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2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wechselten unaufhörlich. Aurianne hielt die Hände am Rücken und fühlte das Zittern ihrer Finger. Bis zu dem Augenblick, in dem Kelterom in ihr Leben eingetreten war, war ihre Energie darauf gerichtet gewesen, den würdevollen Abgang der Dryhanen von der Bühne des Daseins sicherzustellen. Zu den gewaltigen Verwerfungen, die Bostichs Auftritt hervorrufen würde und deren Erschütterungen sie fürchtete, kam ein hoffnungsvoller Ausblick: Sie und Kelterom hatten erkannt, dass sie füreinander bestimmt waren. „Alle Frauen und Männer der Gruppe zwei bereithalten zum Bühnenauftritt!" sagte Eynam. Einige grüne Signallichter begannen wild zu blinken.
    Verstanden! Mit jener Gabe, die ihr den wahren Imperator gezeigt hatte, konnte sie tief hinter die Maske Kelterom Champacs blicken und dort erkennen, wie hart ihn das Schicksal hatte werden lassen. Trotz aller Widerstände hatte er seine innere Stärke bewahrt; in ihrer Gegenwart empfand er nichts anderes als das Gefühl kommender, leuchtender Pragos und Jahre.
    Ihre Gefühle wurden in einem Maß er widert, das sie bisher nie gekannt hatte. Vielleicht gab es eine Zukunft mit ihm. Ihr Fortgang von der Insel der Dienenden würde ihrem Volk einen schweren Schock versetzen. Sie kannte die Holoschau auswendig. Trotzdem beobachtete sie die Monitore. Die Prallfelder hatten die Statue aus khygischem Kristall aus den Halterungen des Schutzkäfigs gehoben und bis vor die Öffnung zur Bühne bugsiert. Die Holoschau trat in die Schlusssequenz ein. Die Aussagen von Musik, enggebündelten Scheinwerferstrahlen und Laserstrahlen, sich verändernden Holographiken und Farbspielen konzentrierten sich auf den Höhepunkt: Nur ein Arkonide führte mit seiner Einzigartigkeit das Imperium zur wahren Blüte. Seine Erhabenheit, der tausendäugige Imperator Bostich II.!
    O Kelterom. Hilf mir! Halte mich ganz fest! dachte Aurianne. Sie nahm Bostich an der Hand. Er nickte und lächelte zuversichtlich. Sie führte ihn bis zum markierenden Strahl; jenseits wurden sie auf der Bühne sichtbar. „Die Statue -los!"
    Künstlicher Rauch wallte auf und mischte die Farben zu augenverwirrenden Wolken und Wirbeln. Das Licht aus Spezialscheinwerfern konzentrierte sich auf den kristallenen Imperator. Yobilyn I. schwebte dreißig Meter über der Bühne auf deren Zentrum zu. Der Widerschein und die unterschiedlichen Teile des optisch erfassbaren Lichts, deren jeder einen anderen Ausschnitt des solaren Arkon-Spektrums reflektierte, blendeten jeden Besucher. Einige Herzschläge vergingen. Jubel und Begeisterungsschreie, Beckenschläge, Trommeln und Fanfaren betäubten alle Sinne. Die Statue schwebte in der festen Position.
    Einige Herzschläge vergingen. Aurianne betrat die Bühne und blieb, ohne dass sie in der Lichtorgie jemand sah, im vorderen Drittel stehen. Einige Herzschläge oder zwei Millitontas später bildeten etwa zweihundertfünfzig Dryhanen, unter ihnen jene als Diener kostümierten, dicht an dicht stehend, einen Halbkreis hinter ihr. Gleichzeitig erschien hinter dem Nebelvorhang, der sich vor der Projektion des riesigen Tors aus Stahl und Fels spannte und ständig in wechselnden Farben brodelte, ein grünleuchtendes Energiefeld, dessen Zentrum von einem schwarzen Wabern gebildet wurde; das Transmitter-Abstrahlfeld in der Öffnung des Tors war mehr zu ahnen als zu sehen.
    Einige Herzschläge später ... Die letzten Holos lösten sich auf. In der Mitte des Dryhanenhalbkreises bildete sich, als die Diener zur Seite traten, eine schmale Öffnung. Über der Bühne, bis fast zum Scheitelpunkt der Kuppel, baute sich ein reflektierender Schirm auf, der das Geschehen in der Bühnenmitte mehr als hundertfach vergrößerte. Die Dryhanen hoben die Arme und deuteten auf eine große, weißgekleidete Gestalt, die gemessenen Schrittes geradeaus auf Aurianne zuging. Die monströse Vergrößerung, in der Gesicht und Brust des Näherkommenden zu schweben schienen, zeigte unverkennbar ... ... den Imperator! Seine Millionenäugige Erhabenheit!
    In weißer Staatsuniform, aber ohne Krone, Zepter und alle anderen Amtsinsignien oder Orden. Ein einziger langgezogener Laut, der aus vielen Geräuschen zusammengesetzt war, ging durch das Auditorium. Binnen weniger Atemzüge breitete sich atemlose Stille aus. Ein unsichtbares Mikrophon fing die Stimme des Imperators auf; er hatte schon zu sprechen begonnen, als er noch auf Aurianne zuschritt.
    Jedes Objektiv all der vielen Kameras und Holo-Aufnahmegeräte richtete sich auf

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