Detail dargestellt, warum es trotz aller Bemühungen nahezu unmöglich ist, alle einzelnen Fischereien vernünftig zu reglementieren.
    Trübe Aussichten für Fische
    Wie es der Fischereiwirtschaft weltweit in den nächsten 40 Jahren ergehen wird, ist nur schwer vorherzusagen. Die jährlichen Fangmengen bei Wildfisch stagnieren seit zwei Jahrzehnten. Wird sich dieser Trend fortsetzen? Aus drei Gründen ist es eine besondere Herausforderung, Ozeane zu bewirtschaften oder einzuschätzen:
Schwankende Bestände: Die Größe der Fischbestände schwankt von Natur aus sehr stark und die meisten Prognosemodelle berücksichtigen keine großen sprunghaften Veränderungen. Daher kann keine langfristige Prognose für Ozeane gestellt werden.
    Schwache Signale: Erste Signale für wirtschaftliche oder biologische Schwierigkeiten fallen in der Regel kaum auf, treten verzögert auf oder sind verfälscht. Eine Bewirtschaftung, die mit kurzfristigen Anpassungen arbeitet, wird daher keinen Erfolg haben.
    Wissenslücke: Über einige der gefährlichsten Entwicklungen gibt es noch kaum wissenschaftliche Erkenntnisse; wir wissen ganz einfach noch zu wenig.
    Schwankende Bestände
    Die Größe von Fischbeständen schwankt sehr stark. In den Weltmeeren führt die Wechselwirkung von Vermehrung und Räuber-Beute-Beziehung zu Populationsschwankungen, die an Land niemals denkbar wären. Durch Veränderungen bei Strömung, Nährstoffgehalt und Temperatur kann die Biomasse stark schwanken. Dadurch sind Fischereizonen schwer zu bewirtschaften. Selbst in der Antike erschöpften die Menschen mit ihrer primitiven Ausrüstung die Fischbestände in Küstennähe. Sie konnten nicht mit einer Ressource umgehen, die so unberechenbar ist, dass eine heute vertretbare Fangmenge schon morgen den Fischbestand ausrotten kann.
    Insgesamt geht es aber nicht um einen einzelnen Fischbestand, sondern um das Zusammenspiel der verschiedenen Fischbestände als Teil eines Nahrungsnetzes, das so komplex ist, dass es nicht nur unser gegenwärtiges Verständnis übersteigt, sondern möglicherweise auch mithilfe von Computern niemals erfasst werden kann. Bisher konnten noch nicht einmal die grundlegendsten Fragen beantwortet werden: Gefährdet die Überfischung das Leben in den tieferen Meeresbereichen generell? Können sich Fischbestände von einem Zusammenbruch erholen? Welchen Grad an Störung verkraftet das Ökosystem Meer?
    Schwache Signale
    Ein weiteres Problem sind die schwachen Signale. Die Ertragskurven im Fischfang sind in der Regel flach. Das bedeutet, dass der fischerei-liche Druck über Jahre stark erhöht werden kann, bevor die Fangmengen so stark sinken, dass sie trotz jährlicher Schwankungen auffallen. In vielen Fällen ist es dann bereits zu spät: Der Schaden ist angerichtet, die Fischbestände sind dezimiert und stehen vor dem Zusammenbruch. Ein ähnliches Problem entsteht, wenn sich die Kosten für den Fischfang nicht im Verhältnis mit schwindenden Fischbeständen erhöhen. Dies trifft besonders für Schwarmfische zu. Die Schwärme können durch die moderne Fischortung leicht aufgespürt werden und erwecken den falschen Eindruck von reichhaltigen Beständen. Der Fischer, der den letzten großen Schwarm Kabeljau vor der Küste von Neufundland fing, kam nach Hause und erzählte seiner Frau, alles sei bestens: Sein Boot war randvoll mit Fisch. Im Meer wimmelt es nur so von schwachen und verfälschten Signalen, aber ohne eindeutige Informationen können nur schwer Prognosen gestellt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
    Wissenslücke
    Einige der größten Gefahren können wir noch nicht einmal verlässlich einschätzen. Über eine solche Wild Card zum Beispiel – die Versaue-rung der Meere –, wissen wir noch so gut wie nichts, weder wie stark sie ausfallen noch welche Auswirkungen sie haben wird. Die

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