2066 - Der Thronfolger
- 22. Prago des Tarman 21.423 da Ark.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, zog eine Schale mit Gebäck zu sich heran und las, was sich im Holowürfel vor ihm abzeichnete. Knapp eine Tonta vor dem Start hatte er die LIRTHAN betreten und sich sofort in die für ihn reservierten Kabinen zurückgezogen. Ein hartes Stück Arbeit lag vor ihm. Während in den benachbarten Räumen geschäftiges Treiben herrschte, blieb er ruhig und gelassen. „Die feierliche Einweihung des neuen Palastes des Tamoas von Urankan-5 wird begleitet von den bislang umfangreichsten Sicherheitsvorkehrungen. Nach vorliegenden Informationen ist das Leben Bostichs I. in Gefahr. Sogenannte Selbstmordkommandos aus dem Bereich von Larsaf III könnten versuchen, den Imperator bei einem Anschlag zu töten."
Danach folgte ein Lageplan des Palastes von Urankan-5. Zahlreiche Punkte und Balken in unterschiedlichsten Farben kennzeichneten die Bereiche, in denen die Abwehrkräfte Arkons konzentriert waren. „Hauptsächlich Kralasenen bilden vielfach gestaffelte Abwehrwälle in jede nur denkbare Richtung, um einen Anschlag unmöglich zu machen", teilte eine junge Frau mit, deren Gesicht kurz eingeblendet wurde. „Unmöglich ist gar nichts", versetzte Sargor da Progeron mit leiser Stimme. Er war allein im Raum, so dass ihm niemand zuhören konnte. In solchen Situationen führte er häufig Selbstgespräche. Als ein dreidimensionaler Film anlief, der ein dynamisches Abwehrsystem demonstrierte, hielt er ihn an, beugte sich vor und betrachtete die Darstellung aus der Nähe. Mit Hilfe eines Impulsgebers, der sich auf dem Nagel seines Zeigefingers befand, setzte er einige kritische Markierungen. Nachdenklich betrachtete er sein Werk, bevor er sich wieder zurücklehnte und den Film weiterlaufen ließ. Jetzt wurden die Positionen gekennzeichnet, an denen die Vertreter der Medien ihrer Arbeit nachgehen sollten. Der' Cel'Mascant Sargor da Progeron nahm auch hier einige Korrekturen vor, bevor er die Präsentation der Sicherheitsvorkehrungen mit seinem positronischen Siegel abzeichnete. Er war zufrieden. Die von langer Hand vorbereitete Einweihung des Palastes würde mit höchster Wahrscheinlichkeit so ablaufen, wie er es geplant hatte. Ein terranisches Selbstmordkommando würde nicht die Spur einer Chance haben, auch nur in die Nähe des Imperators zu kommen.
Absolut unmöglich war, ihn aus großer Ferne mit weitreichenden Waffen anzugreifen. Projizierte Energiewände schirmten ihn sicher ab. Sie waren geeignet, jede nur denkbare Distanzwaffe abzuwehren. Sargor da Progeron erhob sich und verließ nachdenklich seine Räume.
Marchany da Camqoa hatte sich noch gar nicht an Bord der LIRTHAN eingerichtet, als sie überraschend Besuch in ihrer Kabine erhielt. Sie war gerade dabei, ihre Unterlagen auszupacken, in denen sie die vor ihr liegende Arbeit skizziert hatte. Die Tür öffnete sich, und ein Mann trat ein. Sie war ihm nie zuvor begegnet, kannte ihn aber sehr wohl. Als politische Journalistin verfügte sie über weitreichende Informationen, so dass sie sofort wusste, um wen es sich handelte.
Trotzdem überraschte er sie, da er sich mit keinerlei Signal angemeldet hatte, wie es die Höflichkeit eigentlich geboten hätte. Der Mann war etwas mehr als zwei Meter groß. Da er zudem übergewichtig war, wirkte er wuchtig, beinahe erdrückend. Er kleidete sich nachlässig und bewegte sich in einer Art, die ihr schwerfällig oder tapsig erschien, als müsse er bei jedem Schritt sein Gewicht verlagern, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ihr weiblicher Instinkt alarmierte sie. Ihr erschien diese Art, sich zu bewegen, gekünstelt oder antrainiert. Sie ließ sich durch sie nicht täuschen. Ihr war klar, dass sie sich dem vielleicht gefährlichsten Mann Arkons gegenübersah.
Der Cel'Mascant Sargor da Progeron war Geheimdienstchef, und er war ein Mann, der ebenso emotionslos wie rücksichtslos war, wenn es um die Wahrung seiner Interessen ging. Und diese waren identisch mit den Interessen des Imperiums. „Marchany da Camqoa", grüßte er sie mit leiser, nasal klingender Stimme. „Du verlierst keine Zeit."
„Es ist alles sehr schnell gegangen", versetzte sie. „Eigentlich zu schnell. Ich hatte kaum Zeit, mich vorzubereiten."
„Du giltst als eine Frau, die aus dem Stand heraus Großartiges zu leisten vermag", sagte er, wartete nicht ab, bis sie ihm Platz bot, sondern räumte einige Dinge zur Seite, um sich in einen Sessel sinken zu lassen. „Eben deswegen haben
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