2072 - Der Pakt mit dem Teufel
Menschheit vernichtet - diesen Gedanken konnte kaum jemand ertragen. Zuviel war mit der Erde in den letzten dreitausend Jahren geschehen. Sie war mit Hilfe eines Sonnentransmitters versetzt worden, sie war durch den mysteriösen Schlund gegangen und zurücktransportiert worden. Aber die Vernichtung - das war ein furcht erregender Gedanke für jeden Terraner. „Du hast verdammt recht!" entfuhr es Bully. „Ich war geradezu blind, sonst hätte ich das früher erkannt."
„Thoregon stellt die Unversehrtheit des einzelnen über alles andere." Rhodans Stimme klang hart und ließ keinen Widerspruch zu. „Ich werde unsere Soldaten nicht in den sicheren Tod schicken, um am Ende eine verwüstete, menschenleere Erde zurückzuerobern, bis SEELENQUELLS Gegenschlag erfolgt. Terra ist verloren - vorerst.
Unsere Heimat wird es so lange bleiben, wie die Gegenseite keinen Fehler begeht."
„Dann lasst uns an einer anderen Front kämpfen", schlug Finch Erkroy vor. „Arkon hat derzeit drei Viertel seiner gesamten Flotte im Solsystem zusammengezogen. Ein Teil des Imperiums ist zur Zeit schutzlos, darunter auch wichtige Bastionen in M13 sowie Ertrus und andere okkupierte Welten.
Unsere Flotte ist jederzeit in der Lage, an einem dieser neuralgischen Punkte zu erscheinen und ein ganzes Sonnensystem zu besetzen. Selbst Arkon hätte an dieser Stelle nicht die Kraft, uns Widerstand zu leisten. Der Kristallschirm ist die einzige derzeit nicht berechenbare Komponente. Aber dafür haben wir unseren Gefangenen."
„Bostich wird uns aber nur freiwillig helfen, niemals unter Zwang", gab Rhodan zu bedenken. „Und solange der Schirm existiert, können die verbliebenen Flotten-Kontingente ihre Heimat problemlos verteidigen, bis Verstärkung aus dem Solsystem eingetroffen ist."
„Und Ertrus? Dort gibt es sogar eine Widerstandsbewegung."
„Ich kenne sie gut genug." Rhodan lächelte schwach. „Hier ist der Fall ähnlich.
Selbstverständlich könnten wir den Planeten und das ganze System befreien. Aber nur unter extrem hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Ich will keinen Leichenberg befreien."
Rhodans Stimme klang scharf. „Und halten können wir das System erst recht nicht. Wenn die arkonidischen Flotten zurückkehren, bleibt uns nur die Flucht. Dann kommt es auf Ertrus zu einem Massaker, gegen das die Vernichtung von Baretus verblassen wird."
„Dann stellen wir uns im Leerraum zur Schlacht!" rief einer der Minister, von dem Rhodan wusste, dass seine zwei Töchter in Terrania zurückgeblieben waren. Aus dem Mann sprach die pure Verzweiflung. „Einem offenen Kampf wird sich die Liga-Flotte derzeit nicht stellen", widersprach Rhodan. „Nicht, solange ich ihr Oberbefehlshaber bin. Schon allein die zahlenmäßige Unterlegenheit unserer Verbände verbietet so etwas. Wir hätten Millionen von Toten zu beklagen, und der Erfolg wäre höchst zweifelhaft." Perry dachte an die Welten Olymp und Nosmo, die sich im Schutzvollständiger Aagenfelt-Barrieren einigermaßen sicher fühlten, ebenso an Epsal, Oxtorne und Plophos, deren Blockadegeschwader sich erst im Aufbau befanden. Derzeit waren diese Systeme von den meisten Kontingenten ihrer Heimatflotten entblößt, weil diese sich noch bei der terranischen Gesamtflotte aufhielten. Die Arkoniden konnten diese freien Systeme mit Leichtigkeit überrennen.
Unter den gegebenen Umständen reicht sogar die Posbi-Flotte dafür aus, das System von Boscyks Stern trotz der Minenfelder zu stürmen und die Blockadegeschwader auszuschalten, dachte er missmutig. Für SEELENQ UELL sind die Besatzungen der Fragmentraumer noch weniger wert als Menschenleben. „Wir stellen uns nur dann zum Kampf, wenn es unter dem Schutz einer Aagenfelt-Barriere und mit Unterstützung eines syntronischen Großrechners wie FÜRST ROGER geschieht", fügte er seinen bisherigen Argumenten hinzu. „Also bei Olymp oder Nosmo. Und auch nur dann, wenn es unbedingt nötig ist." Bullys Gesicht war bei seinen Worten immer länger und fassungsloser geworden. „Aber was willst du dann tun?" rief der Dicke und japste nach Luft. „Die Hände in den Schoß legen?"
„Nein." Rhodans Blick blieb auf Finch Erkroy ruhen. „Noviel Residor hat von Anfang recht gehabt. Er vertrat die Ansicht, dass wir SEELENQUELL nur dort bekämpfen können, wo er sich selbst aufhält. Also direkt auf Arkon III. Und wir dürfen uns nicht zuviel Zeit lassen. Irgendwann ist die Superintelligenz so stark, dass wir erst gar nicht mehr in ihre Nähe
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