2066 - Der Thronfolger
Schilderung der Ermordung des Imperators sehen, heimtückisch ausgeführt durch das Volk der Terraner."
Der Geheimdienstler erhob sich und ging zum Ausgang. Dort blieb er stehen, drehte sich um und blickte Marchany erneut an. „Du mischst dich in die Politik ein", warf er ihr vor. „Darum geht es nicht", widersprach sie. „Ich habe den Imperator geliebt. Ich habe ihn wirklich geliebt, und ich will, dass seine Mörder für das büßen, was sie getan haben."
„Du hast ihn geliebt? Wie meinst du das?"
„Wie man einen Imperator liebt! Es trifft mich tief, dass man ihn ermordet hat, und ich will nicht, dass die Verantwortlichen ungeschoren davonkommen."
„Das verstehe ich", kam es leise über seine Lippen, die sich dabei kaum bewegten. Lange Sekunden verstrichen, in denen Sargor seine Blicke starr auf sie richtete und darauf wartete, dass sie ihm auswich. Doch Marchany gab nicht nach. Sie hielt seinem Blick stand. „Ich frage mich, was dir einfällt, dich meinen Anordnungen zu widersetzen", sagte er schließlich mit schleppender Stimme, die umso bedrohlicher klang, weil er so leise sprach. „Es wäre besser für uns alle, wenn du dich fügst. Du weißt ja nicht, was tatsächlich gespielt wird." Nach diesen rätselhaften Worten verließ er das Studio, in dem die Temperaturen um mehrere Grad gesunken zu sein schienen. Ein schweigendes und verunsichertes Team blieb zurück, in dem alle mit Ausnahme von Marchany eingeschüchtert waren. Selbst die sonst so willensstarke und selbstbewusste Regisseurin zeigte sich beeindruckt. „Er hat recht", sagte Oltra Rimeiyke leise. „Wir sehen nur den Mord, der scheußlich genug ist, aber er kennt das ganze Geschehen, zu dem wohl auch Ereignisse auf anderen Welten gehören, von denen wir in der Tat keine Ahnung haben."
Marchany schürzte verächtlich die Lippen, ging aber nicht darauf ein. Ihre Aufgabe als Journalistin war, über das zu berichten, was sie gesehen und erlebt hatte. Sollten andere diese Ereignisse in das Gesamtgeschehen einfügen! Damit hatte sie nichts zu tun. Ihr war allein wichtig, dass Barbaren wie die Terraner es gewagt hatten, sich gegen ihr Volk zu erheben und sogar den Tai Moas von Tiga Ranton, den Ersten Großen der Drei Welten, zu töten. In ihrem Zorn über dieses unglaubliche Verhalten ignorierte sie alle Gefahren, die ihr von seiten der Kralasenen drohten. In ihren Augen war der Auftritt Sargor da Progerons absolut überflüssig gewesen. Sie konnte nicht verstehen, aus welchem Motiv heraus er gehandelt hatte. Schließlich war sie Arkonidin, und ihre Loyalität stand außer Frage. „Wir arbeiten das ganze Material durch, das wir haben", beschloss sie. „Und damit beginnen wir sofort. Wenn wir auf Sendung gehen, will ich die absolut beste Zusammenstellung haben. Wir senden einen Bericht, der eine einzige Anklage gegen die Terraner ist. Dieses Mal sind sie zu weit gegangen. Wir werden erreichen, dass die Barbaren im Galaktikum, aus dem sie ausgezogen sind, angeklagt werden. Man wird dort über Rhodan und seine Geheimagenten zu Gericht sitzen!" Marchany stürzte sich in die Arbeit, ließ sich dabei von nichts ablenken. Lediglich für Yinkall nahm sie sich einige Minuten Zeit, als er während des Fluges nach Arkon zur ihr kam. Mit ihm zusammen zog sie sich aus dem Studio zurück, um ungestört reden zu können. Sie hatte den Eindruck, dass ihn etwas belastete. Die Journalistin glaubte zu wissen, dass es eine von Sargor da Progeron ausgehende Drohung war. „Ich hätte dich nicht mit hineinziehen dürfen", warf sie sich vor. „Sobald wir auf Arkon sind, kehre ich in meine Behörde zurück, und dann habe ich mit alldem nichts mehr zu tun", versetzte er. Yinkall zog sie in seine Arme und küsste sie. Sie ließ es geschehen, befreite sich dann jedoch sanft und hielt ihn auf Abstand. „Mir ist jetzt wahrhaftig nicht nach Zärtlichkeiten zumute", entschuldigte sie sich. „Erst muss ich die Sendung hinter mich bringen.. Dann habe ich Zeit für dich. Bei welcher Behörde arbeitest du eigentlich?"
„Sei nicht so neugierig", bat er und lächelte in einer so offenen Weise, dass sie auf weitere Fragen verzichtete. Marchany glaubte eine gewisse Verlegenheit bei ihm beobachten zu können. Marchany erklärte sich diese damit, dass seine Tätigkeit von untergeordneter Bedeutung war. Offenbar füllte sie ihn nicht aus, so dass es ihm peinlich war, darüber zu reden. Sie kehrte ins Studio zurück, schickte ihrer Mutter eine kurze Nachricht, in der vom Tod des
Weitere Kostenlose Bücher