Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
rund um den Kristalldom zu warten, wie der Hanische Palast Sitzplätze hatte: 400.000. Die vielen Medien-Teams stellten grellfarbige Wohn- und Materialcontainer auf und versuchten sich selbst zu versorgen. Aus der Flughöhe der Passagierfähren glich das ausgedehnte Areal einem Ameisenhaufen, in dem unsichtbare Kerbtierfresser wüteten.
    Ein Holo-Spezialist ließ seine umfangreiche Ausrüstung in den Palast schleppen und nahm Holos von Aurianne da Ithaba und Kelterom Champac auf.
    Einige Bilder zeigten wie unbeabsichtigt Weinflaschen mit unlesbaren Etiketten. Stets war das Glas in Kelteroms Hand halb voll, und nur eine winzige Menge Wein befand sich im Glas, das die Verwalterin des Palasts hielt. Die professionellen Gepäckstücke des Fotografen hatten, als ein anderer Transportdienst sie abholte, ein Zehntel ihres Gewichts; einige Teile fehlten. Kelterom betrachtete schweigend nacheinander die kleinen Probe-Holos, wandte sich an Aurianne und sagte: „Ein unvoreingenommener Betrachter würde die Bilder für die Aufnahmen von Verliebten halten."
    „Er käme der Wahrheit nahe, Kelterom", sagte Aurianne ernst und hielt seine Hand fest. „Vielleicht ist es die Zukunft einer Vollkommenen Dienerin."
    „Denken wir nicht an die ferne Zukunft." Kelterom stapelte die Würfel aufeinander und lächelte sie an. „Bringen wir zuerst die Zeremonie hinter uns." Nein, sagte er sich. Sie waren nicht ineinander verliebt. Noch nicht; noch waren sie von der gegenseitigen Faszination beherrscht. Die Zeremonie, die in wenigen Tontas bevorstand, warf ihre drohenden Schatten auf die verrinnende Zeit. Weiterhin ungewiss war das Schicksal der Siganesen in den Katsugos. Die unmittelbare Nähe Bostichs 1., der zwar noch immer die Vollkörpermaske trug, aber bereit war, sie gegen sein gewohntes Aussehen und die weiße Uniform Zu tauschen, stand als weitere Belastung im Raum. In Shulukai, in Kelteroms Apartment, würden sie in Ruhe und ohne Zeugen zueinander finden. Inzwischen trugen alle USO-Spezialisten und auf Anordnung des Sekretärs on Manshegur sämtliche Dryhanen dieses Bezirks die Netze, die sie vor SEELENQUELLS Wirken schützte. Auch die letzte Überprüfung hatte gezeigt, dass jeder Spezialist an seinem Platz aus harrte und auch die Fluchtwege gesichert waren.
    Einige Tontas vor Beginn der Zeremonie begann sich der Hanische Palast zu füllen. Die Kontrollrobots arbeiteten summend und blinkend. Eine Schar Dryhanen und eine größere Gruppe Robots dirigierten die Besucher zu ihren Plätzen. 270 Grad des Vollkreises bestanden aus ansteigenden Sitzreihen, Gängen und Rampen; das letzte Viertel, die Bühne, war in die endgültige Position hochgefahren worden. Kelterom saß in einer der letzten Reihen, weit oben, auf einem Platz, von dem aus er sowohl die gesamte Anordnung der Sitze als auch die Vorgänge auf der Bühne im Blick hatte.
    Während die Zuschauer ohne Hast ihre Sitze aufsuchten, schwollen das Gemurmel Tausender Gespräche und die betont feierliche Musik an, und langsam wechselte die Farbe des Lichts, das die Kuppel ausfüllte. Rings um Kelterom waren die Sitze noch leer. Er hob das Fernglas an die Augen.
    Das Gerät zeigte ihm, nach einigem Suchen, den Geheimdienstchef Sargor da Progeron, der in einer Gruppe nicht uniformierter Celistas vor seinem Sitz stand. Kurze Zeit später setzte er sich in eine der vordersten Reihen, direkt vor der Mitte der Bühne. „Du wünschst dir wahrscheinlich, dass dich SEELENQUELL aufklärt, was nun wirklich geschehen ist, nicht wahr?" Kelterom drückte seine Gedanken flüsternd aus. „Hab' ich mir gedacht. Du glaubst wohl nicht dem Residenzfunk?" Der Verlust des Roboters Enzon, das Verschwinden der Thronflotte ARK'IMPERlON, dazu das Schweigen des Meisters, der seine beste Hand im ungewissen ließ ... Manchmal reagierte SEELENQUELL mit unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision, manchmal schien es, als warte die Superintelligenz geduldig alle Entwicklungen ab, ohne zu reagieren. Kelterom sah, wie Sargor da Progeron sich entspannte, die Beine übereinander legte und missbilligende Blicke auf einige Dryhanen in Bühnennähe warf.
    Seit Stunden schwebten Holokameras durch den Saal und vor den Eingängen des Kuppelpalasts. Sie nahmen ununterbrochen Einzel- und Massenszenen auf, die charakteristisch oder sehenswert waren und die Zuschauer auf allen Welten Thantur-Loks auf den Beginn der Zeremonie einstimmen sollten. Mehrere Medienteams hatten sich nahe den Eingängen postiert und kommentierten

Weitere Kostenlose Bücher