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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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reißen.
    Spenza hatte keine Zeit für lange Überlegungen. »Holt Hilfe!«, rief er den alten Frauen zu. Dann zog er den gezackten Dolch aus dem Schaft seines Gürtels, klemmte die Klinge zwischen die Zähne und sprang ins Wasser. Mit kräftigen Zügen schwamm er in Richtung des Bootes.
    Am anderen Flussufer regten sich die dösenden Croocs. Sie erkannten ein willkommenes Fressen. Blitzschnell schossen ihre schuppigen Leiber ins Wasser. Die Marabus verließen ihre Steine. Krächzend umflogen sie die Stelle, an der Spenza sich vorwärts kämpfte.
    Der Woormführer ließ seine Umgebung nicht aus den Augen. Er rechnete jeden Augenblick mit der Attacke eines Croocs. Mit diesen Viechern werde ich fertig, dachte er. Wenn jetzt nur kein Nilross auftaucht!
    Er hoffte vergeblich.
    Es kam schlimmer: Zwei Speerwürfe neben ihm hörte er ein gurgelndes Geräusch. Spenza wirbelte herum. Ohne weiter zu schwimmen paddelte er in den Fluten. Er kannte dieses Geräusch. Hundert Mal hatte er es gehört. Bewegung kam in den Fluss: Nilrosse tauchten auf und schwammen davon. Die Croocs flohen ans Ufer zurück.
    Spenza starrte mit aufgerissenen Augen auf die Stelle, an der sich ein weiter Ring aus brodelndem Wasser gebildet hatte.
    »Das kann nicht sein!«, keuchte der Woormführer. »Sie kommen zu früh!«
    Aber die gefleckte Flosse, die plötzlich aus dem Ring stieß, belehrte ihn eines Besseren: Es war ein Mochokida! Das gefährlichste Raubtier des Flusses.
    ***
    Sie nahmen die Männer mit zu ihrem Lagerplatz und entzündeten das Feuer erneut. Über dem Laubdach des Dschungels erloschen nach und nach die Sterne, von Osten her sickerte das Licht des neuen Tages in den noch dunklen Himmel.
    Chira schleppte Fische an, Rulfan briet sie und bot den wilden Männern davon an. Die Fremden aßen mit Heißhunger.
    Matt drang in sie und gab keine Ruhe, bis sie nach und nach damit herausrückten, was geschehen war.
    Sie gehörten zu einem nomadischen Volk von Jägern, das auf seinen Jagdzügen zwischen der Gebirgskette und dem Victoriasee hin und her wanderte. Sie waren bis in die Nebelwälder vorgedrungen und hatten einen jungen Gorillamutanten geraubt. Seitdem waren sie ihres Lebens nicht mehr froh geworden: Die Nebelmenschen hatten sie erbarmungslos verfolgt, bis über das Hochgebirge hinweg in die Wälder des Ostens.
    »Fast vierzig Köpfe zählte unsere Horde«, sagte der älteste der Nomaden traurig. »Jetzt sind wir nur noch zu dritt.«
    »Die Zilverbaks haben sie alle getötet?«, fragte Rulfan.
    »Fast zwanzig von uns. Die anderen sind auf der Flucht in die Felder der Verdammnis eingebrochen.«
    »Was meinst du damit?«, hakte Rulfan nach.
    Die Jäger beschrieben Bodenwucherungen unter dem Unterholz des Dschungels, die sich plötzlich öffneten und Tier und Mensch in die Tiefe rissen. Ungeheuerliche Wesen würden dort unten hausen, sagten sie. Matt und Rulfan fühlten sich an das Pilzfeld erinnert, in das die Lupa gestürzt war und aus dem Matt Drax sie in letzter Sekunde befreit hatte.
    »Und euer Gefangener?«, fragte Matthew mit belegter Stimme.
    »Wir haben ihn den Geistern des Waldes geopfert, um sie auf die Zilverbaks zu hetzen. Die Geister aber haben sich gegen uns gewandt.«
    Matt wandte sich schaudernd ab. Eine Zeitlang saßen sie schweigend am Feuer. Einer der Männer verkroch sich im Unterholz, um zu schlafen. Die Jäger waren erschöpft, denn die ganze Nacht über hatten sie versucht, ihren Verfolgern zu entkommen. Auch ein zweiter Jäger suchte sich bald einen Schlafplatz. Nur der, dessen Sohn die Gorillamutanten entführt hatten, blieb noch wach.
    »Wir wollen an den Victoriasee«, erklärte Rulfan. »Ihr kennt die Wege dorthin, nicht wahr?«
    »Alle Pfade und Wege führen über Nyaroby«, sagte der Mann. Er erklärte ihm, bis wohin sie dem Flusslauf folgen mussten und welchen Weg sie danach einzuschlagen hatten, um die große Ruinensiedlung zu erreichen. »Was wollt ihr am See?«
    »Wir suchen den Kaiser der Wolkenstädte.« Aufmerksam suchte Rulfan nach einer Reaktion im Gesicht des Schwarzen.
    Doch dessen Miene blieb ausdruckslos.
    »Kennt ihr ihn und seine Leute?«, fragte Matt prüfend.
    »Wir meiden die Verrückten«, sagte der Jäger. »Manchmal, wenn sie eine unserer Horden entdecken, fordern sie Fleisch und Fell und bezahlen uns mit Eisenwerkzeugen.«
    »Und die große Ruinensiedlung Nyaroby?«, erkundigte sich Rulfan. »Wer lebt dort?«
    »Die mächtigen Enkaari.« Der Jäger zog die Schultern hoch, als würde ihn

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