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2066 - Der Thronfolger

Titel: 2066 - Der Thronfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wir dich ausgewählt. Lange Vorbereitungen bergen Gefahren in sich, auf die wir uns lieber nicht einlassen wollen."
    „Gefahren für den Imperator?" Sie setzte sich ebenfalls, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie es in ihr aussah. Sie war eine disziplinierte und meist beherrschte Frau, und sie war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Den Chef der gefürchteten Kralasenen vor sich zu haben, den obersten aller Bluthunde des Imperators, war allerdings mehr, als sie in so kurzer Zeit verkraften konnte. Marchany hatte das Gefühl, dass ihr das Blut aus den Beinen wich, um in den Bauchraum zu drängen.
    Als Alarmsignal empfand sie, dass sie eiskalte Füße hatte. So war es bisher immer gewesen, wenn sie sich physisch oder psychisch bedroht sah, wenn eine wichtige Arbeit zu Misslingen drohte oder wenn sie einen schmerzlichen Verlust hinnehmen musste. Ihre Füße hatte sie auch gespürt, als sie vom Tode Ollynans erfahren hatte. Unwillkürlich bewegte Marchany die Zehen, um die Blutzirkulation zu verbessern und die Füße ein wenig zu wärmen. Es half nichts. Die Brust wurde ihr eng, und es fiel ihr schwer, gleichmäßig tief zu atmen. Zugleich beschimpfte sie sich, weil sie sich so sehr von dem Geheimdienstchef beeindrucken ließ. Sie hämmerte sich ein, dass sie nicht als Journalistin für die Einweihung ausgewählt worden wäre, wenn er vorgehabt hätte, ihr schon zu Beginn der Reise Schwierigkeiten zu machen. „Gefahr für den Imperator besteht immer", betonte Sargor da Progeron, ohne sie aus den Augen zu lassen, Sein Gesicht war starr wie' eine Maske.
    Wenn er sprach, bewegten sich nur die Lippen. „Doch das ist nicht dein Problem. Wir haben alles getan, um es den Feinden Bostichs unmöglich zu machen, den Imperator anzugreifen. Dazu gehört auch, dass wir die Berichterstatter erst in letzter Tonta ausgesucht haben."
    „Ich habe nicht vor, den Imperator umzubringen", entgegnete sie kühl, beinahe beleidigt. „Du weißt längst, dass ich absolut loyal bin." Vergeblich wartete sie auf ein zustimmendes Lächeln. Sargors Lippen entspannten sich nicht. Er blickte sie unverwandt an, bis sie es nicht mehr ertrug und sich abwandte. „Für die Dauer der Reise wird Yinkall dein Begleiter sein", verkündete er zu ihrer Überraschung. „Er ist an Bord?" staunte Marchany. „Er arbeitet für die Regierung, ist absolut zuverlässig und wird dafür sorgen, dass du deine journalistische Arbeit so erledigen kannst, wie es notwendig ist. Aber täusch dich nicht! Wir werden euch beide und die anderen des Teams ständig überwachen."
    „Das ist nicht nötig", widersprach sie mit leiser Stimme. „Journalisten haben aufgrund ihrer Akkreditierung die Möglichkeit, hautnah an den Imperator heranzukommen", stellte der Geheimdienstler nüchtern fest. „Daher werden wir gerade sie besonders sorgfältig im Auge behalten. Ich weiß, wer du bist, und ich kenne jeden einzelnen deiner Mitarbeiter. Sollte einer von euch auf den Gedanken kommen, seine Loyalität zu vergessen, ist sein Leben verwirkt."
    „Ich lege die Hand für jeden meines Teams ins Feuer."
    „Damit würde ich vorsichtig sein", ermahnte er sie, während er sich erhob und sich anschickte, den Raum zu verlassen. „Es hat sich schon mehr als einer die Hand verbrannt, nachdem er sich für andere verbürgt hat." Marchany empfand diese Worte als klare Drohung. Sargor da Progeron verschwand durch die Türöffnung, ohne sich noch einmal umzusehen. Seine Füße schlurften über den Boden, und er schwankte, als habe er Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Dabei wirkte er noch schwerfälliger als zuvor.
    Die Journalistin vermochte nicht, die Blicke von dem Geheimdienstchef zu wenden, bis sich die Tür hinter ihm schloss. Ihr war kalt. Kaum war sie allein, als sie in den Hygieneraum eilte, sich entkleidete und sich heißes Wasser über die nackten Füße laufen ließ. Es dauerte lange, bis die Wärme schließlich auch in ihren Zehen ankam.
    „Yinkall? Das haut mich um. Der Mann ist ein Geheimdienstler, vielleicht sogar einer von diesen Kralasenen! Ist dir das nicht klar?" Mercarit legte seine langen, dürren Hände an die Wangen. Seine Lippen zuckten. Er wollte noch mehr sagen, brachte jedoch keine Silbe heraus. „Unsinn", erwiderte Marchany da Camqoa verärgert. „Du bist schlicht und einfach eifersüchtig. Das ist alles. Und jetzt versuchst du, Yinkall schlecht zumachen, damit ich ihn ja nicht an mich heranlasse."
    „Das solltest du wirklich nicht tun", empfahl er

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