2069 - Die Ritter von Dommrath
dahingerafft."
„Diese Information ist kein Kilowatt Energie wert."
„Deshalb habe ich sie auch geäußert, ohne zuvor einen Preis auszuhandeln. Mehr kann ich euch über die Seuche nicht sagen. Ich kann euch zwar einen kompletten Überblick darüber verschaffen, wo sie bislang aufgetreten ist, aber über die Hintergründe weiß ich nichts. Das gestehe ich offen ein. Ich bin ein ehrlicher Historiker." Das Muskelspiel im humanoiden Gesicht war zum Erliegen gekommen. „In Pooryga herrscht umfassendes Chaos", sagte Ayre Alona'de. „Diese Zustände können nicht zufällig entstanden sein, sondern müssen eine Ursache haben." Historiker X51 schwieg eisern. „Du kennst die Ursache", fuhr Ayre fort, „wirst sie uns aber nicht ohne eine entsprechende Entlohnung verraten."
„So ist es."
„Wovon bestreiten die Historiker ihre Existenz?" warf Zyn ein. „Wir schreiben die Historie von Pooryga", sagte X51. „Und?"
„Und wer darin erwähnt werden will, muss dafür zahlen."
„Aber da ganz Pooryga mittlerweile untereinander Krieg führt, ist niemand mehr an euren Diensten interessiert, sondern nur noch am nackten Überleben." Die Muskeln im Gesicht des Historikers zuckten schwach. „Deshalb haben wir uns auf das Handeln mit wichtigen Informationen konzentriert", versetzte X51. „Wir sind die Historiker. Wir wissen alles, wir kennen alle. Und irgendwie müssen auch wir überleben. Meine Familie ist groß. Wie ich schon sagte, ich bin beim vierunddreißigsten Gelege meiner Mutter als einundfünfzigstes Kind aus dem Ei geschlüpft. Und ich war immerhin einer der schnellsten Einundfünfzig."
„Wie groß war das Gelege?" fragte Ayre.
Diesmal zuckte ein Muskel in der linken Gesichtshälfte. Das ist ein unverschämtes Grinsen, dachte Zyn. „Wir bezahlen für die Information, wieso Pooryga ins Chaos gestürzt ist", sagte er. „Energie oder technische Baupläne eurer Antriebsaggregate?" fragte X51. „Eure Technik scheint mir recht interessant zu sein."
„Energie", sagte Zyn. Die Megawattzahl, die X51 nannte, war nicht mehr mega, sondern giga. Zyn bestätigte den Handel. „Ihr habt euch sehr viel Zeit erspart", sagte X51. „Es hätte lange gedauert, bis ihr auf die allgegenwärtigen Spuren eines Volkes namens Crozeiren gestoßen wäret, das bis vor rund 1,7 Millionen Jahren die Galaxis Pooryga offenbar regiert hat und in Frieden hat prosperieren lassen." Vor rund 1,7 Millionen Jahren, dachte Zyn. Genau zu dem Zeitpunkt, als Kohagen-Pasmereix unterging. Und das Schlangenwesen hat seine Schwachstellen. Es kann nicht lange dauern, bis wir auf allgegenwärtige Spuren stoßen. „Was genau damals geschehen ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Das Dunkel der Geschichte schwärzt manchmal auch die Sicht der Historiker.
Doch die Crozeiren haben Pooryga damals wohl mit unbekanntem Ziel verlassen. Ihre Heimatwelt Crozeiro ist seitdem von einem systemumspannenden Schutzschirm abgeriegelt und völlig unzugänglich, alle infrastrukturellen Einrichtungen der Crozeiren sind entweder zerstört, unbrauchbar gemacht worden oder verschwunden." Was für eine Torheit! dachte Zyn Kascha. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Völker von Pooryga die Wahl gehabt, in eigener Regie einen neuen Frieden zu etablieren. Wiederholt sich die Geschichte denn immer?
So war es auch bei uns. Wir haben eine freie Wahl getroffen. Die Wahl, einen Dom zu errichten. Und diese freie Wahl hat die Völker, die sich ihr verschrieben haben, in den Untergang getrieben. Sie wurden zerrieben im Kampf übergeordneter Mächte, die sich für das Schicksal ihrer Helfer offensichtlich nicht im geringsten interessieren. Tausend freie Völker, die tausend freie Wahlmöglichkeiten treffen können, zerfransen ihre Kräfte im Spiel der übergeordneten Mächte des Kosmos. Nur eine zentrale, verantwortliche Steuerung kann solch eine Entwicklung verhindern. „Das Gleichgewicht der Kräfte, das in Pooryga über Jahrzehntausende hinweg von den Crozeiren verantwortlich gesteuert wurde", fuhr X51 fort, „geriet völlig aus den Fugen, als alle nun freien - oder alleingelassenen - Völker ihre Chance sahen, die Macht in der Galaxis zu ergreifen. Ein verheerender, allumfassender Krieg war die Folge. Und dieser Krieg dauert - mit Unterbrechungen und Phasen der völligen Verödung - bis heute an."
„Wie kann es sein", fragte Zyn, „dass ein Krieg, der doch alles zerrüttet, jeden Wohlstand, jede Sicherheit, so lange währt?" Heftiges Muskelzucken. „Ganz einfach. Immer neue
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