2066 - Der Thronfolger
gegen diese Beschwerden besorgte. Die Arkonidin empfand das Attentat auf den Imperator und seinen tragischen Ausgang wie einen Anschlag auf sich selbst. Es war nicht nur der Verlust eines geliebten und verehrten Mannes, der sie aufwühlte. Auch ihr Stolz hatte einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Bostich I. hatte Arkons Aufstieg zur galaktischen Supermacht bewirkt und in allen Phasen begleitet. Er hatte das Imperium zu neuer Stärke geführt und ihnen Arkon III zurückgegeben. Durch ihn war Tiga Ranton neu entstanden.
In ihren Augen konnte es kein schlimmeres Verbrechen geben, als diesen Mann zu ermorden. In der langen Geschichte Arkons waren häufiger Imperatoren getötet worden, doch aus ihrer Sicht war niemals zuvor etwas so Ungeheuerliches geschehen wie bei Bostich I. Es war eine schier unerträgliche Schmach für sie, dass es ausgerechnet Barbaren von Larsaf In gewesen waren, die den Imperator umgebracht hatten. Nur ihre Arbeit hielt Marchany davon ab, einfach zu verzweifeln. Sie kämpfte um jedes Detail, um einen möglichst aussagekräftigen Report zusammenzustellen. Ihr kam es darauf an, die Schuld der Barbaren so deutlich zu machen, dass diese dem Hass und der Verachtung aller Völker der Milchstraße preisgegeben waren. Ihre Arbeit lenkte sie ab und hinderte sie daran, allzu viel nachzugrübeln. Hin und wieder aber konnte sie nicht anders; dann zog sie sich für ein paar Minuten zurück, um sich zu erholen.
In diesen Pausen suchte sie einen Halt in einer irrwitzigen Hoffnung. Hatte vielleicht nicht Bostich selbst an den Feierlichkeiten teilgenommen, hatte er nur einen Doppelgänger geschickt, würde der echte Imperator in den nächsten Stunden auftauchen? Sie hielt sich an jeder Idee fest, die ihr helfen konnte, zumindest für kurze Zeit zu glauben, dass der wahre Imperator noch lebte. Dann jedoch stiegen jene Bilder vor ihr auf, die sich ihr unmittelbar nach dem Anschlag geboten hatten. Sie bewiesen eindeutig, dass jener Mann getötet worden war, mit dem Marchany eine leidenschaftliche Liebesnacht verbracht hatte. Danach eilte sie ins Studio zurück, trieb ihre Mitarbeiter an und peitschte ihnen förmlich ein, dass der Bericht so schnell wie möglich bis in alle Winkel der Galaxis ausgestrahlt werden musste.
Sie brauchte etwa eine Stunde, bis sie genügend Material fertiggestellt hatte, das sendefähig war. In der Aufzeichnung wurden die wichtigsten Szenen zusammengefasst. Später würde ihr Zeit genug verbleiben, weitere Ergänzungen zu bringen. Kaum hatte Marchany ihrem Team signalisiert, dass sie zufrieden war, als Yinkall hereinkam. Mittlerweile hatte er die Rauch- und Schmutz spuren beseitigt. Er schien auch keine Beschwerden im Arm mehr zu haben, sah aber noch immer mitgenommen aus. „Ich soll das Material holen. Der Cel'Mascant will es haben", eröffnete er Marchany da Camqoa. „Dafür ist es zu früh", erwiderte sie. „Wir gehen gleich auf Sendung."
„Es war vereinbart, dass Sargor da Progeron alles Weitere übernimmt", bedauerte Yinkall. „Er will das Material erst genau sichten, bevor er es freigibt."
„Tut mir leid", weigerte sie sich. „Die Vereinbarung betraf Berichte über die feierliche Einweihung des Palastes. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Unser Beruf verpflichtet uns dazu, die Nachricht von der Ermordung des Imperators so schnell wie möglich auszustrahlen."
„Eben das will der Cel'Mascant nicht", widersprach Yinkall. Er schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht begreifen, weshalb Sargor da Progeron diese Haltung einnahm. „Das ist mir egal", sagte Marchany kühl. „Die Nachricht ist von so ungeheurer Bedeutung, dass wir sie nicht zurückhalten dürfen. Notfalls werden wir auch gegen den Willen des Cel'Mascants senden." Yinkall ließ sich bestürzt auf seinen Hocker sinken. „Das kannst du nicht machen, Marchany", entgegnete er. „Vergiss nicht, wer er ist. Du hast keine Ahnung, über welche Macht er verfügt. Wenn du dich ihm widersetzt, bist du erledigt."
„Das glaube ich nicht." Sie blickte sich in der Runde ihrer Mitarbeiter um und fand bei allen Zustimmung für ihre Haltung. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was hier geschehen ist. Und sie wird es ohnehin erfahren, du kannst ein solches Ereignis doch nicht geheim halten."
„Ja, das schon ..." Yinkall wand sich geradezu. „Aber ich muss ..."
„Warum will Sargor da Progeron nicht, dass wir senden?" fragte Oltra Rimeiyke. Äußerste Spannung zeichnete sich in dem Gesicht der
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