2067 - Angriffsziel Terra
wenigstens einmal auf Terra oder einer der anderen Welten zu landen, war längst Vergangenheit. Von gelegentlichem Funkverkehr abgesehen, kümmerten sich die Menschen nicht um die Station. Als schreckten sie vor den mutierten Nachkommen der wissenschaftlichen Besatzung zurück. Aber vielleicht war einfach nur der richtige Zeitpunkt versäumt worden.
Im Hangar stand eine einzige Space-Jet. Niemand hatte es je für nötig gehalten, mit dem Diskusschiff ins Sonnensystem zu fliegen - Versäumnisse gab es also auf bei den Seiten. Yekam Dusik spreizte die dürren Finger. Die kosmische Strahlung im Bereich der Oortschen Wolke bewirkte ein verstärktes Wachstum. Er selbst war mit zwei Meter vierzig noch gut einen Kopf kleiner als die nach ihm Geborenen. Die im Hologramm eingeblendeten Ortungsdaten zeigten weder außergewöhnliche Massekonzentrationen noch eine energetische Quelle, ebensowenig fünfdimensionale Störfronten.
Dusik blinzelte, um die weit aus den Höhlen hervorquellenden Augäpfel zu befeuchten. Sie waren in den letzten Jahrzehnten lichtempfindlicher geworden. Von der Beobachtungskuppel aus erkannte er inzwischen ohne Hilfsmittel sogar fernste Nebel. Ein Aufschrei drängte sich in seine Überlegungen. „Die Erde meldet sich über Richtfunk!"- rief Rosiwa. „Das Büro des Ersten Terraners!" Dusik antwortete nicht. Auch nicht, als Augenblicke später eine menschliche Stimme den Raum erfüllte. „... zwingt die brisante Zuspitzung der galaktopolitischen Situation zu vorübergehend ungewöhnlichen Maßnahmen: Alle Forschungs- und sonstigen Stationen im solaren Außenbereich müssen bis zum 24. Januar evakuiert werden. Den Heimkehrern weisen wir zunächst Unterkünfte in terranischen Orbitallabors zu. Dies ist eine parlamentarische Anordnung der LFT, unterstützt von NATHAN. Dem Schutz jedes einzelnen gilt absolute Priorität.
Diese Aufforderung wird automatisch wiederholt ..."
Terra! Vorübergehend war Dusik fasziniert von dem Gedanken, im hohen Alter endlich die Erde zu sehen, aber schon im nächsten Moment glaubte er zu wissen, dass er dann nie in die Oortsche Wolke zurückkehren würde. Rosiwa kam auf ihn zu. „Was glaubst du?" fragte sie zögernd. „Wie lange wird dieses Zunächst dauern?"
„Es gibt kein Zurück."
Mit offenem Mund starrte sie ihn an; ein gequältes Lächeln erschien Um ihre Mundwinkel. „Ich vertraue auf das Abschreckungspotential der Flotte.
Und hat sich nicht jeder von uns einmal gewünscht, ins Sonnensystem zu fliegen?"
„Terra wahrt nur den Schein, Rosiwa, andernfalls hätte man uns längst zurückgeholt. Die Strahlung hier draußen hat uns verändert, wir sind Fremde geworden. Weshalb sonst gibt es lediglich ein Quartier im Erdorbit? - Nein!"- Abwehrend hob Dusik die Arme, als die Frau zu einer Erwiderung ansetzte. „Ich rate jedem, auf JAN H. OORT zu bleiben."
„Das hast du nicht zu entscheiden nicht für uns alle." Dusik griff zu, seine Finger schlossen sich um die Handgelenke der Frau. „Die Wolke ist unser Leben", stieß er hervor. „Es gibt nichts anderes für uns. Wir gehören hierher."
„Mag sein, dass du Recht hast. Vielleicht aber auch nicht." Rosiwa riss sich los. „Ich rede erst mit den anderen. Weil ich diese Chance nicht einfach wegwerfen will. Warum vergessen wir nicht endlich unsere Bedenken?"
„Weil ..." Kopfschüttelnd schaute Dusik der Frau hinterher, die mit weit ausgreifenden Schritten Richtung Hauptschott hastete. Wie hatte man früher gesagt? Die Ratten verlassen das sinkende Schiff? Dusiks Entschluss stand fest. Auf dem Absatz drehte er sich um. Schotten glitten vor ihm auf und schlossen sich ebenso lautlos hinter ihm. Nur das Geräusch seiner Schritte hallte durch die Korridore. Die Richtung der Schwerkraft wechselte. Dusik registrierte es nur unbewusst. Schnell erreichte er die Space-Jet, die scheinbar zeitlos im Hangar ruhte.
Fast fühlte Dusik sich wie ein Verräter an den anderen. Falls die anderen wirklich die Station verlassen wollten, durfte er sie nicht daran hindern.
Andererseits fragte er sich, ob sie auf der Erde die Aufnahme 'finden würden, die sie sich erhofften. Die Bodenschleuse glitt vor ihm auf, und ein schwaches Zugfeld hob ihn an Bord. Er gab seine Kommandos, während er die kleine Zentrale betrat, und als er im Pilotensitz Platz nahm, öffnete sich schon das Hangaraußenschott. Zum Greifen nahe schien die Schwärze des Weltraums. Den Start übernahm die Automatik. Yekam Dusik ignorierte den Interkom und Rosiwas
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