2074 - Neun Tage des Zitterns
breiten, goldbestickten Gürtel über den Hüften gerafft wurde. Vor der Brust hing eine Scheibe aus durchbrochenem Edelmetall und unzähligen Edelsteinen. Die Figuren im goldenen Rahmen schienen eine Geschichte zu erzählen. Kelteroms zweiter Blick galt ihren Füßen; sie steckten erwartungsgemäß in Schuhen mit ungewöhnlich hohen Absätzen. „Willkommen im Hanischen Palast", sagte Aurianne. Ihre Stimme, ein warmer Alt, begann beim letzten Wort zu zittern. „Ihr seid... ihr seid die Mäzene... also doch." Ihre Finger zitterten, als sie auf drei Sessel zeigte. Die Sitzmöbel waren auf die Größe arkonidischer Besucher zugeschnitten.
Aurianne starrte ter Royah an, tastete sich entlang der Tischkante zu ihrem Sitz und ließ sich in die Kissen fallen, als verlöre sie die Kraft in den Beinen. Eine Millitonta lang war nur das Rauschen der Brandung zu hören. Kelterom wollte zu reden anfangen, aber Durren kam ihm zuvor. „Ich habe es schon anklingen lassen., Vollkommene Dienerin, dass beide Edlen allen Aktivitäten um den Hanischen Palast wohlwollend gegenüberstehen. Kelterom Champac, ein Importeur und Groß- und Einzelhändler ausgesuchter Weine, ist bereit, deine Vorhaben großzügig zu alimentieren."
„Vorausgesetzt, dass du mir mit einer Gefälligkeit entgegenkommst", bekräftigte Kelterom. „Es wäre dir ein leichtes ..." Er lehnte sich zurück und schwieg. Für Aurianne waren weder er noch Durren in diesen Augenblicken wichtig. Sie musterte voller Verwirrtheit den maskierten Imperator. Ihr Dryhanensinn ist hoch entwickelt, sagte sich Kelterom. Ihre Palastdiener hatten ihr sicherlich von den Meldungen des Residenzfunks berichtet, und möglicherweise hatte nicht nur ein ehemaliger Diener im Kristallpalast gespürt, dass Bostich I. in diesem Teil der Insel unerkannt umherging. Und jetzt spürte Aurianne da Ithaba, dass Lorts ter Royah in Wirklichkeit der angebetete Imperator war.
Aber ... Bostich der Erste war tot! Kelterom sah zu, wie sich die zierliche Frau selbst quälte. Sie hatte im Kristallpalast gedient und konnte sich nicht den Wahrnehmungen ihres Dryhanensinns entziehen. Die Blicke ihrer dunkelroten Augen wechselten zwischen Unglauben und Überraschung, zwischen mühsam kontrolliertem Schock und einem nie gekannten Glücksgefühl. Der Residenzfunk sprach die Wahrheit. Die alten Dryhanen haben sich nicht geirrt: Sie haben Bostich I. gespürt. Unwiderruflich! Bostich lebte! Oder war er als inkarnierter Sternengott rechtzeitig zur Hanischen Zeremonie in den Kosmos der Normalen heruntergestiegen?
Das gespannte Schweigen, durchzogen von den Rufen jagender Seevögel, hatte nur einige Atemzüge lang gedauert. Dann richtete sich ter Royah auf, hob die Hand und fragte: „Die Terrasse ist abhörsicher?" Aurianne nickte. „Eynam on Manshegur hat dafür gesorgt."
„Dein Dryhanensinn hat dich nicht im Stich gelassen, Vollkommene Dienerin. Man will das Göttliche Imperium davon überzeugen, dass ich tot bin. Ich lebe, wie du dich selbst überzeugen kannst. Bostich Zwei ist ein Roboter, jeder Dryhane kann ihn enttarnen. Dass Bostich Zwei samt der Thronflotte ARK'IMPERION scheinbar verschwunden ist, tut nichts zur Sache. Ich bin hier, weil ich an der Hanischen Zeremonie teilnehmen muss." Er berührte Durren an der Schulter und redete weiter. „Der Edle Champac wird dir alles bis ins kleinste auseinandersetzen."
„Auch den Umstand, dass die Gefälligkeit aus ein paar Holofotos besteht." Champac deutete lächelnd auf Aurianne und sich. Als er in ihre Augen blickte, glaubte er in ein Meer rotglühender Lava zu blicken. Sein Herzschlag beschleunigte sich. „Zhdopanthi Gaumarol Bostich! Das ist zuviel für ..." Aurianne schluckte und sprach nicht weiter. Ter Royah machte abwehrende Bewegungen. „Zur höfischen Etikette und dem imperial hoheitsvollen Tun kehren wir zurück, wenn ich wieder im Kristallpalast residiere. Bis zur Hanischen Zeremonie muss mich jeder für einen normalen Arkoniden von einer wenig bedeutenden Welt halten. Bis kurz vor dem entscheidenden Zeitpunkt sehe ich mich weiter um, lebe auf der Yacht ZEUTAN und versuche, SEELENQUELL zu schaden, wenn auch nur in Gedanken."
„Hochedler ter Royah!" Aurianne zwang sich zu dieser Anrede, zwang sich weiterzusprechen. Sie war ganz offensichtlich unschlüssig darüber, was sie tun sollte: sich zu Boden werfen, den Imperator anhimmeln, die Augen niederschlagen ... Sie flüsterte: „Ich und alle Dryhanen, wir tun alles für Euch; jeden noch so
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