2052 - Verkünder des Imperators
in einen Arkoniden in glänzender Rüstung, Mascant Kraschyn. Und wieder hämmerte die gnadenlose Stimme in sein Bewußtsein. „Auch auf Topsid hast du versagt. Das Urteil wird soeben vollstreckt!"
Cistolo Khan krümmte sich zusammen. Ein lang anhaltendes Seufzen drang über seine Lippen. Er spürte Feuchtigkeit am Kinn. Speichel lief aus seinem Mundwinkel hinab bis zum Hals. Oder war es Blut?
Er wartete auf die Wirkung der Spritze, aber sie blieb aus. Seine Sinne erlahmten nicht. Sie nahmen weiter alles in sich auf, was um ihn herum vor sich ging. „Ich glaube, er hat den kritischen Punkt überwunden", flüsterte eine Stimme irgendwo über ihm. „Puls und Atem normalisieren sich. Onein, es geht wieder los!"
Erneut stachen spitze Dolche quer durch seine Brust und quälten ihn bis an den Rand der Bewußtlosigkeit. Er spürte mehrere Injektionen, begriff langsam undeutlich, daß es sich nicht um die Hinrichtung handelte. Die Roboter verpaßten ihm größere Mengen Stabilisatoren. Die herkömmlichen Injektionen wirkten offenbar nicht.
Sein Körper entspannte sich. Der Druck in seiner Brust ließ nach und verschwand schließlich ganz. Wohlige Wärme durchströmte seinen Körper. Er zog die Beine ein wenig an und holte tief Luft. An seinem rechten Ohr blies warme Luft entlang.
Dann hörte er eine weibliche Stimme sagen: „Entspanne dich. Du hast es endgültig überstanden. Wir schicken dich in den Heilschlaf."
Er versuchte sich zu erinnern, wem die Stimme gehörte. Es fiel ihm nicht ein. In seinem Kopf breitete sich eine nie gekannte Leere aus. Er wollte schreien und sich bemerkbar machen, aber die Müdigkeit war stärker als sein Wille.
SEELENQUELL zerstört mein Gehirn!
Der Gedanke versiegte so schnell wie Khans Wahrnehmungen. Wieder senkte sich die Dunkelheit über ihn. Sein letzter Gedanke galt der Gefahr, die ihnen allen durch SEELENQUELL drohte.
*
Die Leuchtkörper an der Wand sahen sehr irdisch aus, ebenso die Möbel und die Kegelroboter. Die Lampen erhellten das blasse Gesicht mit den blauen Augen, die ihn neugierig und fast ein wenig belustigt musterten. Mit diesem Gesicht verband er Gedanken an die fürchterlichen Schmerzen und die geistigen Torturen, die er durchgestanden hatte. „Du hast es geschafft", sagte die Frau. „Du bist über den Berg. Dein Herz arbeitet wieder normal. Die Schäden des Infarkts sind völlig beseitigt."
Ungläubig lauschte er ihren Worten nach. Der schwarze Mantel SEELENQUELLS in seinem Kopf war verschwunden. Auch die glühende Lava fehlte.
Er bewegte versuchsweise die Finger und zog die Beine an. Das PsIso-Netz in seinem Haar - ein lahmer, tastender Griff zeigte ihm, daß es vorhanden war und ihn schützte. „Ah!" Vor Erleichterung schloß er die Augen und öffnete sie erst nach einer Weile wieder.
Das Gesicht war noch immer da, und es lächelte ihm beruhigend zu. „Der Medo sagt, du darfst aufstehen, Cis."
Er fühlte sich matt und ausgelaugt. Sein Rachen brannte, und die Zunge klebte am Gaumen. Alles in ihm verlangte nach Erquickung.
Bre Tsinga schien seine Gedanken lesen zu können. Sie reichte ihm einen Becher mit Wasser. Erst nippte er an dem kühlen Naß, dann trank er den Becher in einem Zug leer. „Rhodan hat eine gute Wahl getroffen, als er dich hierherschickte", sagte er heiser und stemmte sich mit den Ellenbogen hoch. Sie half ihm, auf die Beine zu kommen.
Einen Augenblick lang fühlte er sich schwach, danach ging es. Er hielt sich ein ihrem Arm fest und machte ein paar Schritte. „Bin ich wirklich vollständig wiederhergestellt?" fragte er matt.
Sie nickte ernst. „Dein Körper funktioniert wie eh und je. Folgeschäden sind nicht zu befürchten. Du bist absolut frei von den Einflüssen SEELENQUELLS."
Bre berichtete ihm, was sie bisher herausgefunden hatte. Es handelte sich um einen posthypnotischen Befehl, den die negative Superintelligenz in seinem Unterbewußtsein verankert hatte. Er beeinflußte das Stammhirn und löste gezielte Fehlfunktionen bei der Herztätigkeit und der Atmung aus. Beides zusammen führte innerhalb weniger Minuten zum Tod, wenn nicht schnell genug eingegriffen wurde. „Du hattest Glück. Da wir wußten, womit zu rechnen war, konnten wir uns darauf einstellen."
Cistolo Khan setzte sich in Bewegung und ging in der Medostation auf und ab. „Ich fühle mich wie neugeboren", sagte er. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich werde meine Erfahrungen niederlegen und der Öffentlichkeit ..." Er stockte und blieb stehen.
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