2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
und jemand vergeblich auf die erwartete angemessene Rente wartet. Wann und wo der Aufstand losbricht, ist wieder schwer zu sagen, aber ich rate Ihnen, dort besonders achtzugeben, wo die Verschuldung hoch, der Pensionsanspruch reichlich und die Unterhaltslast am Steigen sind.
Die Revolten werden sich nicht auf die reichen Länder beschränken; auch zwischen der breiten Masse und den neureichen Millionären Chinas, den russischen Oligarchen, dem saudischen Königshaus und den Drogenbaronen in Mexiko und Kolumbien sind Anzeichen für Spannungen zu erkennen. Teilweise werden die Eliten zurückschlagen, um den Löwenanteil weiterhin für sich zu beanspruchen; andere werden nachgeben. Unter dem Druck der durch sinkenden Konsum frustrierten Massen wird das Ungleichgewicht in vielen Fällen noch vor 2052 gemildert werden. Die Unruhen, die dies zumindest zeitweise zur Folge hat, werden den Anstieg der Produktivität weiter bremsen.
Megastädte
Wenden wir uns dem täglichen Leben der kommenden 40 Jahre zu.
In materieller Hinsicht wird vieles beim Alten bleiben: Die Mehrheit wird eine höhere Wohnqualität genießen können, mit mehr Platz und einem besseren Raumklima. Wir werden besser essen – mehr und manchenorts auch gesünder. Wir werden mobiler sein – ob mit dem eigenen Auto oder einem größeren Angebot an öffentlichen Bussen, Flugzeugen und Zügen. Wir werden Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung haben, sei es privat oder öffentlich. Die Apparate der Zukunft werden zwar weniger Energie verbrauchen, aber meist noch die gewohnte Gestalt haben: Kühlschränke, Autos, digitale Kommunikationsgeräte (wie das Fernsehen der Zukunft, Computer, Smartphone-Implantate). Zu dieser Mehrheit wird auch die Bevölkerung Chinas und anderer Schwellenländer gehören, was nicht heißt, dass sie den Lebensstandard des heutigen Westens erreicht haben wird, aber 2052 wird es den Menschen dort besser gehen als 2012.
Für die gegenwärtige globale Elite wird diese allgemeine Verbesserung meiner Einschätzung nach nicht gelten. Zu dieser Gruppe zähle ich alle Bewohner der OECD-Länder, die im Jahresdurchschnitt im Wert von mehr als 28.000 KKP-Dollar konsumieren, also das Vierfache des weltweiten Durchschnitts. Diese Gruppe wird materiell stagnieren oder sogar Einbußen hinnehmen müssen, insbesondere nach 2030. Man wird nicht mehr in immer größeren Häusern wohnen, mehr essen oder weiter reisen, und wahrscheinlich wird man in dieser Gruppe kränker sein – nicht aufgrund von Infektionskrankheiten oder abgenutzten Hüftgelenken, sondern wegen Lifestyle-Erkrankungen wie Fettsucht, Diabetes und Krebs. Das liegt zum einen, um es noch einmal zu sagen, am stetigen Rückgang der Produktivität in den kommenden Jahren und zum anderen an den nötigen Investitionen zur Kontrolle von Problemen im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung, schwindenden Ressourcen, Klimawandel und sozialer Ungerechtigkeit.
Eines allerdings haben die Bürger der zukünftigen Welt gemein und das ist das Leben in Städten. Leben im dörflichen Umfeld im direkten Kontakt mit Land, Tieren und der Natur wird die Ausnahme sein. Das tägliche Leben zu Hause wird sich in den Hochhausappartments der Großstädte abspielen. Zur Arbeit geht man ins Büro, das Geschäft oder in die Pflegeeinrichtung. Erholung wird immer mehr zu einer virtuellen Angelegenheit (beispielsweise durch Beteiligung an Spielen im Fernsehen der Zukunft), obwohl ich glaube, dass das gemütlich genossene Bier in der Kneipe am Eck nicht aussterben wird. Alle paar Jahre wird man im Urlaub ein bekanntes Ferienziel besuchen, wo Pauschaltouristen vor den Sehenswürdigkeiten Schlange stehen, Souvenirs kaufen und die zukünftige Version von Erinnerungsfotos schießen.
Wenn dann 80 Prozent der Weltbevölkerung in Großstädten leben, dann bestimmt das natürlich die politischen Entscheidungen, die in zunehmendem Maß die Probleme der Stadtbewohner ansprechen werden: Verkehr, Luftqualität, Lärm, Kanalisation, Trinkwasser und Energieversorgung. Die Verstädterung wird darüber hinaus eine entscheidende Entwicklung der nächsten 40 Jahre vorantreiben und das ist der Rückgang der Gesamtfruchtbarkeit, gemessen in geborenen Kindern pro Frau.
Der Trend zur Verstädterung wird durch den Klimawandel in zweierlei Weise angeheizt: Zum einen stößt der Bewohner einer Megastadt im Vergleich mit dem Vorstadtbewohner weniger Treibhausgase aus, weil er weniger Transportmittel benötigt. Der Transport riesiger
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