206 - Unterirdisch
abblätterten.
In der Stalaktitenkaverne zerstörte er so viele Hautbeutel wie nur möglich. Der Gestank des verbrannten Fleisches und der aufsteigende Dampf raubten ihm schließlich den Atem und zwangen ihn zum weiteren Rückzug. Der Blaster hatte sich derart erhitzt, dass er es sogar durch den Handschuh hindurch spüren konnte.
Ich weiß nicht einmal, wie lange die Energieladung vorhält!, fuhr es ihm durch den Sinn. Was, wenn der Blaster plötzlich versagt?
Die Frau auf seinem Rücken zitterte und bebte. Wieder und wieder musste Matt sie aus einem Gespinst von Fäden und Flocken herausreißen. Einmal hing sie so fest, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sie abzusetzen. Er packte die Fäden, sie sich schon in ihre Haut gebohrt hatten, und riss sie ab. Danach nahm er sie wieder auf den Rücken und schleppte sie weiter dem Pilzfeld entgegen, durch das er in diesen Ort des Schreckens eingedrungen war.
Immer wieder blieb er stehen und schoss hinter sich. Die Wut und das Entsetzen ließen ihn fluchen, während er die organischen Kavernen, Schläuche und Tunnel in Brand schoss.
Er zog eine Spur der Verwüstung hinter sich her, während er sich dem Eingang näherte. Endlich erreichte er die erweiterte Höhle unter dem Todesbett.
Er blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und schoss solange hinauf, bis eine Öffnung über ihm und der Frau gähnte.
Er sah eine Baumkrone im Mondlicht und Sterne funkeln.
»Ein Seil!«, brüllte er. »Ihr müsst uns hochziehen!«
Nicht lange, und er hörte Stimmen. Ein starkes, geflochtenes Tau fiel herab. Er band es der vom Pilzgift benommenen Frau um die Hüften, drückte sie an seine Brust und schlang sich das Tau um Knöchel und Handgelenk. Von allen Seiten wucherten ihm Pilzfäden und Gewebsflocken entgegen.
»Ziehen!«, schrie er. »Jetzt!«
Das Tau bewegte sich; bald pendelten Matt und seine zitternde Last über dem lebendigen Boden. Matt bedauerte es, keine Hand mehr freizuhaben, um noch einmal zu schießen.
Endlich erreichten sie die oberste Schicht des Pilzbettes.
Draußen war es Nacht geworden. Wie aus einem Moorloch zogen etwa ein Dutzend Enkaari Matt Drax und die gerettete Frau aus dem Todesbett bis an seinen Rand.
Dort gingen sofort einige Männer und Frauen in die Hocke und halfen ihnen auf. »Carah!«, hörte er Barahs Stimme.
»Carah, du lebst! Athikaya sei Dank!«
***
Die Männer der Enkaari warteten den Rouler. Sie reinigten die Brennkammer und sämtliche Ventile, ersetzten sogar zwei defekte Glieder der Raupenkette.
Barahs Mutter und ihre Diener wuschen Matts und Rulfans Kleider und versorgten sie täglich mit warmen Mahlzeiten. Für Matthew errichteten sie ein Prunklager im Atrium von Barahs Elternhaus, neben dem Brunnen. In der Vollmondnacht wollten ihn gleich drei Enkaarifrauen zu ihrem Gefährten machen, was Matt höflich aber bestimmt ablehnte.
Mit andere Worten: Sie behandelten die beiden Männer wie Könige.
Anfangs war es Matt Drax peinlich, sich all die Wohltaten einfach so gefallen zu lassen. Doch er begriff schnell, dass die Enkaari dankbare und edle Menschen waren, die ein tiefes Bedürfnis antrieb, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
Also ließ er sie gewähren.
Schon um Rulfans willen war dies das Klügste, was er tun konnte. Der Freund und Blutsbruder lag tagelang im Fieberkoma und wäre wohl gestorben, wenn die Heiler der Enkaari ihn nicht mit Medizin versorgt und gepflegt hätten.
Nach zehn Tagen erst kam der Albino wieder so weit zu Kräften, dass er sprechen und sich auf seinem Lager aufsetzen konnte. Matt hockte auf dem Brunnenrand und sah zu, wie die Diener von Barahs Mutter ihn wuschen. Chira lag neben seinem Krankenlager dösend in der Sonne.
Rulfan war stark abgemagert. Es würde Wochen dauern, bis er wieder der Alte war. Den Strapazen einer Reise zum Victoriasee war er noch lange nicht gewachsen.
»Wir werden ein Weilchen hier bleiben«, sagte Matt.
»Warum denn? Meinetwegen etwa?« Mit einer müden Geste winkte Rulfan ab, während ein Diener ihm den Rücken abtrocknete. »Von mir aus können wir morgen aufbrechen.«
»Ich weiß«, sagte Matt und unterdrückte ein Grinsen. »Aber ich dachte, wir lassen uns hier noch ein wenig verwöhnen. Außerdem haben Barah und Carah Kundschafter ausgesandt. Sie wollen sämtliche Todesbetten in der Umgebung finden. Ich soll sie mit dem Blaster zerstören. Das Todesbett, durch das Carah gestürzt war, habe ich gestern schon vernichtet.«
»Alle Pilzfelder vernichten?«
Weitere Kostenlose Bücher