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2069 - Die Ritter von Dommrath

Titel: 2069 - Die Ritter von Dommrath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wissenschaftlerin hochgearbeitet. Sie war noch genauso attraktiv wie vor zweieinhalb Jahrtausenden, zumindest in Zyns Augen, doch seit jenem Tag, als Kimb aus der Temporalblase gestürzt war, hatten die beiden kein privates Wort mehr miteinander gewechselt. Weit über fünfzigtausend Raumschiffe stoben in heilloser Flucht aus dem Sonnensystem. Sie beschleunigten mit Höchstwerten, ignorierten sich, soweit sie sich nicht in die Quere kamen, und eröffneten rücksichtslos das Feuer aufeinander, wenn sie sich auf ihren Kursvektoren zu nahe kamen.
    Es waren Schiffe aller möglichen Bauarten, doch vorherrschend waren gleichschenklige dreieckige Modelle mit einer Kantenlänge von dreihundert Metern. Bei ihnen schien es sich um die Raumer der Bewohner des Planeten zu handeln, während die wenigen anderen wohl von Besuchern oder Handeltreibenden aus den Tiefen dieser Galaxie bemannt waren. „Ausweichmanöver!" befahl Zyn Kascha. Er wollte vermeiden, dass die KIMB'A in diesem Durcheinander zufällig einem der fliehenden Schiffe den Weg versperrte und daraufhin angegriffen wurde.
    Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Nur vereinzelte Nachzügler starteten noch von der Welt unter ihnen. Von ihnen ging keine Gefahr aus, zumal mittlerweile feststand, dass die technische Entwicklung der Kimbaner die aller bislang beobachteten Völker Poorygas bei weitem übertraf.
    Ayre Alona'de sah Zyn an. Der Erste Vorsteher nickte. Er hatte zwar das Kommando über die KIMB'A, doch die Untersuchung von Planeten fiel in den Kompetenzbereich der Ersten Wissenschaftlerin.
    „Es muss einen Grund dafür geben, dass die Bewohner dieser Welt in Panik von ihr fliehen", sagte Ayre. „Wir beziehen einen stationären Orbit.
    Sämtliche Ortungsgeräte auf den Planeten richten. Und wir schleusen Sonden aus, die uns Bilder von der Oberfläche schicken. Danach sehen wir weiter."
    Die Bilder der Sonden waren grausam. Der Planet unter ihnen, der unter dem Eigennamen Yegob II bekannt war, Wie sie mittlerweile aus den zahlreichen Funksprüchen erfahren hatten, die durch den Systemäther schwirrten, wurde von einer entfernt humanoiden Spezies bewohnt, die sich Rasaec nannte. Ungewöhnlich, dachte Zyn Kascha. Normalerweise nennt ein intelligentes, Raumfahrt betreibendes Volk sich nach dem Planeten, von dem es stammt. Das ist hier nicht der Fall. Die Rasaec waren über drei Meter große Wesen auf kräftigen Säulenbeinen, mit breitem Becken und schmalen Schultern, aus denen zwei verblüffend grazile Arme sprossen. Ihr Oberkörper erinnerte in der Tat an ein Dreieck - eine Form, die in die Konstruktion ihrer Raumschiffe eingeflossen zu sein schien.
    Doch keines der massigen Wesen, die Zyn in den Holos sah, war noch gesund. Zu Hunderten lagen sie leblos und erstarrt auf den Straßen ihrer Städte, deren grobschlächtige Gebäude wie unförmige Kolosse wirkten. Nur einige wenige waren noch auf den Säulenbeinen, torkelten über hässliche Synthostraßenbeläge, nur um nach ein paar Schritten zusammenzubrechen. Zyn konzentrierte sich auf ein Holo, das solch einen Stürzenden zeigte. Er prallte auf dem Boden auf, und die Wucht des Aufschlags schien seine Haut zu zerreißen. Explosionsartig quoll Fleisch hervor und dehnte sich rasend schnell aus. Die Körpermasse des Wesens schien sich zu vervielfachen, bis zum Schluss nur noch ein entsetzlicher, deformierter Haufen Gewebe zurückblieb.
    Ein vier Meter großer, wandelnder Haufen aus klumpigem, grau und rosa verfärbtem Zellmaterial geriet in den Kamerabereich. Seine ursprünglich humanoide Gestalt ließ sich nur noch erahnen, so stark war die Zellwucherung vorangeschritten. Der nun völlig haarlose Kopf war ein eckiges Etwas, die Augen lagen versetzt in der verquollenen Masse, die einmal ein Gesicht gewesen war, das rechte mitten darin, das linke seitlich verrutscht in der ehemaligen Schläfe. Der Mund des Rasaec klaffte zu unnatürlicher Größe auf. Er war zahnlos, die gespaltene, gewucherte Zunge hing fast einen halben Meter herab. Es musste fast unmöglich sein, sie überhaupt noch zu bewegen; trotzdem stieß der Kranke lallende, kaum artikulierte Töne hervor.
    Der Rasaec schien genau zur Kameralinse der Sonde hochzuschauen. Dann riss er die Arme hoch, als wolle er nach ihr greifen, sich an ihr festhalten und sich von ihr vom Planeten befördern lassen. Der linke Arm war doppelt so lang wie der rechte. Anscheinend knochenlos, sackte er wieder herab und schlängelte sich zweimal um den Oberkörper des Wesens.

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