2072 - Der Pakt mit dem Teufel
Verletzten befinden sich auf Medostationen, wir haben jetzt zumindest einen guten Überblick über die Situation." Rhodan konnte den Blick des Ersten Piloten nicht richtig deuten. Die hellen Augen flackerten unruhig, als wolle Rminios etwas sagen, traue sich aber nicht. „Was liegt dir auf dem Herzen, Claudio?" fragte der Terraner direkt. Rminios atmete kräftig durch. Sein spitzes Gesicht richtete sich auf Rhodan. Zuerst wollte er offensichtlich nicht mit der Sprache heraus, doch dann gab er sich einen Ruck. „Die Stimmen mehren sich, die einen sofortigen Gegenangriff vorschlagen. Wir sind gerade mal 800 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Wenn wir jetzt angreifen, überraschen wir die Arkoniden, denn damit rechnen sie bestimmt nicht."
„Ist das auch deine Meinung?"
„Nein. Aber wenn ich mit den anderen Piloten spreche, höre ich solche Aussagen immer wieder. Es gibt einen gewissen Unmut in der Flotte. Es gibt sogar Menschen, die dir Feigheit vorwerfen." Perry Rhodan knirschte mit den Zähnen. Er konnte die Besatzungsmitglieder, die solche Gedanken hegten, durchaus verstehen.
Die Niederlage bohrte in jedem von ihnen, auch in ihm. Wenn sie wenigstens den Arkoniden die Schuld hätten geben können. Oder wenn diese wenigstens allein schuld wären. So aber ...
Mit SEELENQUELL stand den Terranern eine nicht fassbare Entität gegenüber. Die Arkoniden befolgten bei aller imperialen Politik lediglich die Befehle der jungen Superintelligenz. Sie waren nicht für die Invasion der Heimat verantwortlich zu machen, auch wenn Bostich und seine Berater schon vorher einen solchen Plan gehegt haben sollten. Offensichtlich zog Rhodan ein grimmiges Gesicht. Er bemerkte es an der Reaktion des jungen Piloten. „Das ist nicht meine Meinung", sagte Rminios hastig, „aber so denken viele."
„Und es ist gut, dass du es mir gesagt hast", versetzte Rhodan. „Ist der Transmitter bereit?" Rminios nickte. „Und in der Solaren Residenz warten schon alle auf dich."
Im Büro des Residenten in der Solaren Residenz fühlte sich Perry inzwischen fast ebenso heimisch wie in seinem Bungalow am Goshun-See. Jetzt aber kam ihm alles etwas ungewohnt vor: die Möbel, der Wandschmuck, die Topfpflanzen. Die Gegenstände auf seinem Schreibtisch schienen von fremder Hand geordnet zu sein, obwohl er selbst sie so zurechtgelegt hatte. Auch die Anwesenden wirkten wie Fremdkörper. Ob es an ihrer angespannten Haltung lag oder an ihren Gesichtern, konnte er nicht sagen. Alle waren sie da: Reginald Bull, Gucky, Maurenzi Curtiz und ein Teil der Minister, die militärischen Befehlshaber aus der oberen und mittleren Führungsebene, aber auch Finch Erkroy, Noviel Residors Stellvertreter mit einigen seiner Mitarbeiter.
Im Unterschied zu seinem Chef konnte sich Erkroy nicht über mangelnden Haarwuchs beklagen. Sein Kopf war geradezu zugewachsen. Die buschigen Augenbrauen reichten bis zu den Schläfen. Der dichte schwarze Vollbart hing bis zur Brust. Im TLD-Tower auf Luna nannten sie Erkroy nur „den Schwarzen". Rhodan nickte stumm zur Begrüßung. Er stützte sich auf die Platte seines Schreibtisches und sah die Anwesenden der Reihe nach an. „Ich habe die kleine Ruhepause genutzt", sagte er. „Es war auch nötig. Die Emissionen der mittlerweile in diesem Sektor detonierten Schiffe ...", kam er dann zur Sache, „... sind über Hunderte von Lichtjahren zu orten. Man kann sie fast bis zum Solsystem erkennen. Dumm sind die Arkoniden beim besten Willen nicht. Es wird nicht lange dauern, und wir bekommen Besuch. Stufe Drei des Rückzugsplans tritt hiermit in Kraft."
Es bedeutete die Fortsetzung der Flucht, die sie über Gamma-Cenix und weitere Zwischenstationen an einen bisher noch geheimgehaltenen Ort führen würde. „Du willst also endgültig aus der Nähe der Heimat verschwinden?" fragte Bully leise. Wenn der alte Freund so sprach, war das ein deutlicheres Zeichen für seine Wut, als hätte er laut gebrüllt. Perry Rhodan zog fast unmerklich die Augenbrauen hoch. „Genau so sieht es der Rückzugsplan vor, den das Oberkommando unter deiner Leitung ausgearbeitet hat", antwortete er „Hast du das vergessen?"
„Nein, natürlich nicht.
Wir haben bloß keine Veranlassung, Stufe Drei einzuleiten. Wie du weißt, stehen uns rund 218.000 unbeschädigte und kampffähige Einheiten zur Verfügung. Das Überraschungsmoment ist auf unserer Seite. Die Kommandeure warten auf den Einsatzbefehl."
Rhodan sah in die Runde. Bei allen Anwesenden entdeckte er nur
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