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2076 - Der Sternenlotse

Titel: 2076 - Der Sternenlotse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das Raumschiff verlassen. Wo ist das Problem?"
    Der Wissenschaftler hatte in einem Sessel gesessen. Nun hielt es ihn nicht mehr darin. Er stand auf und entfernte sich einige Schritte von dem Arkoniden. Bei dem Gedanken an die Erde und die dort bestehenden persönlichen Verbindungen wurde er offensichtlich von starken Gefühlsanwallungen überwältigt. Schwer atmend legte er die Hände vor das Gesicht, und es dauerte lange bis er sich gefangen hatte und weitersprechen konnte.
    „Ich weiß wirklich nicht, ob du das verstehen kannst", sagte er. „Aber die Sehnsucht ist eine Kraft, deren Macht man nicht unterschätzen sollte. Kannst du dir vorstellen, daß ich noch einmal ganz sentimental zu Weihnachten mit meiner Familie zusammensitzen, Lieder singen, kindliche und kitschige Gedichte hören und vielleicht auch Kuchen essen möchte, den ich eigentlich gar nicht mag?
    Daß ich höchst banale Geschichten von Verwandten, Freunden und Bekannten hören möchte, die dieses oder jenes getan oder auch nicht getan haben?"
    „Durchaus."
    „So wie mir geht es vielen an Bord. Zu Anfang war alles in Ordnung, und alle haben an einem Strick gezogen. Mittlerweile aber sind wir schon zu lange unterwegs, viel zu lange. Zumindest für unsere Familien sind ein Dutzend Jahre vergangen, für uns natürlich nicht unbedingt."
    Atlan hörte ruhig zu. Er wußte, daß es dem Wissenschaftler ernst war und daß er gut daran tat, seine Argumente sorgfältig zu gewichten „Ich kenne die Macht der Sehnsucht", beteuerte er. „Ich selbst war ihr lange genug ausgesetzt, als ich auf der Erde gestrandet war und keine Möglichkeit hatte, nach Arkon zurückzukehren. Das ist lange her, aber ich habe „es nicht vergessen."
    „Das dürfte ohnehin für jemanden schwer sein, der über ein photographisches Gedächtnis verfügt", erwiderte Latif mit unüberhörbar sarkastischem Unterton.
    Der Arkonide lächelte flüchtig. Wenn der Mann wüßte, was ich alles vergessen habe, überlegte er.
    Oder welche Erinnerungen von ES und anderen mächtigen Wesen einfach gelöscht wurden.
    Atlans Gedanken eilten in eine ferne Vergangenheit zurück. Er konnte Kerper Latif verstehen.
    Möglicherweise sogar noch viel besser, als dieser sich vorstellen konnte.
    Auch die stärksten und widerstandsfähigsten Bäume beginnen als sehr zarte Pflänzlein, stellte der Logiksektor mit einer gewissen Ironie fest. Wenn sie dem Samenkorn entspringen, sind sie so zart, daß bereits ein wenig Kälte ,oder Trockenheit sie, umbringen könnte. Aber sie wachsen heran, und wenn sich ihnen niemand in den Weg stellt, werden sie eines Tages zu kraftvollen Riesen, die ihre Umgebung beherrschen.
    „Ich werde mit den anderen darüber reden", versprach der Unsterbliche. ,Atlan war sich sehr wohl dessen bewußt, welch explosiver Cocktail sich aus beginnender Unzufriedenheit, sanfter Kritik und sentimentaler Sehnsucht nach der Heimat entwickeln 'konnte, sofern diese ignoriert wurden. Es galt, sich mit den Sorgen und Nöten der Besatzung auseinanderzusetzen und den Menschen an Bord die berechtigte Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Milchstraße zu geben.
    Wichtig war aber auch, jedem einzelnen deutlich zu machen, weshalb die SOL die Suche nach Mohodeh Kascha nicht aufgeben durfte.
    Kerper Latif schien mit, dieser Auskunft vorerst zufrieden zu sein. Ein befreit wirkendes Lächeln aber erschien nicht auf seinen Lippen. Seine Haltung war nach wie vor von tiefen' Bedenken geprägt.
    „Ich werde es den anderen mitteilen", antwortete er. „Allzulange solltest du uns aber nicht warten lassen. Es wäre fatal für die SOL, wenn aus der Unzufriedenheit Widerstand erwachsen sollte."
    „Ist mir klar", versetzte Atlan. „-Um es aber noch einmal ganz deutlich zu sagen: Ich bin fest davon überzeugt, daß die SOL im direkten Interesse der Menschheit fliegt. Es wäre unverantwortlich, wenn wir vorzeitig aufgäben. Wir dürfen nicht in die Milchstraße zurückkehren, ohne vorher mit Mohodeh Kascha gesprochen zu haben."
    Der Arkonide begleitete den Kybernetiker auf den Gang hinaus und dabei ,eröffnete er ihm, daß er die Besatzung umfassend informieren wollte.
    „Wir werden versuchen, einen klar umrissenen Zeitrahmen zu erarbeiten, innerhalb dessen wir den Flug in die Heimat antreten", versprach er. „Bleibt zu hoffen, daß die Ereignisse, dann keine Eigendynamik entwickeln, so daß die Dinge unseren Händen entgleiten. Auch das haben wir ja schon einige Male erlebt."
    Atlan bat den Kybernetiker, ihn in

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