2066 - Der Thronfolger
ich lege Wert darauf, dass der Imperator äußerst positiv in dem Bericht erscheint. Kritische Töne sind unerwünscht. Jedenfalls bei diesen Feierlichkeiten."
„Das hat etwas mit Zensur zu tun", bemängelte Mercarit. „Ich habe nicht vor, eure journalistischen Freiheiten zu beschränken oder eine Zensur vorzunehmen", antwortete Yinkall, wobei er ein wenig erschrocken wirkte. „Bostich I. hätte allerdings kein Verständnis dafür, wenn wir uns in der augenblicklichen politischen Situation selbst die Füße unter dem Leib wegschlagen würden.", „Mercarit wird sich auf die Aufgaben beschränken, die zu seinem Fachgebiet gehören", machte Marchany mit kühler Stimme deutlich. „Das beruhigt mich", murmelte Yinkall. „Es tut mir leid, dass ich überhaupt darauf hinweisen musste, aber ihr wisst ja selbst, dass Cel'Mascant Sargor da Progeron an Bord ist. Er steuert die gesamte Veranstaltung, und er reißt mir den Kopf ab, wenn ..."
„Ich weiß", unterbrach die Journalistin ihn. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen." Er nickte ihr zu, zögerte, schien seinen Worten noch etwas hinzufügen zu wollen, zuckte dann ein wenig hilflos die Achseln und verließ den Raum. Auf Marchany da Camqoa wirkte er, als würde er zwischen den Fronten zerrieben, die auf der einen Seite sie mit ihrem Team und auf der anderen Seite Sargor da Progeron mit seinen Kralasenen bildete, „Weiter im Text!" befahl sie.
Als das Raumschiff auf dem Planeten Urankan-5 landete, hatte sie Schritt für Schritt festgelegt, wie das Team vorzugehen hatte. Der Cel'Mascant hatte ihr das Programm der Feierlichkeiten vermittelt und ihr eine genaue Übersicht über die Örtlichkeiten mit den eingezeichneten Tabuzonen gegeben. „Perfekt!" lobte Oltra Rimeiyke, Mit einem anerkennenden Lächeln fügte die Regisseurin hinzu: „Wie nicht anders gewohnt."
„Gosner, Mutter. Um ehrlich zu sein, eigentlich habe ich erst bei unserer Ankunft auf Urankan-5 begriffen, weshalb der Cel'Mascant Sargor da Progeron in Sorge ist und derart umfangreiche Sicherheitseinrichtungen aufbauen ließ. Du hast ja recht, Mutter, ich hätte mich sofort informieren müssen, nachdem ich den Auftrag erhalten hatte. Leider habe ich es nicht getan. Aber jetzt weiß ich ja, um was es geht. Die Zustände auf Urankan-5 sind alles andere als angenehm, denn auf dieser Welt leben außer einigen tausend Arkoniden fast ausschließlich Terraner und Terranerabkömmlinge. Ja, meine liebe Mutter, genau das ist es. Eine Barbarenwelt."
Die alte Frau richtete ihre Blicke auf den 'Holowürfel, und sie sah, wie ihre Tochter entschuldigend die Hände hob. „Ich habe nicht viel Zeit", fuhr die Journalistin fort. „Aber für dich nehme ich mir immer ein paar Minuten. Ach, wenn du doch sprechen könntest, wenn ich deine Stimme nur ein einziges Mal hören könnte! Ich würde mich so freuen. Wenn du schweigst, muss ich immer wieder an das denken, was geschehen ist. Den Unfall.
Aber davon will ich jetzt nicht reden.
Von zivilen Arkoniden ist auf Urankan-5 kaum etwas zu sehen. Dafür begegnen uns auf Schritt und Tritt Sicherungstruppen, die unser Eigentum bewachen und bewahren. Meist sind es Zaliter. Einige Naats sind auch dabei. Sie geben uns jenen Rückhalt, den wir für unsere Arbeit benötigen. Die Stimmung bei den Barbaren ist uns gleichgültig. Wir zweifeln jedoch nicht daran, dass Terraner und ihre Abkömmlinge Widerstand leisten. Die Anzeichen sind unübersehbar. Diese Barbaren erdreisten sich, uns durch zivile Verweigerung und Ungehorsam so große wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bereiten, dass die Planziele der Imperiumswirtschaft auf Urankan-5 nicht zu erreichen sind. Mich empört das Verhalten dieser Barbaren, aber es ist nicht meine Aufgabe, über sie und ihr Verhalten zu berichten.
Ich habe bereits einen ersten Blick auf das prächtige Gebäude des Palastes werfen können. Es ist von Architekten unseres Volkes entworfen und erbaut worden. Jetzt weiß ich, dass es höchster Anerkennung wert ist und dass es unseren Ruhm bis in die äußersten Winkel der Galaxis verbreiten wird. Bostich I. hat allen Grund, es mit seiner Anwesenheit zu beehren. Vergleichbares wird man in kaum einem anderen Sonnensystem finden - Tiga Ranton natürlich ausgenommen. Morgen wird er hier mit einer Flotte eintreffen. Eine ungeheure Ehre für diese Welt!
Im Vorfeld der Ereignisse muss ich einige Interviews führen. Viel Zeit bleibt mir nicht dafür. Ich stehe unter großem Zeitdruck. Doch du bist mir wichtig.
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