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2069 - Die Ritter von Dommrath

Titel: 2069 - Die Ritter von Dommrath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgerissen worden oder eingestürzt. Die flüsternden Brunnen waren verstummt, die hängenden Gärten standen in Flammen, und die Rasenflächen und Parks waren tödliche Strahlungsherde. Zyn Kascha empfand seltsamerweise gar nichts, als er die Holos von Rinxxa betrachtete, die die Ortung aufgebaut hatte.
    Er empfand gar nichts, als Ayre Alona'de neben ihm leise sagte: „Das ist das Ende. Das endgültige Ende." Zyn Kascha empfand nichts, als Überlebende aus ihren Verstecken in den Bergen krochen, als einige wenige Raumschiffe, denen die Flucht gelungen war, vorsichtig ins System zurückkehrten und er sich allmählich, ganz allmählich nur, ein vollständiges Bild der fürchterlichen Ereignisse machen konnte. Eine Kriegsflotte aus einem der Nachbarsysteme hatte den Planeten überfallen, die Stadt Atha'Kimb vernichtet und mehr als neunzig Prozent der dort siedelnden Kimbaner und Caranesen getötet. Gegen über eintausend Schiffe hatten auch die technisch hoch überlegenen Raumer der Kimbaner nicht die geringste Chance gehabt.
    Zyn Kascha empfand nichts, als er sich von den Holos abwandte und in seine Kabine ging, sich auf das Bett legte und mit weit aufgerissenen Augen ins Leere starrte. Und er empfand auch nichts, als zehn Minuten später Ayre Alona'de seine Kabine betrat, sich auszog und neben ihn legte.
    Zum ersten Mal seit über zweieinhalb Jahrtausenden schliefen sie wieder miteinander. Sie liebten sich mit einer körperlichen Leidenschaft, wie sie sie auf Kimb nie gekannt hatten. Aber bar jeder emotionalen Regung. Zyn Kascha empfand nichts außer rein physischer Lust, die einfach kein Ende finden wollte, und er war überzeugt, dass es bei Ayre Alona'de nicht anders war. Sie liebten sich aus tiefster Verzweiflung heraus, aus reinem Trotz: um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Um sich zu beweisen, dass sie tatsächlich noch lebten.
    Sie liebten sich mit schier unendlicher Kraft und Energie, doch die Erschöpfung, auf die sie beide gehofft hatten, wollte sich einfach nicht einstellen. „Wir stehen vor den Trümmern unserer Zukunft", sagte Ayre, als über Atha'Kimb das Licht eines neuen Tages dämmerte. Es waren die ersten Worte, die sie sprach, seit sie Zyns Kabine betreten hatte. „Es wird hier in diesem System niemals Sicherheit für uns geben. Wir sind am Ende."
    „Ich werde nicht aufgeben", erwiderte Zyn. „Es gibt in dieser Galaxis einen Ort, an dem wir in Sicherheit leben können. Wir werden ein zweites Mal unsere Heimat verlassen und uns an diesem Ort ansiedeln." Fragend sah Ayre Alona'de ihn an. „Das System der Crozeiren", sagte Zyn. „Dort sind wir absolut unangreifbar, und dort werden wir uns niederlassen."
    Die Verantwortung des einzelnen Die beiden Monde Crozeiros waren Schnellläufer. Sie umrundeten den Planeten in acht oder elfeinhalb Stunden, gingen also im Verlauf des sechsundzwanzigstündigen Crozeiro-Tages mindestens zweimal auf. Fasziniert beobachtete Zyn Kascha, wie der eine Schwestermond den anderen gerade auf seiner Bahn überholte. Dieses Himmelsspiel war zwar alles andere als selten, aber immer wieder beeindruckend. Zwei gelblichgraue Gesteinsbrocken mit pockennarbiger Oberfläche, die am Himmel ein ewiges Rennen zu veranstalten schienen, bei dem es immer nur einen Sieger gab.
    Und einen ewigen Verlierer. Genau, wie die Kimbaner endgültige Verlierer zu sein schienen. „Ich habe mit den Genetikern gesprochen", sagte Ayre Alona'de leise neben ihm. Seit jener Nacht in Zyns Kabine auf der KIMB'A waren sie wieder zusammen. Ihre Liebe war zwar nicht mehr aufgeflammt, aber zumindest konnten sie sich gegenseitig den Trost geben, den sie dringend brauchten. „Es sieht nicht gut aus."Zyn nickte. Er hatte nichts anderes erwartet.
    Die Kimbaner und Caranesen waren mit den letzten zehn Raumschiffen, die ihnen verblieben waren, im Pendelbetrieb von Rinxxa nach Crozeiro umgesiedelt. Der Systemschutzschirm machte sie unangreifbar. Aber es gab nun nur noch viertausend von ihnen. Nur noch viertausend Kimbaner. „Die Genetiker sagen voraus, dass mit einer so geringen Population keine Vermehrung der Bevölkerungszahl mehr zu erzielen sein wird", fuhr Ayre fort. „Vielleicht wird es hundert Generationen dauern, aber dann werden die Kimbaner ausgestorben sein."
    Hundert Generationen, dachte Zyn. Bei einer Lebenserwartung von zehn- bis zwanzigtausend Jahren entsprach das immerhin noch mehr als einer Jahrmillion. „Uns bleiben also noch eine Million Jahre", sagte er genauso leise, „aber wir haben

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