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2065 - Mission Hundertsonnenwelt

Titel: 2065 - Mission Hundertsonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gesehen hatten, es war wegen seines traurigen Gesichts. Das Wesen vertraute sich einem Antigravlift an und ließ sich in die Höhe tragen. Erst ganz oben, unter dem Dach, verließ es ihn und nahm einen Gang, der zur Peripherie des Turmes führte. Danach gelangte es durch eine unverschlossene Tür hinaus ins Freie, auf eine Galerie, die das ganze runde Gebäude umzog. Ein Absperrgitter aus Formenergie verhinderte, dass allzu neugierige oder leichtsinnige Menschen in die Tiefe stürzten.
    Die Sicht war klar. Von hier aus konnte das Wesen einige der insgesamt achtzig Kuppeln sehen, in denen das Zentralplasma der Posbis untergebracht war. Ein Gleiter flog in nächster Nähe vorbei. Der Pilot winkte dem einsamen Mann auf der Galerie zu. Ein leichter Wind trieb dem Wesen die Tränen aus den Augen. Ein letztes Mal tat es einen tiefen Seufzer. Dann zerfloss es wieder zu einem Fladen, der sich mit Saugnäpfen an dem formenergetischen Gitter hochzog, bis er die Kante erreicht hatte. Es zitterte jetzt heftig. Einige Augenblicke hielt es sich mit den Saugnäpfen fest, ganz oben auf der Kante des Gitters. Ein letztes Mal fuhr es ein Auge aus und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. Und dann gab es sich einen Ruck und ließ los. Es stürzte fünfzig Meter tief, fiel wie ein Stein. Sein langgezogener, schriller Schrei endete abrupt mit dem Aufprall. Dann war nichts mehr.
     
    1.
     
    Hundertsonnenwelt
    19. Januar 1304 NGZ
     
    Daniela May stand vor dem großen Fenster, das fast die ganze Wand einnahm, und starrte blicklos ins Freie. Ihre Hände spielten nervös mit dem einfachen silbernen Kreuz auf ihrer Brust, in dessen Mitte ein Howalgoniumkristall saß. Die terranische Botschafterin auf der Hundertsonnenwelt war bekennende Christin. Ihr Glaube hatte ihr schon in etlichen brisanten Situationen geholfen. Aber jetzt konnte er ihr Entsetzen nicht lindern.
    Warum? Warum hat er das getan? Hinter sich hörte sie ein Klopfen, dann Schritte. Sie drehte sich um. Die Tür zu ihrem Büro stand offen. Hamish O'Brian, ihr Sekretär, engster Berater und außerdem Lebensgefährte, kam auf sie zu und nahm sie in seine Arme. Seine Hand strich durch ihr halblanges rotes Haar und über ihre Wange. Sie zitterte, und das spürte er. „Es ist geschehen", sagte er leise und langsam. „Es lässt sich nicht wieder rückgängig machen."
    „Du warst bei ihnen?" fragte sie, die Stirn an seine Schulter gedrückt, als ob sie von dieser Welt nichts mehr sehen wollte. „Bei den Matten-Willys?"
    „In ihrer Kommune, ja. Ich habe ihnen die Nachricht überbracht."
    „Wie haben sie es aufgenommen?"
    „Gar nicht. Sie haben nicht reagiert. Keiner von ihnen hat auch nur ein Wort gesprochen. Aber so kennen' wir sie ja mittlerweile."
    „Ja", sagte Daniela und löste sich von ihm. Sie strich das Haar aus dem schönen Gesicht mit der feinen Nase, den vollen Lippen und den feingezogenen Brauen über den kupferfarbenen Augen und ging zu ihrem Arbeitstisch. Sie setzte sich in ihren Ledersessel und forderte Hamish mit einer Geste auf, sich ihr gegenüber niederzulassen. „Ich habe unsere Syntronik befragt", sagte sie nach einem tiefen Atemzug. „Es hat noch nie einen Selbstmord eines Matten-Willys gegeben. Jedenfalls nicht, solange Terraner auf der Hundertsonnenwelt leben und eine Chronik führen. Was ist los mit diesen so liebenswerten Wesen, Hamish? Was hat sie verändert?
    Und warum weigern sie sich, mit uns darüber zu sprechen?"
    Hamish O'Brian presste die schmalen Lippen aufeinander. Seine braunen Augen blickten ernst. Mit der rechten Hand fuhr er sich über den kahlen Schädel. Mit seinen 128 Jahren war Hamish fast doppelt so alt wie seine Chefin und Partnerin. „Ich weiß es nicht", gab er zu. „Ich bin genauso schlau wie du. Fest steht nur, dass die Veränderung vor etwa zwei Wochen begann. Da fingen die Matten-Willys an, sich zurückzuziehen. Vorher kamen sie in Scharen hierher und machten ihre Späße. Wenn jemand erkrankt war, kümmerten sie sich rührend um ihn manchmal so sehr, dass sie unseren Medikern ganz schön auf die Nerven gingen. Als Krankenschwestern der Posbis fühlten sie sich nicht ausgefüllt. Nun ist das alles vorbei. Sie leben zurückgezogen in ihrer Siedlung und blasen Trübsal."
    „Etwas scheint sie also zu bedrücken, und zwar so sehr, dass einer von ihnen sich in den Tod gestürzt hat." Daniela holte eine Flasche aus ihrem Tisch und schenkte zwei Gläser voll. „Wir können nur hoffen, dass dies kein Signal für die

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