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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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wahr sein!«
    Keuchend kletterte Barah über den Rand der Spalte. Ihr Blick fiel auf die beleibte Jarin, die wenige Schritte von ihr entfernt finster in das Loch stierte.
    »Es ist, als hätten die Felsen sie verschluckt«, knurrte die breitschultrige Jägerin. Sie wischte sich mit einer Hand den Schweiß aus der Stirn. Ihr Gesicht war bedeckt mit rostbraunen Schlieren und ihr kurzes Haar starrte vor Dreck.
    Barah sah vermutlich auch nicht viel besser aus. Sie klopfte sich Staub und Sand aus den Zöpfen. Jarin hatte Recht! Nicht einmal der Hauch einer Spur von den verschütteten Frauen war da unten zu finden: kein Stofffetzen, kein Blut und keine ihrer Waffen. Dabei hatten sie den ganzen Tag nach Gjorgis und Zgeweni gesucht.
    Auf einer Länge von dreißig Schritten holte der Maelwoorm Baumtrümmer, Wurzelwerk und Erdschollen aus dem Spalt.
    Schließlich stieß er auf eine rostbraune Erdschicht. Aus Angst, der Woorm oder die Schaufeln könnten die Verschütteten verletzten, hatten die Enkaari mit bloßen Händen die zähe Erde zur Seite geräumt. Aber alles, was sie darunter fanden, waren diese zerklüfteten Felsen. Wie Geschwüre bedeckten sie eine Woormlänge unter der Erdoberfläche den Spalt. Durch schmale Ritzen und Löcher passten gerade mal kleine Nager, aber kein Frauenkörper. Trotzdem wies Barah den Woormführer an, eine Stelle des Felsens zu öffnen.
    Der Maelwoorm glitt in den Erdriss. Felsensplitter und Staub stoben aus der Spalte, als das Tier seine Schneidwerkzeuge in den dunklen Stein rammte.
    Barah leuchtete die entstandene Öffnung mit einer Fackel aus. Es ging nochmals zehn Fuß nach unten: Feuchte Felsenwände umschlossen tunnelförmige Hohlräume. Helle Gebilde hingen an Wänden und bedeckten teilweise den Boden. Wurzelwerk, vermutete die Anführerin. Dann brach sie die Suche ab.
    Der Großteil ihrer Jägerinnen war bereits mit den Verletzten, die sie im Wald gefunden hatten, in die Siedlung zurückgekehrt. Auch die Männer hatten sich mit dem Woorm auf den Weg gemacht. Nur noch sie und Jarin waren hier.
    Und Arah mit ihren Novizinnen! Barah hatte die Priesterin völlig vergessen! Die Jägerin schaute hinüber zu dem mächtigen Felsen, der am Ende der Spalte aus der Erde ragte.
    Sie erinnerte sich, dass Arah sich das Steingebilde aus der Nähe hatte anschauen wollen. Was trieb sie nur so lange dort?
    »Soll ich nach ihr schauen?«, fragte Jarin, die dem Blick ihrer Anführerin gefolgt war.
    »Nein, ich werde selbst nachsehen. Bring die Schaufeln zu den Reittieren und warte dort auf mich!« Barah deutete auf das Werkzeug, das die Männer vergessen hatten.
    Jarin seufzte. Sie klemmte ihre Armbrust in den Karabiner ihres Waffengürtels und machte sich ans Einsammeln.
    Barah bückte sich nach dem Fellbündel, das neben ihren Füßen lag. Es war ein toter Pavan-Affe, den sie an der Spalte gefunden hatte. Sie warf sich den Kadaver über ihre Schulter und band ihn am Brustgurt fest. Für Spenza, dachte sie müde.
    »Halte dich nicht mit totem Getier auf! Wir haben Wichtigeres zu tun!«, rief Arahs Stimme neben ihr.
    Barah zuckte zusammen. Keinen Steinwurf entfernt stand die Priesterin und funkelte sie aus schmalen Augen an. Obwohl Barah eine erfahrene Kriegerin war, die eine Schlange auf zwanzig Fuß Entfernung hören konnte, war sie immer noch taub für die Schritte der Priesterin und ihrer Novizinnen.
    Arah ließ ihr keine Zeit für Erwiderungen. »Komm schon, ich habe es eilig!« Sie warf ihr langes graues Haar nach hinten und rauschte an der verblüfften Jägerin vorbei. An den Schößen ihres Umhangs aus Flamingofedern hingen zwei junge Novizinnen, die Barah einen scheuen Blick zuwarfen.
    Sie waren noch Kinder. Über ihre kahl geschorenen Schädel krabbelten Käfer, und ihre knöchellangen Kittel waren bedeckt mit rostroter Erde.
    Jarin ging zur Seite, als Arah sich ihr näherte. Die Priesterin warf ihr einen abschätzigen Blick zu. »Lass die Schaufeln hier! Wir werden sie morgen brauchen!« Mehr sagte sie nicht.
    Als sie nicht mehr zu sehen war, warf Jarin die Schaufeln wütend zu Boden. »Selbstverständlich, Euer Durchlaucht«, knurrte sie. Und dann sehr leise: »Übrigens haben wir Gjorgis und Zgeweni nicht gefunden, falls dich das interessiert, alte Hexe!«
    »Jarin! Lass es gut sein!« Barah kam zu ihrer Gefährtin und klopfte ihr auf die Schulter. »Du weißt doch, wie sie ist!«
    »Hm. Aber sie scheint es nicht zu wissen. Vielleicht sollte ihr mal jemand den nötigen Anstand beibringen«,

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